Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

zeig, dass es für sein Alter zu viel Arbeit
gethan hat. Rührt aber der fehlerhafte Gang
des Pferdes nicht von Mattigkeit her, dann
wende man Rollers *) (lederne oder aus Kaut-
schuk hergestellte Wülste, die dem Pferde

*) Ueber die Anwendung dieser Rollers lassen sich bestimmte
Regeln nicht angeben. Man kann blos den Grundsatz aufstellen,
dass ein Pferd durch das Umschnallen derselben (was immer ganz
locker geschehen muss, damit sich das Pferd nicht aufscheuern kann)
zu einer vermehrten Action des betreffenden Fusses ge-
bracht wird. Geht also beispielsweise ein Pferd mit den Vorder-
füssen schön im Trab, mit den Hinterfüssen aber ungleichmässig,
so schnalle man den Roller an den Fuss, welcher zurückbleibt; doch
lässt sich, wie gesagt, eine genaue Regel hiefür nicht aufstellen und
muss man eben den Roller so lange von einem Fuss auf den anderen
schnallen, manchmal auch auf zwei Füssen gleichzeitig einen solchen
in Anwendung bringen, bis man das Richtige getroffen hat. Sicher
ist, dass die Amerikaner mit diesem Instrument die wunderbarsten
Erfolge erzielen und damit in beinahe allen Fällen fehlerhafte Gang-
arten ihrer Pferde bessern. Die Rollers sind entweder aus weichem
Leder hergestellt oder sie bestehen aus Riemen, an denen Kautschuk
oder Horn-Korallen in der Weise aufgefädelt sind, dass sich vorne
grössere und schwerere Kugeln befinden, welche sich nach rückwärts
zu, wo das Pferd aufgescheuert werden könnte, immer mehr ver-
jüngen. Ein ähnliches Instrument wurde auch in der alten Welt
schon vielfach mit Erfolg angewendet, um den Pferden das Hoch-
heben der Füsse beim Gehen beizubringen und sollte man keineswegs
ermangeln, dasselbe zur Verbesserung fehlerhafter Gangarten anzu-
wenden, welche man bei uns gewöhnlich als unverbesserlich betrachtet
und ruhig fortbestehen lässt. In neuester Zeit werden in Amerika für
denselben Zweck auch Toe-Weights (metallene Halbkugeln, welche an
den Zehentheilen des Pferdehufes in verschiedener Weise befestigt
werden) bis zu 1/2 Pfund Gewicht angewendet, und damit nicht nur
eine Verbesserung fehlerhafter Gangarten, sondern eine solche der
Traber-Leistungen überhaupt erzielt. Wir werden seiner Zeit, nach-
dem das Werk über das Training des Trabers vollendet ist, nicht
ermangeln, demselben auch noch eine Anleitung über den Gebrauch
der Hufgewichte ("Toe-Weights") anzuschliessen. Die Red.

