Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli Drittes Buch Geistreicher Sinn/ und Schluß-Reime. 1. Auf die Krippe JEsu. Diß Holtz ist köstlicher als Salomonis Thron: Weil drein geleget wird der wahre GOttes Sohn. 2. Uber den Stall. Ach Pilger kehr hier ein/ der Stall zu Betthlehem Jst besser als die Burg und Stadt Jerusalem. Du Herbergest hier wol: weil sich daß Ewge Kindt/ Mit seiner Jungfrau Braut und Mutter hier befindt. 3. An die Jungfraw Maria. Sag an/ O wehrte Frau/ hat dich nicht außerkohrn Die Demut/ daß du GOtt empfangen und gebohrn? Sag/ obs was anders ist? Damit auch ich auf Erden Kan eine Magd und Braut und Mutter Gottes werden. 4. Ein Seufftzer. Man legte GOtt aufs Stro/ als Er ein Mensch ward/ hin: Ach daß ich nicht daß Heu und Stro gewesen bin! 5. An den Gelehrten. Du grübelst in der Schrifft/ und meinst mit Klügeley Zu finden GOttes Sohn: Ach mache dich doch frey Von diser Sucht/ und komm in Stall jhn selbst zu küssen: So wirstu bald der Krafft deß wehrten Kinds ge- niessen. 6. Die
Johannis Angeli Drittes Buch Geiſtreicher Sinn/ uñ Schluß-Reime. 1. Auf die Krippe JEſu. Diß Holtz iſt koͤſtlicher als Salomonis Thron: Weil drein geleget wird der wahre GOttes Sohn. 2. Uber den Stall. Ach Pilger kehr hier ein/ der Stall zu Betthlehem Jſt beſſer als die Burg und Stadt Jeruſalem. Du Herbergeſt hier wol: weil ſich daß Ewge Kindt/ Mit ſeiner Jungfrau Braut und Mutter hier befindt. 3. An die Jungfraw Maria. Sag an/ O wehrte Frau/ hat dich nicht außerkohrn Die Demut/ daß du GOtt empfangen und gebohrn? Sag/ obs was anders iſt? Damit auch ich auf Erden Kan eine Magd uñ Braut und Mutter Gottes werden. 4. Ein Seufftzer. Man legte GOtt aufs Stro/ als Er ein Menſch ward/ hin: Ach daß ich nicht daß Heu und Stro geweſen bin! 5. An den Gelehrten. Du gruͤbelſt in der Schrifft/ und meinſt mit Kluͤgeley Zu finden GOttes Sohn: Ach mache dich doch frey Von diſer Sucht/ uñ kom̃ in Stall jhn ſelbſt zu küſſẽ: So wirſtu bald der Krafft deß wehrten Kinds ge- nieſſen. 6. Die
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0092" n="88[86]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Johannis Angeli</hi> </fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Drittes Buch<lb/> Geiſtreicher Sinn/ uñ<lb/> Schluß-Reime.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">1. Auf die Krippe JEſu.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Diß Holtz iſt koͤſtlicher als <hi rendition="#fr">Salomonis</hi> Thron:</l><lb/> <l>Weil drein geleget wird der wahre GOttes Sohn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">2. Uber den Stall.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Ach Pilger kehr hier ein/ der Stall zu Betthlehem</l><lb/> <l>Jſt beſſer als die Burg und Stadt Jeruſalem.</l><lb/> <l>Du Herbergeſt hier wol: weil ſich daß Ewge Kindt/</l><lb/> <l>Mit ſeiner Jungfrau Braut und Mutter hier befindt.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">3. An die Jungfraw Maria.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Sag an/ O wehrte Frau/ hat dich nicht außerkohrn</l><lb/> <l>Die Demut/ daß du GOtt empfangen und gebohrn?</l><lb/> <l>Sag/ obs was anders iſt? Damit auch ich auf Erden</l><lb/> <l>Kan eine Magd uñ Braut und Mutter Gottes werden.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">4. Ein Seufftzer.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Man legte GOtt aufs Stro/ als Er ein Menſch</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ward/ hin:</hi> </l><lb/> <l>Ach daß ich nicht daß Heu und Stro geweſen bin!</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">5. An den Gelehrten.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Du gruͤbelſt in der Schrifft/ und meinſt mit Kluͤgeley</l><lb/> <l>Zu finden GOttes Sohn: Ach mache dich doch frey</l><lb/> <l>Von diſer Sucht/ uñ kom̃ in Stall jhn ſelbſt zu küſſẽ:</l><lb/> <l>So wirſtu bald der Krafft deß wehrten Kinds ge-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nieſſen.</hi> </l> </lg> </div> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">6. Die</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [88[86]/0092]
Johannis Angeli
Drittes Buch
Geiſtreicher Sinn/ uñ
Schluß-Reime.
1. Auf die Krippe JEſu.
Diß Holtz iſt koͤſtlicher als Salomonis Thron:
Weil drein geleget wird der wahre GOttes Sohn.
2. Uber den Stall.
Ach Pilger kehr hier ein/ der Stall zu Betthlehem
Jſt beſſer als die Burg und Stadt Jeruſalem.
Du Herbergeſt hier wol: weil ſich daß Ewge Kindt/
Mit ſeiner Jungfrau Braut und Mutter hier befindt.
3. An die Jungfraw Maria.
Sag an/ O wehrte Frau/ hat dich nicht außerkohrn
Die Demut/ daß du GOtt empfangen und gebohrn?
Sag/ obs was anders iſt? Damit auch ich auf Erden
Kan eine Magd uñ Braut und Mutter Gottes werden.
4. Ein Seufftzer.
Man legte GOtt aufs Stro/ als Er ein Menſch
ward/ hin:
Ach daß ich nicht daß Heu und Stro geweſen bin!
5. An den Gelehrten.
Du gruͤbelſt in der Schrifft/ und meinſt mit Kluͤgeley
Zu finden GOttes Sohn: Ach mache dich doch frey
Von diſer Sucht/ uñ kom̃ in Stall jhn ſelbſt zu küſſẽ:
So wirſtu bald der Krafft deß wehrten Kinds ge-
nieſſen.
6. Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |