Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.aus Sibirien. lager war am Flüßchen Dschanama aus dem wir vielGrimpen fiengen. Eine kirgisische Wollost war in der Nähe, indessen wunderte es mich doch daß ich bisher so wenige Jurten von dieser Nation antraf, ohnerachtet der vielen graßreichen Thäler. Sollte die mittlere Horde wohl auf 200000 Seelen haben? wie doch einige be- haupten wollen. -- Die Nacht wurde uns von einer ungeheuren Menge Mücken sehr beschwerlich gemacht. Den 23. Jun. Mit Sonnenaufgang sezten wir Um 12 Uhr erreichten wir den Dschar- oder auch H 3
aus Sibirien. lager war am Fluͤßchen Dſchanama aus dem wir vielGrimpen fiengen. Eine kirgiſiſche Wolloſt war in der Naͤhe, indeſſen wunderte es mich doch daß ich bisher ſo wenige Jurten von dieſer Nation antraf, ohnerachtet der vielen graßreichen Thaͤler. Sollte die mittlere Horde wohl auf 200000 Seelen haben? wie doch einige be- haupten wollen. — Die Nacht wurde uns von einer ungeheuren Menge Muͤcken ſehr beſchwerlich gemacht. Den 23. Jun. Mit Sonnenaufgang ſezten wir Um 12 Uhr erreichten wir den Dſchar- oder auch H 3
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aus Sibirien.
lager war am Fluͤßchen Dſchanama aus dem wir viel
Grimpen fiengen. Eine kirgiſiſche Wolloſt war in der
Naͤhe, indeſſen wunderte es mich doch daß ich bisher ſo
wenige Jurten von dieſer Nation antraf, ohnerachtet der
vielen graßreichen Thaͤler. Sollte die mittlere Horde
wohl auf 200000 Seelen haben? wie doch einige be-
haupten wollen. — Die Nacht wurde uns von einer
ungeheuren Menge Muͤcken ſehr beſchwerlich gemacht.
Den 23. Jun. Mit Sonnenaufgang ſezten wir
unſre Reiſe dem Dſchar- Gurban (Gurban Zarr
bedeutet auf Kalmuͤkiſch drey Stiere) zu fort, welcher
noch 20 Werſt entfernt war; wir paßirten grasreiche
und wirklich romantiſchſchoͤne Geſilde, wo ſich die Robi-
nia fruteſcens und pygmaea, Lonicera tatarica und Spi-
raea crenatae affinis, als das einzige Geſtraͤuch zeigte.
Dictamnus albus mit ſeiner ſchoͤnen Jnfloreſcenz verherr-
lichte die Fluren noch mehr.
Um 12 Uhr erreichten wir den Dſchar- oder
Zarr-Gurban, der jezt nicht breit war; aber ich fand
Merkmahle genug, daraus ich ſchließen konnte, daß er
im Fruͤhjahr, wenn der Schnee ſchmilzt, wohl eine
Breite von 15 bis 30 Faden haben kann. Er kommt
mit dem Bekun und dem Ablaket aus einem Gebir-
ge, in welchem auch der Jrtiſch fließt. Von unſerm
Mittagsplatze bis an die drey urſpruͤnglichen Quellen des
Dſchargurban rechnet man etwa 100 Werſt noͤrdlich.
Unſer Lager war auf tſchudiſchen Graͤbern auf dem dieſſei-
tigen hohen ſteinigen Ufer des Fluſſes: der Grabmaͤler
waren drey große und 5 kleinere. Neben dieſen hatten
auch
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