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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Geistr. Sinn- und schlußr.
12. Es trägt und wird getragen.
Das Wort dz alles trägt/ auch selbsten Gott den Alten/
Muß hier ein Jungfräulein mit jhren ärmlein halten.
13. Jch die Ursach.
Sag allerliebstes Kind/ bin ichs umb den du weinst?
Ach ja du sihst mich an: ich bins wol den du meinst.
14. Küssungs Begierde.
Ach laß mich doch mein Kind mein Gott an deinen Füsse/
Nur einen Augenblik das minste Brünklein küssen.
Jch weiß werd' ich von Dir nur bloß berühret seyn/
Daß straks verschwinden wird/ mein'/ und auch deine
Pein.
15. Der beste Lobgesang.
Singt singt jhr Engel singt: mit hudert tausend Zungen
Wird dieses wehrte Kind nicht würdiglich besungen.
Ach möcht' ich ohne Zung/ und ohne Stimme seyn!
Jch weiß ich säng' jhm straks das liebste Liedelein.
16. Er mir/ ich Jhm.
Wißt/ GOtt wird mir ein Kind/ ligt in der Jungfrau
Schoß/
Daß ich jhm werde GOtt/ und wachs jhm gleich und groß.
17. Am Nächsten am besten.
Mensch werde GOtt verwandt auß Wasser Blutt und
Geist/
Auf daß du GOtt in GOtt auß GOtt durch GOtte seyst.
Wer jhn Umbhalsen wil/ muß jhm nicht nur allein
Befreundet/ sondern gar sein Kind und Mutter seyn.
18. Die
E 2
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
12. Es traͤgt und wird getragen.
Das Wort dz alles traͤgt/ auch ſelbſten Gott den Alten/
Muß hier ein Jungfraͤulein mit jhren aͤrmlein halten.
13. Jch die Urſach.
Sag allerliebſtes Kind/ bin ichs umb den du weinſt?
Ach ja du ſihſt mich an: ich bins wol den du meinſt.
14. Kuͤſſungs Begierde.
Ach laß mich doch mein Kind mein Gott an deinen Fuͤſſé/
Nur einen Augenblik das minſte Bruͤnklein kuͤſſen.
Jch weiß werd’ ich von Dir nur bloß beruͤhret ſeyn/
Daß ſtraks verſchwinden wird/ mein’/ und auch deine
Pein.
15. Der beſte Lobgeſang.
Singt ſingt jhr Engel ſingt: mit hũdert tauſend Zungen
Wird dieſes wehrte Kind nicht wuͤrdiglich beſungen.
Ach moͤcht’ ich ohne Zung/ und ohne Stimme ſeyn!
Jch weiß ich ſaͤng’ jhm ſtraks das liebſte Liedelein.
16. Er mir/ ich Jhm.
Wißt/ GOtt wird mir ein Kind/ ligt in der Jungfrau
Schoß/
Daß ich jhm werde GOtt/ und wachs jhm gleich un̄ groß.
17. Am Naͤchſten am beſten.
Menſch werde GOtt verwandt auß Waſſer Blutt und
Geiſt/
Auf daß du GOtt in GOtt auß GOtt durch GOtte ſeyſt.
Wer jhn Umbhalſen wil/ muß jhm nicht nur allein
Befreundet/ ſondern gar ſein Kind und Mutter ſeyn.
18. Die
E 2
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[96[97]/0103] Geiſtr. Sinn-und ſchlußr. 12. Es traͤgt und wird getragen. Das Wort dz alles traͤgt/ auch ſelbſten Gott den Alten/ Muß hier ein Jungfraͤulein mit jhren aͤrmlein halten. 13. Jch die Urſach. Sag allerliebſtes Kind/ bin ichs umb den du weinſt? Ach ja du ſihſt mich an: ich bins wol den du meinſt. 14. Kuͤſſungs Begierde. Ach laß mich doch mein Kind mein Gott an deinen Fuͤſſé/ Nur einen Augenblik das minſte Bruͤnklein kuͤſſen. Jch weiß werd’ ich von Dir nur bloß beruͤhret ſeyn/ Daß ſtraks verſchwinden wird/ mein’/ und auch deine Pein. 15. Der beſte Lobgeſang. Singt ſingt jhr Engel ſingt: mit hũdert tauſend Zungen Wird dieſes wehrte Kind nicht wuͤrdiglich beſungen. Ach moͤcht’ ich ohne Zung/ und ohne Stimme ſeyn! Jch weiß ich ſaͤng’ jhm ſtraks das liebſte Liedelein. 16. Er mir/ ich Jhm. Wißt/ GOtt wird mir ein Kind/ ligt in der Jungfrau Schoß/ Daß ich jhm werde GOtt/ und wachs jhm gleich un̄ groß. 17. Am Naͤchſten am beſten. Menſch werde GOtt verwandt auß Waſſer Blutt und Geiſt/ Auf daß du GOtt in GOtt auß GOtt durch GOtte ſeyſt. Wer jhn Umbhalſen wil/ muß jhm nicht nur allein Befreundet/ ſondern gar ſein Kind und Mutter ſeyn. 18. Die E 2

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 96[97]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/103>, abgerufen am 27.11.2024.