Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli 114. Die Uberformung. Dann wird daß Thier ein Mensch/ der Mensch ein Englisch wesen/ Und dieses GOtt/ wann wir Vollkömmlich seynd ge- nesen. 115. Du must zuvor daß seyn. Mensch sol GOtt und sein Lamm dein Ewger Tem- pel seyn/ So mustu jhm zuvor dein Hertz zu einem weihn. 116. Der geistliche Opfferzeug. Mein Hertz ist ein Altar/ mein will' ists Opffer-Gutt/ Der Priester meine Seel/ die Liebe Feur und Glutt. 117. Der Ekstein ist daß beste. Den Goldstein suchet man/ und läst den Ekkestein/ Durch den man ewig reich/ gesund/ und klug kan seyn! 118. Der weisen Stein ist in dir. Mensch geh nur in dich selbst. Denn nach dem Stein der weisen/ Darf man nicht allererst in frembde Lande reisen. 119. Der Ekstein macht was ewig wehrt. Der Goldstein machet Gold daß mit der Welt ver- Der Ekstein einen Bau der ewiglich besteht. (geht:) 120. Die beste Tingirung. Den halt' ich im Tingirn für Meister und bewehrt/ Der Gott zu Lieb sein Hertz ins feinste Gold verkehrt. 121. Wir habens besser als die Engel. Den Engein geht es wol: noch besser uns auf Erden: Denn keiner jhrs Geschlechts kan GOtts Gemahlin werden. 122. Daß gröste Wunderwerk. Kein grösser Wunderwerk hat man noch nie gefunden: Als daß sich GOtt mit Koth (dem Menschen) hat ver- bunden. 122. GOtt
Johannis Angeli 114. Die Uberformung. Dann wird daß Thier ein Menſch/ der Menſch ein Engliſch weſen/ Und dieſes GOtt/ wann wir Vollkoͤmmlich ſeynd ge- neſen. 115. Du muſt zuvor daß ſeyn. Menſch ſol GOtt und ſein Lamm dein Ewger Tem- pel ſeyn/ So muſtu jhm zuvor dein Hertz zu einem weihn. 116. Der geiſtliche Opfferzeug. Mein Hertz iſt ein Altar/ mein will’ iſts Opffer-Gutt/ Der Prieſter meine Seel/ die Liebe Feur und Glutt. 117. Der Ekſtein iſt daß beſte. Den Goldſtein ſuchet man/ und laͤſt den Ekkeſtein/ Durch den man ewig reich/ geſund/ und klug kan ſeyn! 118. Der weiſen Stein iſt in dir. Menſch geh nur in dich ſelbſt. Denn nach dem Stein der weiſen/ Darf man nicht allererſt in frembde Lande reiſen. 119. Der Ekſtein macht was ewig wehrt. Der Goldſtein machet Gold daß mit der Welt ver- Der Ekſtein einen Bau der ewiglich beſteht. (geht:) 120. Die beſte Tingirung. Den halt’ ich im Tingirn fuͤr Meiſter und bewehrt/ Der Gott zu Lieb ſein Hertz ins feinſte Gold verkehrt. 121. Wir habens beſſer als die Engel. Den Engein geht es wol: noch beſſer uns auf Erden: Denn keiner jhrs Geſchlechts kan GOtts Gemahlin werden. 122. Daß groͤſte Wunderwerk. Kein groͤſſer Wunderwerk hat man noch nie gefundẽ: Als daß ſich GOtt mit Koth (dem Menſchen) hat ver- bunden. 122. GOtt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0108" n="104[102]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Johannis Angeli</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">114. Die Uberformung.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Dann wird daß Thier ein Menſch/ der Menſch ein</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Engliſch weſen/</hi> </l><lb/> <l>Und dieſes GOtt/ wann wir Vollkoͤmmlich ſeynd ge-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">neſen.</hi> </l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">115. Du muſt zuvor daß ſeyn.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Menſch ſol GOtt und ſein Lamm dein Ewger Tem-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">pel ſeyn/</hi> </l><lb/> <l>So muſtu jhm zuvor dein Hertz zu einem weihn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">116. Der geiſtliche Opfferzeug.