Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

aus Sibirien.
ders zu leichtem und doch warmen Unterfutter unter Deck-
betten und Frauenzimmerpelz.

14) Mustella Zibellina. (Soboll. mong. Bul-
log
a). Die beßten Zobel kommen von den Jakutzkischen
und Bargusinischen Gebirgen; auch die Kamtschatkischen
sind nicht übel: und da dessen Felle besonders jetzt sehr
theuer sind, so wird ihm aufs häufigste nachgestellt.

Ehedem thaten sich gewisse Gesellschaften von rußi-
schen Wildschützen zusammen, aus ihren eigenen Mitteln
wählten sie den ältesten und erfahrensten zum Befehls-
haber, und gaben ihm das Recht seine untergebenen Ka-
meraden zu strasen oder zu belohnen. Alle Morgen beym
Frühstück mußten sie ihm ihre Träume erzählen und zu-
folge diesen theilte er seine Leute entweder zur Jagd oder
zur Wache in der Simowie ab. Wer wider seine Be-
sehle handelte, wurde bestraft mit Stockprügeln, diejeni-
gen die das Gegentheil thaten, belohnt. Jetzt existiren
dergleichen Gesellschaften nicht mehr, sondern ein jeder
jagt wie er will und wenn Gesellschaften zusammentre-
ten, so machen sie einen Vergleich unter sich, wo ein je-
des Mitglied Gewinnst und Verlust theilt. Jch zwei-
fele übrigens sehr ob jemals von der rußischen Regie-
rung Leute auf den Zobelfang hieher zur Strafe sind ver-
schickt worden, wie das ausländische Mährchen lautet;
dieses würde nicht Strafe sondern Belohnung seyn. --

Jndessen, um die Art den Zobel zu fangen zu be-
schreiben so wird er heutiges Tages größtentheils durch
Jacuten, Tungusen, Mongolen und Buräten betrieben,
die im Winter mit dazu abgerichteten Hunden der Spur

des
E 2

aus Sibirien.
ders zu leichtem und doch warmen Unterfutter unter Deck-
betten und Frauenzimmerpelz.

14) Muſtella Zibellina. (Soboll. mong. Bul-
log
à). Die beßten Zobel kommen von den Jakutzkiſchen
und Barguſiniſchen Gebirgen; auch die Kamtſchatkiſchen
ſind nicht uͤbel: und da deſſen Felle beſonders jetzt ſehr
theuer ſind, ſo wird ihm aufs haͤufigſte nachgeſtellt.

Ehedem thaten ſich gewiſſe Geſellſchaften von rußi-
ſchen Wildſchuͤtzen zuſammen, aus ihren eigenen Mitteln
waͤhlten ſie den aͤlteſten und erfahrenſten zum Befehls-
haber, und gaben ihm das Recht ſeine untergebenen Ka-
meraden zu ſtraſen oder zu belohnen. Alle Morgen beym
Fruͤhſtuͤck mußten ſie ihm ihre Traͤume erzaͤhlen und zu-
folge dieſen theilte er ſeine Leute entweder zur Jagd oder
zur Wache in der Simowie ab. Wer wider ſeine Be-
ſehle handelte, wurde beſtraft mit Stockpruͤgeln, diejeni-
gen die das Gegentheil thaten, belohnt. Jetzt exiſtiren
dergleichen Geſellſchaften nicht mehr, ſondern ein jeder
jagt wie er will und wenn Geſellſchaften zuſammentre-
ten, ſo machen ſie einen Vergleich unter ſich, wo ein je-
des Mitglied Gewinnſt und Verluſt theilt. Jch zwei-
fele uͤbrigens ſehr ob jemals von der rußiſchen Regie-
rung Leute auf den Zobelfang hieher zur Strafe ſind ver-
ſchickt worden, wie das auslaͤndiſche Maͤhrchen lautet;
dieſes wuͤrde nicht Strafe ſondern Belohnung ſeyn. —

Jndeſſen, um die Art den Zobel zu fangen zu be-
ſchreiben ſo wird er heutiges Tages groͤßtentheils durch
Jacuten, Tunguſen, Mongolen und Buraͤten betrieben,
die im Winter mit dazu abgerichteten Hunden der Spur

