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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

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aus Sibirien.
nyxen, Gagat und Chalcedon, und soll auf 80 Faden
senkrechte Höhe haben. Ein ähnlicher rauchender Berg
soll sich gegen Nischnei-Udinsk befinden.

Es war mir äußerst lieb, daß die beyden, zur Ueber-
führung der Reisenden bestimmte Galliotten, eben jezt
auf der andern Seite des Sees waren, und mir acht
Tage Zeit liessen, die ich, wie Sie leicht denken können,
zu botanischen Wanderungen bestimmte. -- Hinter der
Station Listwenischnoe erhebt sich ein kräuterreicher ho-
her Berg, der mit dem sich auf dieser Seite des Baikals
ostlich hinziehenden Gebirge zusammenhängt. Auf die-
sem Berge brachte ich manche vergnügte Stunde hin.
Außer einigen Donnerwettern, waren die Tage meines
siesigen Aufenthalts sehr heiter; der Anblick, den man
von diesem Berg über den See und zu den jenseitigen
Schneegebirgen hat, ist entzückend. Hier saß ich öf-
ters mit Zimmermanns Werke über die Einsamkeit in
der Hand, las dieses grossen Mannes unübertreflich
schöne Beschreibungen im 4ten Theil S. 50. 53. 54.
55. 62. 63. 68-79. 80. und 108. Wie heiter und ver-
gnügt ich dann meinen Platz verließ, läßt sich besser den-
ken als beschreiben.

Das Wasser des Baikals ist eins der reinsten in
der Welt, und so klar, daß man in vier Faden Tiefe die
kleinsten Steine am Boden sehen kann. Es enthält,
außer äußerst wenig Kalkerde, nichts fremdartiges, und
kocht alle Gemüse und das Fleisch sehr geschwind gar
und weich. Die Temperatur des Wassers ist, zu ver-
schiedenen Zeiten gemessen, drey bis fünf Grad nach dem

Reau-

aus Sibirien.
nyxen, Gagat und Chalcedon, und ſoll auf 80 Faden
ſenkrechte Hoͤhe haben. Ein aͤhnlicher rauchender Berg
ſoll ſich gegen Niſchnei-Udinsk befinden.

Es war mir aͤußerſt lieb, daß die beyden, zur Ueber-
fuͤhrung der Reiſenden beſtimmte Galliotten, eben jezt
auf der andern Seite des Sees waren, und mir acht
Tage Zeit lieſſen, die ich, wie Sie leicht denken koͤnnen,
zu botaniſchen Wanderungen beſtimmte. — Hinter der
Station Liſtweniſchnoe erhebt ſich ein kraͤuterreicher ho-
her Berg, der mit dem ſich auf dieſer Seite des Baikals
oſtlich hinziehenden Gebirge zuſammenhaͤngt. Auf die-
ſem Berge brachte ich manche vergnuͤgte Stunde hin.
Außer einigen Donnerwettern, waren die Tage meines
ſieſigen Aufenthalts ſehr heiter; der Anblick, den man
von dieſem Berg uͤber den See und zu den jenſeitigen
Schneegebirgen hat, iſt entzuͤckend. Hier ſaß ich oͤf-
ters mit Zimmermanns Werke uͤber die Einſamkeit in
der Hand, las dieſes groſſen Mannes unuͤbertreflich
ſchoͤne Beſchreibungen im 4ten Theil S. 50. 53. 54.
55. 62. 63. 68-79. 80. und 108. Wie heiter und ver-
gnuͤgt ich dann meinen Platz verließ, laͤßt ſich beſſer den-
ken als beſchreiben.

Das Waſſer des Baikals iſt eins der reinſten in
der Welt, und ſo klar, daß man in vier Faden Tiefe die
kleinſten Steine am Boden ſehen kann. Es enthaͤlt,
außer aͤußerſt wenig Kalkerde, nichts fremdartiges, und
kocht alle Gemuͤſe und das Fleiſch ſehr geſchwind gar
und weich. Die Temperatur des Waſſers iſt, zu ver-
ſchiedenen Zeiten gemeſſen, drey bis fuͤnf Grad nach dem

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[13/0021] aus Sibirien. nyxen, Gagat und Chalcedon, und ſoll auf 80 Faden ſenkrechte Hoͤhe haben. Ein aͤhnlicher rauchender Berg ſoll ſich gegen Niſchnei-Udinsk befinden. Es war mir aͤußerſt lieb, daß die beyden, zur Ueber- fuͤhrung der Reiſenden beſtimmte Galliotten, eben jezt auf der andern Seite des Sees waren, und mir acht Tage Zeit lieſſen, die ich, wie Sie leicht denken koͤnnen, zu botaniſchen Wanderungen beſtimmte. — Hinter der Station Liſtweniſchnoe erhebt ſich ein kraͤuterreicher ho- her Berg, der mit dem ſich auf dieſer Seite des Baikals oſtlich hinziehenden Gebirge zuſammenhaͤngt. Auf die- ſem Berge brachte ich manche vergnuͤgte Stunde hin. Außer einigen Donnerwettern, waren die Tage meines ſieſigen Aufenthalts ſehr heiter; der Anblick, den man von dieſem Berg uͤber den See und zu den jenſeitigen Schneegebirgen hat, iſt entzuͤckend. Hier ſaß ich oͤf- ters mit Zimmermanns Werke uͤber die Einſamkeit in der Hand, las dieſes groſſen Mannes unuͤbertreflich ſchoͤne Beſchreibungen im 4ten Theil S. 50. 53. 54. 55. 62. 63. 68-79. 80. und 108. Wie heiter und ver- gnuͤgt ich dann meinen Platz verließ, laͤßt ſich beſſer den- ken als beſchreiben. Das Waſſer des Baikals iſt eins der reinſten in der Welt, und ſo klar, daß man in vier Faden Tiefe die kleinſten Steine am Boden ſehen kann. Es enthaͤlt, außer aͤußerſt wenig Kalkerde, nichts fremdartiges, und kocht alle Gemuͤſe und das Fleiſch ſehr geſchwind gar und weich. Die Temperatur des Waſſers iſt, zu ver- ſchiedenen Zeiten gemeſſen, drey bis fuͤnf Grad nach dem Reau-

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Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/21>, abgerufen am 24.11.2024.