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Mein Hertz iſt ein Altar/ mein will’ iſts Opffer-Gutt/</l><lb/> <l>Der Prieſter meine Seel/ die Liebe Feur und Glutt.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">117. Der Ekſtein iſt daß beſte.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Den Goldſtein ſuchet man/ und laͤſt den Ekkeſtein/</l><lb/> <l>Durch den man ewig reich/ geſund/ und klug kan ſeyn!</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">118. Der weiſen Stein iſt in dir.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Menſch geh nur in dich ſelbſt. Denn nach dem Stein</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">der weiſen/</hi> </l><lb/> <l>Darf man nicht allererſt in frembde Lande reiſen.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">119. Der Ekſtein macht was ewig wehrt.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Der Goldſtein machet Gold daß mit der Welt ver-</l><lb/> <l>Der Ekſtein einen Bau der ewiglich beſteht. (geht:)</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">120. Die beſte Tingirung.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Den halt’ ich im Tingirn fuͤr Meiſter und bewehrt/</l><lb/> <l>Der Gott zu Lieb ſein Hertz ins feinſte Gold verkehrt.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">121. Wir habens beſſer als die Engel.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Den Engein geht es wol: noch beſſer uns auf Erden:</l><lb/> <l>Denn keiner jhrs Geſchlechts kan GOtts Gemahlin</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">werden.</hi> </l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">122. Daß groͤſte Wunderwerk.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Kein groͤſſer Wunderwerk hat man noch nie gefundẽ:</l><lb/> <l>Als daß ſich GOtt mit Koth (dem Menſchen) hat ver-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">bunden.</hi> </l> </lg> </div> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">122. GOtt</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [104[102]/0108]
Johannis Angeli
114. Die Uberformung.
Dann wird daß Thier ein Menſch/ der Menſch ein
Engliſch weſen/
Und dieſes GOtt/ wann wir Vollkoͤmmlich ſeynd ge-
neſen.
115. Du muſt zuvor daß ſeyn.
Menſch ſol GOtt und ſein Lamm dein Ewger Tem-
pel ſeyn/
So muſtu jhm zuvor dein Hertz zu einem weihn.
116. Der geiſtliche Opfferzeug.
Mein Hertz iſt ein Altar/ mein will’ iſts Opffer-Gutt/
Der Prieſter meine Seel/ die Liebe Feur und Glutt.
117. Der Ekſtein iſt daß beſte.
Den Goldſtein ſuchet man/ und laͤſt den Ekkeſtein/
Durch den man ewig reich/ geſund/ und klug kan ſeyn!
118. Der weiſen Stein iſt in dir.
Menſch geh nur in dich ſelbſt. Denn nach dem Stein
der weiſen/
Darf man nicht allererſt in frembde Lande reiſen.
119. Der Ekſtein macht was ewig wehrt.
Der Goldſtein machet Gold daß mit der Welt ver-
Der Ekſtein einen Bau der ewiglich beſteht. (geht:)
120. Die beſte Tingirung.
Den halt’ ich im Tingirn fuͤr Meiſter und bewehrt/
Der Gott zu Lieb ſein Hertz ins feinſte Gold verkehrt.
121. Wir habens beſſer als die Engel.
Den Engein geht es wol: noch beſſer uns auf Erden:
Denn keiner jhrs Geſchlechts kan GOtts Gemahlin
werden.
122. Daß groͤſte Wunderwerk.
Kein groͤſſer Wunderwerk hat man noch nie gefundẽ:
Als daß ſich GOtt mit Koth (dem Menſchen) hat ver-
bunden.
122. GOtt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/108 |
Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 104[102]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/108>, abgerufen am 28.07.2024. |