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Siemens, Werner von: Die electrische Telegraphie. Berlin, 1866.

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giebt und dessen beide End- oder Polflächen der anzuziehenden
Eisenplatte gegenüberstellt.

Ebenso wichtig ist die Entdeckung Faraday's. Wenn
man zwei Metalldrähte gleichlaufend in geringer Entfernung
von einander ausspannt und die Enden des einen Drahtes
in einem weiten Bogen mit einander verbindet, so entsteht
in diesem ein kurzer electrischer Strom, wenn man die Enden
des anderen Drahtes mit den Polen einer galvanischen Bat¬
terie verbindet, also einen electrischen Strom in ihm er¬
zeugt. So lange dieser Strom fortdauert, bemerkt man keinen
Strom in dem Nebendrahte, unterbricht man ihn aber, so entsteht
im Nebendrahte wieder ein kurzer Strom von gleicher Stärke
wie der erste war, aber von entgegengesetzter Richtung. Man
drückt dies auch so aus, daß ein electrischer Strom beim Ent¬
stehen in benachbarten Leitern einen kurzen Strom von entge¬
gengesetzter, beim Aufhören einen eben solchen Strom von glei¬
cher Richtung erzeugt oder inducirt. Eben solche vorübergehende
Ströme wechselnder Richtung werden in Leitern der Electrici¬
tät durch entstehenden und verschwindenden Eisen- oder Stahl¬
magnetismus hervorgebracht. Besonders kräftig tritt diese Er¬
scheinung auf, wenn man eine Rolle aus übersponnenen Kup¬
ferdraht auf eine magnetische Stahlstange steckt oder den Stahl¬
magnet schnell aus ihr herauszieht. Man kann aber auch statt
dessen eine Stange von weichem Eisen in der Drahtrolle stecken
lassen und die Stange auf die vorher beschriebene Weise durch
den electrischen Strom einer galvanischen Kette magnetisiren
und durch Unterbrechung der Kette den Magnetismus wieder
verschwinden lassen. In beiden Fällen erhält man in der Draht¬
rolle kurze Ströme wechselnder Richtung, welche man inducirte
oder auch magneto-electrische Ströme nennt.

Gauß und Weber in Göttingen benutzten diese Entdeckung
Faraday's zur Construction eines electrischen Telegraphen. Der¬

giebt und deſſen beide End- oder Polflächen der anzuziehenden
Eiſenplatte gegenüberſtellt.

Ebenſo wichtig iſt die Entdeckung Faraday's. Wenn
man zwei Metalldrähte gleichlaufend in geringer Entfernung
von einander ausſpannt und die Enden des einen Drahtes
in einem weiten Bogen mit einander verbindet, ſo entſteht
in dieſem ein kurzer electriſcher Strom, wenn man die Enden
des anderen Drahtes mit den Polen einer galvaniſchen Bat¬
terie verbindet, alſo einen electriſchen Strom in ihm er¬
zeugt. So lange dieſer Strom fortdauert, bemerkt man keinen
Strom in dem Nebendrahte, unterbricht man ihn aber, ſo entſteht
im Nebendrahte wieder ein kurzer Strom von gleicher Stärke
wie der erſte war, aber von entgegengeſetzter Richtung. Man
drückt dies auch ſo aus, daß ein electriſcher Strom beim Ent¬
ſtehen in benachbarten Leitern einen kurzen Strom von entge¬
gengeſetzter, beim Aufhören einen eben ſolchen Strom von glei¬
cher Richtung erzeugt oder inducirt. Eben ſolche vorübergehende
Ströme wechſelnder Richtung werden in Leitern der Electrici¬
tät durch entſtehenden und verſchwindenden Eiſen- oder Stahl¬
magnetismus hervorgebracht. Beſonders kräftig tritt dieſe Er¬
ſcheinung auf, wenn man eine Rolle aus überſponnenen Kup¬
ferdraht auf eine magnetiſche Stahlſtange ſteckt oder den Stahl¬
magnet ſchnell aus ihr herauszieht. Man kann aber auch ſtatt
deſſen eine Stange von weichem Eiſen in der Drahtrolle ſtecken
laſſen und die Stange auf die vorher beſchriebene Weiſe durch
den electriſchen Strom einer galvaniſchen Kette magnetiſiren
und durch Unterbrechung der Kette den Magnetismus wieder
verſchwinden laſſen. In beiden Fällen erhält man in der Draht¬
rolle kurze Ströme wechſelnder Richtung, welche man inducirte
oder auch magneto-electriſche Ströme nennt.

Gauß und Weber in Göttingen benutzten dieſe Entdeckung
Faraday's zur Conſtruction eines electriſchen Telegraphen. Der¬

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[11/0017] giebt und deſſen beide End- oder Polflächen der anzuziehenden Eiſenplatte gegenüberſtellt. Ebenſo wichtig iſt die Entdeckung Faraday's. Wenn man zwei Metalldrähte gleichlaufend in geringer Entfernung von einander ausſpannt und die Enden des einen Drahtes in einem weiten Bogen mit einander verbindet, ſo entſteht in dieſem ein kurzer electriſcher Strom, wenn man die Enden des anderen Drahtes mit den Polen einer galvaniſchen Bat¬ terie verbindet, alſo einen electriſchen Strom in ihm er¬ zeugt. So lange dieſer Strom fortdauert, bemerkt man keinen Strom in dem Nebendrahte, unterbricht man ihn aber, ſo entſteht im Nebendrahte wieder ein kurzer Strom von gleicher Stärke wie der erſte war, aber von entgegengeſetzter Richtung. Man drückt dies auch ſo aus, daß ein electriſcher Strom beim Ent¬ ſtehen in benachbarten Leitern einen kurzen Strom von entge¬ gengeſetzter, beim Aufhören einen eben ſolchen Strom von glei¬ cher Richtung erzeugt oder inducirt. Eben ſolche vorübergehende Ströme wechſelnder Richtung werden in Leitern der Electrici¬ tät durch entſtehenden und verſchwindenden Eiſen- oder Stahl¬ magnetismus hervorgebracht. Beſonders kräftig tritt dieſe Er¬ ſcheinung auf, wenn man eine Rolle aus überſponnenen Kup¬ ferdraht auf eine magnetiſche Stahlſtange ſteckt oder den Stahl¬ magnet ſchnell aus ihr herauszieht. Man kann aber auch ſtatt deſſen eine Stange von weichem Eiſen in der Drahtrolle ſtecken laſſen und die Stange auf die vorher beſchriebene Weiſe durch den electriſchen Strom einer galvaniſchen Kette magnetiſiren und durch Unterbrechung der Kette den Magnetismus wieder verſchwinden laſſen. In beiden Fällen erhält man in der Draht¬ rolle kurze Ströme wechſelnder Richtung, welche man inducirte oder auch magneto-electriſche Ströme nennt. Gauß und Weber in Göttingen benutzten dieſe Entdeckung Faraday's zur Conſtruction eines electriſchen Telegraphen. Der¬

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Die electrische Telegraphie. Berlin, 1866, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_telegraphie_1866/17>, abgerufen am 16.04.2024.