zeig, dass es für sein Alter zu viel Arbeit
gethan hat. Rührt aber der fehlerhafte Gang
des Pferdes nicht von Mattigkeit her, dann
wende man Rollers *) (lederne oder aus Kaut-
schuk hergestellte Wülste, die dem Pferde

*) Ueber die Anwendung dieser Rollers lassen sich bestimmte
Regeln nicht angeben. Man kann blos den Grundsatz aufstellen,
dass ein Pferd durch das Umschnallen derselben (was immer ganz
locker geschehen muss, damit sich das Pferd nicht aufscheuern kann)
zu einer vermehrten Action des betreffenden Fusses ge-
bracht wird. Geht also beispielsweise ein Pferd mit den Vorder-
füssen schön im Trab, mit den Hinterfüssen aber ungleichmässig,
so schnalle man den Roller an den Fuss, welcher zurückbleibt; doch
lässt sich, wie gesagt, eine genaue Regel hiefür nicht aufstellen und
muss man eben den Roller so lange von einem Fuss auf den anderen
schnallen, manchmal auch auf zwei Füssen gleichzeitig einen solchen
in Anwendung bringen, bis man das Richtige getroffen hat. Sicher
ist, dass die Amerikaner mit diesem Instrument die wunderbarsten
Erfolge erzielen und damit in beinahe allen Fällen fehlerhafte Gang-
arten ihrer Pferde bessern. Die Rollers sind entweder aus weichem
Leder hergestellt oder sie bestehen aus Riemen, an denen Kautschuk
oder Horn-Korallen in der Weise aufgefädelt sind, dass sich vorne
grössere und schwerere Kugeln befinden, welche sich nach rückwärts
zu, wo das Pferd aufgescheuert werden könnte, immer mehr ver-
jüngen. Ein ähnliches Instrument wurde auch in der alten Welt
schon vielfach mit Erfolg angewendet, um den Pferden das Hoch-
heben der Füsse beim Gehen beizubringen und sollte man keineswegs
ermangeln, dasselbe zur Verbesserung fehlerhafter Gangarten anzu-
wenden, welche man bei uns gewöhnlich als unverbesserlich betrachtet
und ruhig fortbestehen lässt. In neuester Zeit werden in Amerika für
denselben Zweck auch Toe-Weights (metallene Halbkugeln, welche an
den Zehentheilen des Pferdehufes in verschiedener Weise befestigt
werden) bis zu ½ Pfund Gewicht angewendet, und damit nicht nur
eine Verbesserung fehlerhafter Gangarten, sondern eine solche der
Traber-Leistungen überhaupt erzielt. Wir werden seiner Zeit, nach-
dem das Werk über das Training des Trabers vollendet ist, nicht
ermangeln, demselben auch noch eine Anleitung über den Gebrauch
der Hufgewichte („Toe-Weights“) anzuschliessen. Die Red.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0036" n="20"/>
zeig, dass es für sein Alter zu viel Arbeit<lb/>
gethan hat. Rührt aber der fehlerhafte Gang<lb/>
des Pferdes nicht von Mattigkeit her, dann<lb/>
wende man Rollers <note place="foot" n="*)">Ueber die Anwendung dieser Rollers lassen sich bestimmte<lb/>
Regeln nicht angeben. Man kann blos den Grundsatz aufstellen,<lb/>
dass ein Pferd durch das Umschnallen derselben (was immer ganz<lb/>
locker geschehen muss, damit sich das Pferd nicht aufscheuern kann)<lb/>
zu einer <hi rendition="#g">vermehrten Action des betreffenden Fusses</hi> ge-<lb/>
bracht wird. Geht also beispielsweise ein Pferd mit den Vorder-<lb/>
füssen schön im Trab, mit den Hinterfüssen aber ungleichmässig,<lb/>
so schnalle man den Roller an den Fuss, welcher zurückbleibt; doch<lb/>
lässt sich, wie gesagt, eine genaue Regel hiefür nicht aufstellen und<lb/>
muss man eben den Roller so lange von einem Fuss auf den anderen<lb/>
schnallen, manchmal auch auf zwei Füssen gleichzeitig einen solchen<lb/>
in Anwendung bringen, bis man das Richtige getroffen hat. Sicher<lb/>
ist, dass die Amerikaner mit diesem Instrument die wunderbarsten<lb/>
Erfolge erzielen und damit in beinahe allen Fällen fehlerhafte Gang-<lb/>
arten ihrer Pferde bessern. Die Rollers sind entweder aus weichem<lb/>
Leder hergestellt oder sie bestehen aus Riemen, an denen Kautschuk<lb/>
oder Horn-Korallen in der Weise aufgefädelt sind, dass sich vorne<lb/>
