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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

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aus Sibirien.
jenseit des ziemlich hohen Adlergebirges (Burgultei)
fand ich den seltenen Amygdalus pedunculata Pall. sein
Holz nimmt die Politur vortreflich an, der Stamm ist
aber zu dünn und gewunden. Bey der ersten Gränz-
wacht Kirau (20 Werst) waren mir zwey Salzseen
merkwürdig, die zwar einen großen Ueberschuß vom mi-
neralischem Laugensalz haben, aber doch zur Anlegung
einer Küchensalzsiederey nicht untauglich wären, wenn
nemlich das Schöpfen und Sieden im Winter unternom-
men würde *), und vielleicht wäre es auch nicht schwer
bey derselben Arbeit, durch die bey der Kälte leichtere
Scheidung, sogleich ansehnliche Vorräthe vom reinen
Alcali minerale zu schaffen. Denn nach dem Geschmack
zu urtheilen so war die Quantität vom Glaubersalz äus-
serst wenig, nirgends bemerkte ich Kristallen; desto häu-
figer aber war der weißgraue öfters zolldicke Salzaus-
schlag um den See herum und der See ist in trocknen
Sommern davon ganz weiß. Von diesem sammelte ich
zwölf Unzen, nahm es mit mir nach der 25 Werst wei-
ter entfernten Festung Kudara, wo ich den 27. April an-
langte, und lößte selbes in meinem Quartier in 3 Pfund
Wasser auf, filtrirte es, rauchte es ab und erhielt drey
Unzen ganz reine weisse Kristallen. Bey der zweyten
Kristallisation vier Unzen unreinere und zuletzt noch an-

dert-
*) Jch fand 3 Jahre nachhero im Aprilmonate keine
Spur mehr von irgend einem Mittelsalz, mehr wie
600 Pud mineralischen Alcali hätte ich hier zusam-
menschaufeln könneu.
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aus Sibirien.
jenſeit des ziemlich hohen Adlergebirges (Burgultei)
fand ich den ſeltenen Amygdalus pedunculata Pall. ſein
Holz nimmt die Politur vortreflich an, der Stamm iſt
aber zu duͤnn und gewunden. Bey der erſten Graͤnz-
wacht Kirau (20 Werſt) waren mir zwey Salzſeen
merkwuͤrdig, die zwar einen großen Ueberſchuß vom mi-
neraliſchem Laugenſalz haben, aber doch zur Anlegung
einer Kuͤchenſalzſiederey nicht untauglich waͤren, wenn
nemlich das Schoͤpfen und Sieden im Winter unternom-
men wuͤrde *), und vielleicht waͤre es auch nicht ſchwer
bey derſelben Arbeit, durch die bey der Kaͤlte leichtere
Scheidung, ſogleich anſehnliche Vorraͤthe vom reinen
Alcali minerale zu ſchaffen. Denn nach dem Geſchmack
zu urtheilen ſo war die Quantitaͤt vom Glauberſalz aͤuſ-
ſerſt wenig, nirgends bemerkte ich Kriſtallen; deſto haͤu-
figer aber war der weißgraue oͤfters zolldicke Salzaus-
ſchlag um den See herum und der See iſt in trocknen
Sommern davon ganz weiß. Von dieſem ſammelte ich
zwoͤlf Unzen, nahm es mit mir nach der 25 Werſt wei-
ter entfernten Feſtung Kudara, wo ich den 27. April an-
langte, und loͤßte ſelbes in meinem Quartier in 3 Pfund
Waſſer auf, filtrirte es, rauchte es ab und erhielt drey
Unzen ganz reine weiſſe Kriſtallen. Bey der zweyten
Kriſtalliſation vier Unzen unreinere und zuletzt noch an-

dert-
*) Jch fand 3 Jahre nachhero im Aprilmonate keine
Spur mehr von irgend einem Mittelſalz, mehr wie
600 Pud mineraliſchen Alcali haͤtte ich hier zuſam-
menſchaufeln koͤnneu.
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[39/0047] aus Sibirien. jenſeit des ziemlich hohen Adlergebirges (Burgultei) fand ich den ſeltenen Amygdalus pedunculata Pall. ſein Holz nimmt die Politur vortreflich an, der Stamm iſt aber zu duͤnn und gewunden. Bey der erſten Graͤnz- wacht Kirau (20 Werſt) waren mir zwey Salzſeen merkwuͤrdig, die zwar einen großen Ueberſchuß vom mi- neraliſchem Laugenſalz haben, aber doch zur Anlegung einer Kuͤchenſalzſiederey nicht untauglich waͤren, wenn nemlich das Schoͤpfen und Sieden im Winter unternom- men wuͤrde *), und vielleicht waͤre es auch nicht ſchwer bey derſelben Arbeit, durch die bey der Kaͤlte leichtere Scheidung, ſogleich anſehnliche Vorraͤthe vom reinen Alcali minerale zu ſchaffen. Denn nach dem Geſchmack zu urtheilen ſo war die Quantitaͤt vom Glauberſalz aͤuſ- ſerſt wenig, nirgends bemerkte ich Kriſtallen; deſto haͤu- figer aber war der weißgraue oͤfters zolldicke Salzaus- ſchlag um den See herum und der See iſt in trocknen Sommern davon ganz weiß. Von dieſem ſammelte ich zwoͤlf Unzen, nahm es mit mir nach der 25 Werſt wei- ter entfernten Feſtung Kudara, wo ich den 27. April an- langte, und loͤßte ſelbes in meinem Quartier in 3 Pfund Waſſer auf, filtrirte es, rauchte es ab und erhielt drey Unzen ganz reine weiſſe Kriſtallen. Bey der zweyten Kriſtalliſation vier Unzen unreinere und zuletzt noch an- dert- *) Jch fand 3 Jahre nachhero im Aprilmonate keine Spur mehr von irgend einem Mittelſalz, mehr wie 600 Pud mineraliſchen Alcali haͤtte ich hier zuſam- menſchaufeln koͤnneu. C 4

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Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/47>, abgerufen am 23.11.2024.