Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.aus Sibirien. gelegt damit Reisende im Fall der Noth Dach und Fachfür Unwetter haben mögen. Jn diesem Fall sind sie an großen Flüssen, Morästen oder unwegsamen Oertern er- baut, damit wenn der Wandersmann zu der Zeit reiset, da entweder der Winter einsetzt oder Abschied nimmt, wo in beyden Fällen an verschiedenen Orten in Sibirien durchaus nicht weiter zu kommen ist, ohnerachtet ein Dorf oder Stadt im Angesicht ist; so kann er in einer solchen Simowie doch wenigstens bessere Herberge finden, wie auf dem freyen Felde. Doch, da jetzt Sibirien reich an Städten und Dörfern ist, so treibt die Noth, in Winterwohnungen einige Zeit zuzubringen, die Rei- senden nur dazu etwa am Eißmeer, in den Gegenden der Mündungen des Jenisei, Lena, Kowyma, Jana, Jndigirska-Flüsse u. s. w. oder in den unwegsamen Ge- birgen wo bis jetzt noch lauter nomadische Völker woh- nen. Eine Simowie ist übrigens bald gebauet indem sie nur aus über einander gelegten Bäumen aufgeführt und mit Cortex Laricis bedeckt wird. Den 21sten September konnte ich endlich diese Ge- her F 5
aus Sibirien. gelegt damit Reiſende im Fall der Noth Dach und Fachfuͤr Unwetter haben moͤgen. Jn dieſem Fall ſind ſie an großen Fluͤſſen, Moraͤſten oder unwegſamen Oertern er- baut, damit wenn der Wandersmann zu der Zeit reiſet, da entweder der Winter einſetzt oder Abſchied nimmt, wo in beyden Faͤllen an verſchiedenen Orten in Sibirien durchaus nicht weiter zu kommen iſt, ohnerachtet ein Dorf oder Stadt im Angeſicht iſt; ſo kann er in einer ſolchen Simowie doch wenigſtens beſſere Herberge finden, wie auf dem freyen Felde. Doch, da jetzt Sibirien reich an Staͤdten und Doͤrfern iſt, ſo treibt die Noth, in Winterwohnungen einige Zeit zuzubringen, die Rei- ſenden nur dazu etwa am Eißmeer, in den Gegenden der Muͤndungen des Jeniſei, Lena, Kowyma, Jana, Jndigirska-Fluͤſſe u. ſ. w. oder in den unwegſamen Ge- birgen wo bis jetzt noch lauter nomadiſche Voͤlker woh- nen. Eine Simowie iſt uͤbrigens bald gebauet indem ſie nur aus uͤber einander gelegten Baͤumen aufgefuͤhrt und mit Cortex Laricis bedeckt wird. Den 21ſten September konnte ich endlich dieſe Ge- her F 5
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aus Sibirien.
gelegt damit Reiſende im Fall der Noth Dach und Fach
fuͤr Unwetter haben moͤgen. Jn dieſem Fall ſind ſie an
großen Fluͤſſen, Moraͤſten oder unwegſamen Oertern er-
baut, damit wenn der Wandersmann zu der Zeit reiſet,
da entweder der Winter einſetzt oder Abſchied nimmt, wo
in beyden Faͤllen an verſchiedenen Orten in Sibirien
durchaus nicht weiter zu kommen iſt, ohnerachtet ein
Dorf oder Stadt im Angeſicht iſt; ſo kann er in einer
ſolchen Simowie doch wenigſtens beſſere Herberge finden,
wie auf dem freyen Felde. Doch, da jetzt Sibirien
reich an Staͤdten und Doͤrfern iſt, ſo treibt die Noth,
in Winterwohnungen einige Zeit zuzubringen, die Rei-
ſenden nur dazu etwa am Eißmeer, in den Gegenden
der Muͤndungen des Jeniſei, Lena, Kowyma, Jana,
Jndigirska-Fluͤſſe u. ſ. w. oder in den unwegſamen Ge-
birgen wo bis jetzt noch lauter nomadiſche Voͤlker woh-
nen. Eine Simowie iſt uͤbrigens bald gebauet indem
ſie nur aus uͤber einander gelegten Baͤumen aufgefuͤhrt
und mit Cortex Laricis bedeckt wird.
Den 21ſten September konnte ich endlich dieſe Ge-
birge verlaſſen, bey welcher Gelegenheit ich aber den
Weg laͤngſt dem Tſchikoi-Fluß waͤhlte, als welcher weit
bequemer war, wie ich dieſes von den Wildſchuͤtzen ge-
lernt hatte. Funfzehn Werſte von meiner Wohnung
paßirte ich eine große Alpenwieſe, in welcher ſich ſieben
kleine Landſeen befanden, die deswegen beruͤhmt ſind,
weil, wegen des haͤufigen Wildes, hier viele Jaͤger ſich
zu allen Zeiten aufhalten. Der Weg, den ich zur Heim-
reiſe waͤhlte war bey weitem angenehmer, wie der vor-
her
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