Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Buch.
Die Welt ist Bethlehem/ Egypten Einsamkeit:
Fleuch meine Seele fleuch/ sonst stirbestu für Leyd.
241. Die Wunder Geburt.
Maria ist Crystall/ jhr Sohn ist Himmlisch Licht:
Drumm dringt er gantz durch sie/ und öffnet sie doch nicht
242. Die wunderliche umbwechßlung.
Schaut wunder! Gottes Sohn wird jung in lauter
Freuden/
Und muß mit lauter Angst von hinnen wieder scheiden:
Wir tommen auff die Welt mit Thränen/ und vergehn
Mit Lachen: wo wir recht in seinem Geiste stehn.
243. Sey niemals sicher.
Ach Jungfrau sieh dich vor! denn wann du Mutter
worden
So suchet straks der Feind dein Kindlein zuermorden.
244. Die Unerhörte Verkehrung.
Es kehrt sich alles umb: die Burg ist in der Höle/
Die Krippe wird ein Thron/ der Tag kombt in der
Nacht/
Die Jungfrau bringt ein Kind: Ach Mensch biß
auch bedacht/
Daß sich verkehre wol/ dein Hertze Geist und Seele.
245. Von der Krippe.
Die Krippe halt' ich un für einen Kleinod-schrein/
Weil JEsus drinnen liegt/ der mein Carfunkelstein.
246. Von der Jungfrawen Maria.
Daß Weib umbgiebt den Mann/ der Jungfrau wird
vertraut
Der Held. Wie da? Sie ist daß Brauttbett und
auch Braut.
247. Die Perlen gebührt.

Die Perle wird vom Thau in einer Muschel Höle
Gezeuget und gebohrn/ und diß ist bald beweist

Wo
Drittes Buch.
Die Welt iſt Bethlehem/ Egypten Einſamkeit:
Fleuch meine Seele fleuch/ ſonſt ſtirbeſtu fuͤr Leyd.
241. Die Wunder Geburt.
Maria iſt Cryſtall/ jhr Sohn iſt Himmliſch Licht:
Drum̃ dringt er gantz durch ſie/ uñ oͤffnet ſie doch nicht
242. Die wunderliche umbwechßlung.
Schaut wunder! Gottes Sohn wird jung in lauter
Freuden/
Und muß mit lauter Angſt von hiñen wieder ſcheidẽ:
Wir tom̃en auff die Welt mit Thraͤnen/ und vergehn
Mit Lachen: wo wir recht in ſeinem Geiſte ſtehn.
243. Sey niemals ſicher.
Ach Jungfrau ſieh dich vor! denn wann du Mutter
worden
So ſuchet ſtraks der Feind dein Kindlein zuermordẽ.
244. Die Unerhoͤrte Verkehrung.
Es kehrt ſich alles umb: die Burg iſt in der Hoͤle/
Die Krippe wird ein Thron/ der Tag kombt in der
Nacht/
Die Jungfrau bringt ein Kind: Ach Menſch biß
auch bedacht/
Daß ſich verkehre wol/ dein Hertze Geiſt und Seele.
245. Von der Krippe.
Die Krippe halt’ ich un fuͤr einen Kleinod-ſchrein/
Weil JEſus drinnen liegt/ der mein Carfunkelſtein.
246. Von der Jungfrawen Maria.
Daß Weib umbgiebt den Mann/ der Jungfrau wird
vertraut
Der Held. Wie da? Sie iſt daß Brauttbett und
auch Braut.
247. Die Perlen gebuͤhrt.

Die Perle wird vom Thau in einer Muſchel Hoͤle
Gezeuget und gebohrn/ und diß iſt bald beweiſt

