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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh: Angeli drittes Buch
31. Dein Hertz wanns leer/ ist besser.
Ach elend! Unser GOtt muß in dem Stalle seyn!
Räum auß mein Kind dein Hertz/ und giebs Jhm ey-
lends ein.
32. Der Himmel wird zur Erden.
Der Himmel senket sich/ er kombt und wird zur Erden:
Wann steigt die Erd' empor/ und wird zum Himmel
werden?
33. Wann GOtt empfangen wird.
Als dann empfähstu GOtt/ wann seines Geistes gütte/
Beschattet seine Magd die Jungfrau dein Gemütte.
34. Auf das Creutz unsers Erlösers.
Gewiß ist dieser Baum vom Lebens Baum gehägt/
Weil er solch' edle Frucht das Leben selber trägt.
35. Das allersüsseste.
Süß ist der Hönigseym/ süß ist der Rebenmost/
Süß ist das Himmelbrod der Jsrelitten kost:
Süß ist was Seraphin von anbegin empfunden/
Noch süsser ist HErr Christ das süsse deiner Wunden.
26. Die übertreffliche Liebe.
Gantz unbegreiflich ist die Lieb' auß der sich GOtt
Jn eines Mägdlein Schoß zum Bräutgam mir ent-
both.
Doch gleichet diesem nichts daß er auch Leib und Leben/
Am Creutze wie ein Schelm für mich hat hin gegeben.
37. Der verliebte GOtt.
GOtt liebet mich allein/ nach mir ist Jhm so bange/
Daß Er auch stirbt für Angst/ weil ich Jhm nicht anhange
38. Die
Joh: Angeli drittes Buch
31. Dein Hertz wanns leer/ iſt beſſer.
Ach elend! Unſer GOtt muß in dem Stalle ſeyn!
Raͤum auß mein Kind dein Hertz/ und giebs Jhm ey-
lends ein.
32. Der Himmel wird zur Erden.
Der Himmel ſenket ſich/ er kombt und wird zur Erden:
Wann ſteigt die Erd’ empor/ und wird zum Himmel
werden?
33. Wann GOtt empfangen wird.
Als dann empfaͤhſtu GOtt/ wan̄ ſeines Geiſtes guͤtte/
Beſchattet ſeine Magd die Jungfrau dein Gemuͤtte.
34. Auf das Creutz unſers Erloͤſers.
Gewiß iſt dieſer Baum vom Lebens Baum gehaͤgt/
Weil er ſolch’ edle Frucht das Leben ſelber traͤgt.
35. Das allerſuͤſſeſte.
Suͤß iſt der Hoͤnigſeym/ ſuͤß iſt der Rebenmoſt/
Suͤß iſt das Himmelbrod der Jſrelitten koſt:
Suͤß iſt was Seraphin von anbegin empfunden/
Noch ſuͤſſer iſt HErr Chriſt das ſuͤſſe deiner Wunden.
26. Die übertreffliche Liebe.
Gantz unbegreiflich iſt die Lieb’ auß der ſich GOtt
Jn eines Maͤgdlein Schoß zum Braͤutgam mir ent-
both.
Doch gleichet dieſem nichts daß er auch Leib und Leben/
Am Creutze wie ein Schelm fuͤr mich hat hin gegeben.
37. Der verliebte GOtt.
GOtt liebet mich allein/ nach mir iſt Jhm ſo bange/
Daß Er auch ſtirbt fuͤr Angſt/ weil ich Jhm nicht anhange
38. Die
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[199[100]/0106] Joh: Angeli drittes Buch 31. Dein Hertz wanns leer/ iſt beſſer. Ach elend! Unſer GOtt muß in dem Stalle ſeyn! Raͤum auß mein Kind dein Hertz/ und giebs Jhm ey- lends ein. 32. Der Himmel wird zur Erden. Der Himmel ſenket ſich/ er kombt und wird zur Erden: Wann ſteigt die Erd’ empor/ und wird zum Himmel werden? 33. Wann GOtt empfangen wird. Als dann empfaͤhſtu GOtt/ wan̄ ſeines Geiſtes guͤtte/ Beſchattet ſeine Magd die Jungfrau dein Gemuͤtte. 34. Auf das Creutz unſers Erloͤſers. Gewiß iſt dieſer Baum vom Lebens Baum gehaͤgt/ Weil er ſolch’ edle Frucht das Leben ſelber traͤgt. 35. Das allerſuͤſſeſte. Suͤß iſt der Hoͤnigſeym/ ſuͤß iſt der Rebenmoſt/ Suͤß iſt das Himmelbrod der Jſrelitten koſt: Suͤß iſt was Seraphin von anbegin empfunden/ Noch ſuͤſſer iſt HErr Chriſt das ſuͤſſe deiner Wunden. 26. Die übertreffliche Liebe. Gantz unbegreiflich iſt die Lieb’ auß der ſich GOtt Jn eines Maͤgdlein Schoß zum Braͤutgam mir ent- both. Doch gleichet dieſem nichts daß er auch Leib und Leben/ Am Creutze wie ein Schelm fuͤr mich hat hin gegeben. 37. Der verliebte GOtt. GOtt liebet mich allein/ nach mir iſt Jhm ſo bange/ Daß Er auch ſtirbt fuͤr Angſt/ weil ich Jhm nicht anhange 38. Die

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 199[100]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/106>, abgerufen am 23.11.2024.