Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Vierdtes Buch. 155. Wie GOtt im Menschen. Mehr als die Seel im Leib/ Verstand in dem Gemütte Jst GOttes Wesenheit in dir und deiner Hütte. 156. Noch darvon. GOtt ist noch mehr in mir/ als wann daß gantze Meer Jn einem kleinen Schwamm gantz und beysammen wär. 157. GOtt ist in und umb mich. Jch bin der GOttheit Faß in welchs sie sich ergeust: Sie ist mein tieffes Meer daß mich insich beschlenst. 158. Daß grosse ist im kleinen verborgen. Der Umbkreiß ist im punit/ im Saamen liegt die Frucht/ GOtt in der Welt: wie King ist der jhn drinne sucht! 159. Alles in allem. Wie sah S. Benedict die Welt in einer Kohlen? Es ist in allem alls verborgen und verholen. 160. GOtt ist überall Herrlich. Kein Stäublein ist so schlecht/ kein Stüpffchin ist so klein: Der Weise sihet GOtt gantz herrlich drinne sein. 161. Alles in einem. Jn einem Senffkörnlein/ so du's verstehen wilt Jst aller oberern und untrern dinge Bild. 162. Eins ist im andren. Das Ey ist in der Henn/ die Henn ist in dem Ey: Die zwey im Eins/ und auch daß Eines in der Zwey. 163. Alles kompt auß dem verborgenen. Wer hätte daß vermeint! auß Finsternüß komts Licht/ Daß Leben auß dem Tod/ daß etwas auß dem Nicht. 164. Daß Conterfeet GOttes. Jch weiß GOtts Conterfect: Er hat sich Abgebildt/ Jn seinen Creaturn/ wo du's erkennen wilt. 166.
Vierdtes Buch. 155. Wie GOtt im Menſchen. Mehr als die Seel im Leib/ Verſtand in dem Gemuͤtte Jſt GOttes Weſenheit in dir und deiner Huͤtte. 156. Noch darvon. GOtt iſt noch mehr in mir/ als wann daß gantze Meer Jn einem kleinen Schwamm gantz und beyſam̃en waͤr. 157. GOtt iſt in und umb mich. Jch bin der GOttheit Faß in welchs ſie ſich ergeuſt: Sie iſt mein tieffes Meer daß mich inſich beſchlenſt. 158. Daß groſſe iſt im kleinen verborgen. Der Umbkreiß iſt im punit/ im Saamen liegt die Frucht/ GOtt in der Welt: wie King iſt der jhn drinne ſucht! 159. Alles in allem. Wie ſah S. Benedict die Welt in einer Kohlen? Es iſt in allem alls verborgen und verholen. 160. GOtt iſt uͤberall Herꝛlich. Kein Staͤublein iſt ſo ſchlecht/ kein Stuͤpffchin iſt ſo klein: Der Weiſe ſihet GOtt gantz herꝛlich drinne ſein. 161. Alles in einem. Jn einem Senffkoͤrnlein/ ſo du’s verſtehen wilt Jſt aller oberern und untrern dinge Bild. 162. Eins iſt im andren. Das Ey iſt in der Henn/ die Henn iſt in dem Ey: Die zwey im Eins/ und auch daß Eines in der Zwey. 163. Alles kompt auß dem verborgenen. Wer haͤtte daß vermeint! auß Finſternuͤß komts Licht/ Daß Leben auß dem Tod/ daß etwas auß dem Nicht. 164. Daß Conterfeet GOttes. Jch weiß GOtts Conterfect: Er hat ſich Abgebildt/ Jn ſeinen Creaturn/ wo du’s erkennen wilt. 166.
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Vierdtes Buch.
155. Wie GOtt im Menſchen.
Mehr als die Seel im Leib/ Verſtand in dem Gemuͤtte
Jſt GOttes Weſenheit in dir und deiner Huͤtte.
156. Noch darvon.
GOtt iſt noch mehr in mir/ als wann daß gantze Meer
Jn einem kleinen Schwamm gantz und beyſam̃en waͤr.
157. GOtt iſt in und umb mich.
Jch bin der GOttheit Faß in welchs ſie ſich ergeuſt:
Sie iſt mein tieffes Meer daß mich inſich beſchlenſt.
158. Daß groſſe iſt im kleinen verborgen.
Der Umbkreiß iſt im punit/ im Saamen liegt die
Frucht/
GOtt in der Welt: wie King iſt der jhn drinne ſucht!
159. Alles in allem.
Wie ſah S. Benedict die Welt in einer Kohlen?
Es iſt in allem alls verborgen und verholen.
160. GOtt iſt uͤberall Herꝛlich.
Kein Staͤublein iſt ſo ſchlecht/ kein Stuͤpffchin iſt ſo
klein:
Der Weiſe ſihet GOtt gantz herꝛlich drinne ſein.
161. Alles in einem.
Jn einem Senffkoͤrnlein/ ſo du’s verſtehen wilt
Jſt aller oberern und untrern dinge Bild.
162. Eins iſt im andren.
Das Ey iſt in der Henn/ die Henn iſt in dem Ey:
Die zwey im Eins/ und auch daß Eines in der Zwey.
163. Alles kompt auß dem verborgenen.
Wer haͤtte daß vermeint! auß Finſternuͤß komts
Licht/
Daß Leben auß dem Tod/ daß etwas auß dem Nicht.
164. Daß Conterfeet GOttes.
Jch weiß GOtts Conterfect: Er hat ſich Abgebildt/
Jn ſeinen Creaturn/ wo du’s erkennen wilt.
166.
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 141[139]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/145>, abgerufen am 06.07.2024. |