Wo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0123" n="119[117]"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Welt i&#x017F;t Bethlehem/ Egypten Ein&#x017F;amkeit:</l><lb/>
            <l>Fleuch meine Seele fleuch/ &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;tirbe&#x017F;tu fu&#x0364;r Leyd.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">241. Die Wunder Geburt.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Maria i&#x017F;t Cry&#x017F;tall/ jhr Sohn i&#x017F;t Himmli&#x017F;ch Licht:</l><lb/>
            <l>Drum&#x0303; dringt er gantz durch &#x017F;ie/ un&#x0303; o&#x0364;ffnet &#x017F;ie doch nicht</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">242. Die wunderliche umbwechßlung.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Schaut wunder! Gottes Sohn wird jung in lauter</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Freuden/</hi> </l><lb/>
            <l>Und muß mit lauter Ang&#x017F;t von hin&#x0303;en wieder &#x017F;cheide&#x0303;:</l><lb/>
            <l>Wir tom&#x0303;en auff die Welt mit Thra&#x0364;nen/ und vergehn</l><lb/>
            <l>Mit Lachen: wo wir recht in &#x017F;einem Gei&#x017F;te &#x017F;tehn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">243. Sey niemals &#x017F;icher.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ach Jungfrau &#x017F;ieh dich vor! denn wann du Mutter</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">worden</hi> </l><lb/>
            <l>So &#x017F;uchet &#x017F;traks der Feind dein Kindlein zuermorde&#x0303;.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">244. Die Unerho&#x0364;rte Verkehrung.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Es kehrt &#x017F;ich alles umb: die Burg i&#x017F;t in der Ho&#x0364;le/</l><lb/>
            <l>Die Krippe wird ein Thron/ der Tag kombt in der</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Nacht/</hi> </l><lb/>
            <l>Die Jungfrau bringt ein Kind: Ach Men&#x017F;ch biß</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">auch bedacht/</hi> </l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ich verkehre wol/ dein Hertze Gei&#x017F;t und Seele.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">245. Von der Krippe.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Krippe halt&#x2019; ich un fu&#x0364;r einen Kleinod-&#x017F;chrein/</l><lb/>
            <l>Weil JE&#x017F;us drinnen liegt/ der mein Carfunkel&#x017F;tein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">246. Von der Jungfrawen Maria.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Daß Weib umbgiebt den Mann/ der Jungfrau wird</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">vertraut</hi> </l><lb/>
            <l>Der Held. Wie da? Sie i&#x017F;t daß Brauttbett und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">auch Braut.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">247. Die Perlen gebu&#x0364;hrt.</hi> </head><lb/>
          <p>Die Perle wird vom Thau in einer Mu&#x017F;chel Ho&#x0364;le<lb/>
Gezeuget und gebohrn/ und diß i&#x017F;t bald bewei&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wo</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119[117]/0123] Drittes Buch. Die Welt iſt Bethlehem/ Egypten Einſamkeit: Fleuch meine Seele fleuch/ ſonſt ſtirbeſtu fuͤr Leyd. 241. Die Wunder Geburt. Maria iſt Cryſtall/ jhr Sohn iſt Himmliſch Licht: Drum̃ dringt er gantz durch ſie/ uñ oͤffnet ſie doch nicht 242. Die wunderliche umbwechßlung. Schaut wunder! Gottes Sohn wird jung in lauter Freuden/ Und muß mit lauter Angſt von hiñen wieder ſcheidẽ: Wir tom̃en auff die Welt mit Thraͤnen/ und vergehn Mit Lachen: wo wir recht in ſeinem Geiſte ſtehn. 243. Sey niemals ſicher. Ach Jungfrau ſieh dich vor! denn wann du Mutter worden So ſuchet ſtraks der Feind dein Kindlein zuermordẽ. 244. Die Unerhoͤrte Verkehrung. Es kehrt ſich alles umb: die Burg iſt in der Hoͤle/ Die Krippe wird ein Thron/ der Tag kombt in der Nacht/ Die Jungfrau bringt ein Kind: Ach Menſch biß auch bedacht/ Daß ſich verkehre wol/ dein Hertze Geiſt und Seele. 245. Von der Krippe. Die Krippe halt’ ich un fuͤr einen Kleinod-ſchrein/ Weil JEſus drinnen liegt/ der mein Carfunkelſtein. 246. Von der Jungfrawen Maria. Daß Weib umbgiebt den Mann/ der Jungfrau wird vertraut Der Held. Wie da? Sie iſt daß Brauttbett und auch Braut. 247. Die Perlen gebuͤhrt. Die Perle wird vom Thau in einer Muſchel Hoͤle Gezeuget und gebohrn/ und diß iſt bald beweiſt Wo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/123
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 119[117]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/123>, abgerufen am 03.12.2024.