grössere und schwerere Kugeln befinden, welche sich nach rückwärts<lb/>
zu, wo das Pferd aufgescheuert werden könnte, immer mehr ver-<lb/>
jüngen. Ein ähnliches Instrument wurde auch in der alten Welt<lb/>
schon vielfach mit Erfolg angewendet, um den Pferden das Hoch-<lb/>
heben der Füsse beim Gehen beizubringen und sollte man keineswegs<lb/>
ermangeln, dasselbe zur Verbesserung fehlerhafter Gangarten anzu-<lb/>
wenden, welche man bei uns gewöhnlich als unverbesserlich betrachtet<lb/>
und ruhig fortbestehen lässt. In neuester Zeit werden in Amerika für<lb/>
denselben Zweck auch Toe-Weights (metallene Halbkugeln, welche an<lb/>
den Zehentheilen des Pferdehufes in verschiedener Weise befestigt<lb/>
werden) bis zu ½ Pfund Gewicht angewendet, und damit nicht nur<lb/>
eine Verbesserung fehlerhafter Gangarten, sondern eine solche der<lb/>
Traber-Leistungen überhaupt erzielt. Wir werden seiner Zeit, nach-<lb/>
dem das Werk über das Training des Trabers vollendet ist, nicht<lb/>
ermangeln, demselben auch noch eine Anleitung über den Gebrauch<lb/>
der Hufgewichte (&#x201E;Toe-Weights&#x201C;) anzuschliessen. <hi rendition="#et"><hi rendition="#i">Die Red.</hi></hi></note> (lederne oder aus Kaut-<lb/>
schuk hergestellte Wülste, die dem Pferde<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0036] zeig, dass es für sein Alter zu viel Arbeit gethan hat. Rührt aber der fehlerhafte Gang des Pferdes nicht von Mattigkeit her, dann wende man Rollers *) (lederne oder aus Kaut- schuk hergestellte Wülste, die dem Pferde *) Ueber die Anwendung dieser Rollers lassen sich bestimmte Regeln nicht angeben. Man kann blos den Grundsatz aufstellen, dass ein Pferd durch das Umschnallen derselben (was immer ganz locker geschehen muss, damit sich das Pferd nicht aufscheuern kann) zu einer vermehrten Action des betreffenden Fusses ge- bracht wird. Geht also beispielsweise ein Pferd mit den Vorder- füssen schön im Trab, mit den Hinterfüssen aber ungleichmässig, so schnalle man den Roller an den Fuss, welcher zurückbleibt; doch lässt sich, wie gesagt, eine genaue Regel hiefür nicht aufstellen und muss man eben den Roller so lange von einem Fuss auf den anderen schnallen, manchmal auch auf zwei Füssen gleichzeitig einen solchen in Anwendung bringen, bis man das Richtige getroffen hat. Sicher ist, dass die Amerikaner mit diesem Instrument die wunderbarsten Erfolge erzielen und damit in beinahe allen Fällen fehlerhafte Gang- arten ihrer Pferde bessern. Die Rollers sind entweder aus weichem Leder hergestellt oder sie bestehen aus Riemen, an denen Kautschuk oder Horn-Korallen in der Weise aufgefädelt sind, dass sich vorne grössere und schwerere Kugeln befinden, welche sich nach rückwärts zu, wo das Pferd aufgescheuert werden könnte, immer mehr ver- jüngen. Ein ähnliches Instrument wurde auch in der alten Welt schon vielfach mit Erfolg angewendet, um den Pferden das Hoch- heben der Füsse beim Gehen beizubringen und sollte man keineswegs ermangeln, dasselbe zur Verbesserung fehlerhafter Gangarten anzu- wenden, welche man bei uns gewöhnlich als unverbesserlich betrachtet und ruhig fortbestehen lässt. In neuester Zeit werden in Amerika für denselben Zweck auch Toe-Weights (metallene Halbkugeln, welche an den Zehentheilen des Pferdehufes in verschiedener Weise befestigt werden) bis zu ½ Pfund Gewicht angewendet, und damit nicht nur eine Verbesserung fehlerhafter Gangarten, sondern eine solche der Traber-Leistungen überhaupt erzielt. Wir werden seiner Zeit, nach- dem das Werk über das Training des Trabers vollendet ist, nicht ermangeln, demselben auch noch eine Anleitung über den Gebrauch der Hufgewichte („Toe-Weights“) anzuschliessen. Die Red.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883/36
Zitationshilfe: Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883/36>, abgerufen am 25.04.2024.