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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh: Angeli drittes Buch
161. Was GOtt nicht kennet.
GOtt der sonst alles siht/ und alles bringt ans Licht/
Kennt einen losen Mann und leere Jugfrau nicht.
162. Der Jrrwisch.
Wer ohne Liebe laufft/ komt nicht ins Himmelreich:
Er springt bald hin bald her/ ist einem Jrrwisch gleich.
163. Die geheime Widergeburt
Auß Gott wird man gebohrn/ in Christo stirbet man:
Und in dem heiligen Geist fäht man zu Leben an.
164. Die Lieb' ists Glaubens Seele.
Der Glaub allein ist Todt/ Er kan nicht eher Leben/
Biß daß jhm seine Seel die Liebe wird gegeben.
165. Des GOttverliebten Wunsch.
Drey wünsch' ich mir zu seyn: erleucht wie Cherubim/
Geruhig wie ein Thron/ entbrandt wie Seraphim.
166. Das Creutze.
Vor Zeiten war das Creutz die gröste Schmach und Hohn!
Nu trägts der Keiser selbst auf seinem Haupt und Kron:
167. Der Geitz ist manchmal gut.
Der Geitzhalß scharrt und kratzt umb zeitlichen Gewin:
Ach daß wir unß nicht so umb ewigen bemühn!
168. Die GOttheit.
Die GOttheit ist ein Brunn/ auß jhr kombt alles her:
Und laufft auch wider hin/ drumb ist sie auch ein Meer:
169. Die
Joh: Angeli drittes Buch
161. Was GOtt nicht kennet.
GOtt der ſonſt alles ſiht/ und alles bringt ans Licht/
Kennt einen loſen Mann und leere Jugfrau nicht.
162. Der Jrꝛwiſch.
Wer ohne Liebe laufft/ komt nicht ins Himmelreich:
Er ſpringt bald hin bald her/ iſt einem Jrꝛwiſch gleich.
163. Die geheime Widergeburt
Auß Gott wird man gebohrn/ in Chriſto ſtirbet man:
Und in dem heiligen Geiſt faͤht man zu Leben an.
164. Die Lieb’ iſts Glaubens Seele.
Der Glaub allein iſt Todt/ Er kan nicht eher Leben/
Biß daß jhm ſeine Seel die Liebe wird gegeben.
165. Des GOttverliebten Wunſch.
Drey wuͤnſch’ ich mir zu ſeyn: erleucht wie Cherubim/
Geruhig wie ein Thron/ entbrandt wie Seraphim.
166. Das Creutze.
Vor Zeiten war das Creutz die groͤſte Schmach un̄ Hohn!
Nu traͤgts der Keiſer ſelbſt auf ſeinem Haupt und Kron:
167. Der Geitz iſt manchmal gut.
Der Geitzhalß ſcharꝛt und kratzt umb zeitlichen Gewin:
Ach daß wir unß nicht ſo umb ewigen bemuͤhn!
168. Die GOttheit.
Die GOttheit iſt ein Brunn/ auß jhr kombt alles her:
Und laufft auch wider hin/ drumb iſt ſie auch ein Meer:
169. Die
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[117[118]/0124] Joh: Angeli drittes Buch 161. Was GOtt nicht kennet. GOtt der ſonſt alles ſiht/ und alles bringt ans Licht/ Kennt einen loſen Mann und leere Jugfrau nicht. 162. Der Jrꝛwiſch. Wer ohne Liebe laufft/ komt nicht ins Himmelreich: Er ſpringt bald hin bald her/ iſt einem Jrꝛwiſch gleich. 163. Die geheime Widergeburt Auß Gott wird man gebohrn/ in Chriſto ſtirbet man: Und in dem heiligen Geiſt faͤht man zu Leben an. 164. Die Lieb’ iſts Glaubens Seele. Der Glaub allein iſt Todt/ Er kan nicht eher Leben/ Biß daß jhm ſeine Seel die Liebe wird gegeben. 165. Des GOttverliebten Wunſch. Drey wuͤnſch’ ich mir zu ſeyn: erleucht wie Cherubim/ Geruhig wie ein Thron/ entbrandt wie Seraphim. 166. Das Creutze. Vor Zeiten war das Creutz die groͤſte Schmach un̄ Hohn! Nu traͤgts der Keiſer ſelbſt auf ſeinem Haupt und Kron: 167. Der Geitz iſt manchmal gut. Der Geitzhalß ſcharꝛt und kratzt umb zeitlichen Gewin: Ach daß wir unß nicht ſo umb ewigen bemuͤhn! 168. Die GOttheit. Die GOttheit iſt ein Brunn/ auß jhr kombt alles her: Und laufft auch wider hin/ drumb iſt ſie auch ein Meer: 169. Die

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 117[118]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/124>, abgerufen am 27.11.2024.