des
E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0075" n="67"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">aus Sibirien.</hi></fw><lb/>
ders zu leichtem und doch warmen Unterfutter unter Deck-<lb/>
betten und Frauenzimmerpelz.</p><lb/>
          <p>14) <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;tella Zibellina.</hi> (<hi rendition="#fr">Soboll.</hi> mong. <hi rendition="#fr">Bul-<lb/>
log</hi><hi rendition="#aq">à</hi>). Die beßten Zobel kommen von den Jakutzki&#x017F;chen<lb/>
und Bargu&#x017F;ini&#x017F;chen Gebirgen; auch die Kamt&#x017F;chatki&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;ind nicht u&#x0364;bel: und da de&#x017F;&#x017F;en Felle be&#x017F;onders jetzt &#x017F;ehr<lb/>
theuer &#x017F;ind, &#x017F;o wird ihm aufs ha&#x0364;ufig&#x017F;te nachge&#x017F;tellt.</p><lb/>
          <p>Ehedem thaten &#x017F;ich gewi&#x017F;&#x017F;e Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften von rußi-<lb/>
&#x017F;chen Wild&#x017F;chu&#x0364;tzen zu&#x017F;ammen, aus ihren eigenen Mitteln<lb/>
wa&#x0364;hlten &#x017F;ie den a&#x0364;lte&#x017F;ten und erfahren&#x017F;ten zum Befehls-<lb/>
haber, und gaben ihm das Recht &#x017F;eine untergebenen Ka-<lb/>
meraden zu &#x017F;tra&#x017F;en oder zu belohnen. Alle Morgen beym<lb/>
Fru&#x0364;h&#x017F;tu&#x0364;ck mußten &#x017F;ie ihm ihre Tra&#x0364;ume erza&#x0364;hlen und zu-<lb/>
folge die&#x017F;en theilte er &#x017F;eine Leute entweder zur Jagd oder<lb/>
zur Wache in der Simowie ab. Wer wider &#x017F;eine Be-<lb/>
&#x017F;ehle handelte, wurde be&#x017F;traft mit Stockpru&#x0364;geln, diejeni-<lb/>
gen die das Gegentheil thaten, belohnt. Jetzt exi&#x017F;tiren<lb/>
dergleichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften nicht mehr, &#x017F;ondern ein jeder<lb/>
jagt wie er will und wenn Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften zu&#x017F;ammentre-<lb/>
ten, &#x017F;o machen &#x017F;ie einen Vergleich unter &#x017F;ich, wo ein je-<lb/>
des Mitglied Gewinn&#x017F;t und Verlu&#x017F;t theilt. Jch zwei-<lb/>
fele u&#x0364;brigens &#x017F;ehr ob jemals von der rußi&#x017F;chen Regie-<lb/>
rung Leute auf den Zobelfang hieher zur Strafe &#x017F;ind ver-<lb/>
&#x017F;chickt worden, wie das ausla&#x0364;ndi&#x017F;che Ma&#x0364;hrchen lautet;<lb/>
die&#x017F;es wu&#x0364;rde nicht Strafe &#x017F;ondern Belohnung &#x017F;eyn. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en, um die Art den Zobel zu fangen zu be-<lb/>
&#x017F;chreiben &#x017F;o wird er heutiges Tages gro&#x0364;ßtentheils durch<lb/>
Jacuten, Tungu&#x017F;en, Mongolen und Bura&#x0364;ten betrieben,<lb/>
die im Winter mit dazu abgerichteten Hunden der Spur<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0075] aus Sibirien. ders zu leichtem und doch warmen Unterfutter unter Deck- betten und Frauenzimmerpelz. 14) Muſtella Zibellina. (Soboll. mong. Bul- logà). Die beßten Zobel kommen von den Jakutzkiſchen und Barguſiniſchen Gebirgen; auch die Kamtſchatkiſchen ſind nicht uͤbel: und da deſſen Felle beſonders jetzt ſehr theuer ſind, ſo wird ihm aufs haͤufigſte nachgeſtellt. Ehedem thaten ſich gewiſſe Geſellſchaften von rußi- ſchen Wildſchuͤtzen zuſammen, aus ihren eigenen Mitteln waͤhlten ſie den aͤlteſten und erfahrenſten zum Befehls- haber, und gaben ihm das Recht ſeine untergebenen Ka- meraden zu ſtraſen oder zu belohnen. Alle Morgen beym Fruͤhſtuͤck mußten ſie ihm ihre Traͤume erzaͤhlen und zu- folge dieſen theilte er ſeine Leute entweder zur Jagd oder zur Wache in der Simowie ab. Wer wider ſeine Be- ſehle handelte, wurde beſtraft mit Stockpruͤgeln, diejeni- gen die das Gegentheil thaten, belohnt. Jetzt exiſtiren dergleichen Geſellſchaften nicht mehr, ſondern ein jeder jagt wie er will und wenn Geſellſchaften zuſammentre- ten, ſo machen ſie einen Vergleich unter ſich, wo ein je- des Mitglied Gewinnſt und Verluſt theilt. Jch zwei- fele uͤbrigens ſehr ob jemals von der rußiſchen Regie- rung Leute auf den Zobelfang hieher zur Strafe ſind ver- ſchickt worden, wie das auslaͤndiſche Maͤhrchen lautet; dieſes wuͤrde nicht Strafe ſondern Belohnung ſeyn. — Jndeſſen, um die Art den Zobel zu fangen zu be- ſchreiben ſo wird er heutiges Tages groͤßtentheils durch Jacuten, Tunguſen, Mongolen und Buraͤten betrieben, die im Winter mit dazu abgerichteten Hunden der Spur des E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/75
Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/75>, abgerufen am 27.11.2024.