Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

dass die abweichenden Resultate Auerbach's hierdurch ihre voll-
ständige Erklärung finden.

Es ist hiermit aber die Frage noch nicht entschieden, ob
die den Leitungswiderstand vergrössernde Luftschicht selbst die
Eigenschaft besitzt, ihren Leitungswiderstand bei wachsender
Temperatur in dem beobachteten Masse zu vergrössern. Es ist
auch denkbar, dass die ungleiche Ausdehnung des Metalles und
der Kohle eine Lockerung und Verbindung und eine Verminde-
rung der Zahl der wirklichen Berührungspunkte zwischen Kohle
und Metall herbeiführt. Dass bei der galvanischen Verkupferung
eine trennende Luftschicht nicht auftritt, ist wohl namentlich
dem Umstande zuzuschreiben, dass die Flüssigkeit das auf der
Kohlenoberfläche condensirte Gas auflöst, bevor der Kupfernieder-
schlag beginnt. Es empfiehlt sich aus diesem Grunde auch, die
Kohlenenden vor Beginn der Verkupferung auszukochen oder
doch einige Zeit in der erhitzten Verkupferungsflüssigkeit stehen
zu lassen. Anstatt der Verkupferung habe ich mich auch mit
gutem Erfolge der Vergoldung der Kohlenenden in einer heissen
Cyan-Goldlösung bedient. Mit der Goldschicht wurden dann die
kupfernen Zuleitungen durch Kupferniederschlag in der beschrie-
benen Weise metallisch verbunden.

Mit einem auf diese Weise mit Zuleitung versehenen runden
Kohlenstabe von 2,43 mm Dicke und 148 mm Länge zwischen
den Kupferansätzen, welche aus einem ausgewählten, sehr dich-
ten und feinkörnigen Stück Berliner Gasretortenkohle geschnitten
waren, wurde dann die folgende Versuchsreihe erzielt. Bei
dieser so wie bei den späteren Versuchsreihen wurde sowohl der
Widerstand genauer gemessen, als auch die Temperatur längere
Zeit constant gehalten, als bei den früheren Versuchen. (Siehe
Tabelle A auf nebenstehender Seite.)

Die specifische Leitungsfähigkeit der Gasretortenkohle ist
hiernach bei 0 °C 0,0136 (Quecksilber = 1) und der Coefficient
der Zunahme der Leitungsfähigkeit 0,000345 pro Grad Celsius.

Die sogenannte künstliche Kohle, welche jetzt vorzugsweise
zur Erzeugung des elektrischen Lichtes benutzt wird, wird in
der Regel aus gepulverter Gasretortenkohle mit Theer oder con-
centrirter Zuckerlösung als Bindemittel gepresst und durch wieder-
holtes Glühen und Tränken dicht und gut leitend gemacht. Für

dass die abweichenden Resultate Auerbach’s hierdurch ihre voll-
ständige Erklärung finden.

Es ist hiermit aber die Frage noch nicht entschieden, ob
die den Leitungswiderstand vergrössernde Luftschicht selbst die
Eigenschaft besitzt, ihren Leitungswiderstand bei wachsender
Temperatur in dem beobachteten Masse zu vergrössern. Es ist
auch denkbar, dass die ungleiche Ausdehnung des Metalles und
der Kohle eine Lockerung und Verbindung und eine Verminde-
rung der Zahl der wirklichen Berührungspunkte zwischen Kohle
und Metall herbeiführt. Dass bei der galvanischen Verkupferung
eine trennende Luftschicht nicht auftritt, ist wohl namentlich
dem Umstande zuzuschreiben, dass die Flüssigkeit das auf der
Kohlenoberfläche condensirte Gas auflöst, bevor der Kupfernieder-
schlag beginnt. Es empfiehlt sich aus diesem Grunde auch, die
Kohlenenden vor Beginn der Verkupferung auszukochen oder
doch einige Zeit in der erhitzten Verkupferungsflüssigkeit stehen
zu lassen. Anstatt der Verkupferung habe ich mich auch mit
gutem Erfolge der Vergoldung der Kohlenenden in einer heissen
Cyan-Goldlösung bedient. Mit der Goldschicht wurden dann die
kupfernen Zuleitungen durch Kupferniederschlag in der beschrie-
benen Weise metallisch verbunden.

Mit einem auf diese Weise mit Zuleitung versehenen runden
Kohlenstabe von 2,43 mm Dicke und 148 mm Länge zwischen
den Kupferansätzen, welche aus einem ausgewählten, sehr dich-
ten und feinkörnigen Stück Berliner Gasretortenkohle geschnitten
waren, wurde dann die folgende Versuchsreihe erzielt. Bei
dieser so wie bei den späteren Versuchsreihen wurde sowohl der
Widerstand genauer gemessen, als auch die Temperatur längere
Zeit constant gehalten, als bei den früheren Versuchen. (Siehe
Tabelle A auf nebenstehender Seite.)

Die specifische Leitungsfähigkeit der Gasretortenkohle ist
hiernach bei 0 °C 0,0136 (Quecksilber = 1) und der Coefficient
der Zunahme der Leitungsfähigkeit 0,000345 pro Grad Celsius.

Die sogenannte künstliche Kohle, welche jetzt vorzugsweise
zur Erzeugung des elektrischen Lichtes benutzt wird, wird in
der Regel aus gepulverter Gasretortenkohle mit Theer oder con-
centrirter Zuckerlösung als Bindemittel gepresst und durch wieder-
holtes Glühen und Tränken dicht und gut leitend gemacht. Für

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0544" n="518"/>
dass die abweichenden Resultate Auerbach&#x2019;s hierdurch ihre voll-<lb/>
ständige Erklärung finden.</p><lb/>
        <p>Es ist hiermit aber die Frage noch nicht entschieden, ob<lb/>
die den Leitungswiderstand vergrössernde Luftschicht selbst die<lb/>
Eigenschaft besitzt, ihren Leitungswiderstand bei wachsender<lb/>
Temperatur in dem beobachteten Masse zu vergrössern. Es ist<lb/>
auch denkbar, dass die ungleiche Ausdehnung des Metalles und<lb/>
der Kohle eine Lockerung und Verbindung und eine Verminde-<lb/>
rung der Zahl der wirklichen Berührungspunkte zwischen Kohle<lb/>
und Metall herbeiführt. Dass bei der galvanischen Verkupferung<lb/>
eine <choice><sic>trennnende</sic><corr>trennende</corr></choice> Luftschicht nicht auftritt, ist wohl namentlich<lb/>
dem Umstande zuzuschreiben, dass die Flüssigkeit das auf der<lb/>
Kohlenoberfläche condensirte Gas auflöst, bevor der Kupfernieder-<lb/>
schlag beginnt. Es empfiehlt sich aus diesem Grunde auch, die<lb/>
Kohlenenden vor Beginn der Verkupferung auszukochen oder<lb/>
doch einige Zeit in der erhitzten Verkupferungsflüssigkeit stehen<lb/>
zu lassen. Anstatt der Verkupferung habe ich mich auch mit<lb/>
gutem Erfolge der Vergoldung der Kohlenenden in einer heissen<lb/>
Cyan-Goldlösung bedient. Mit der Goldschicht wurden dann die<lb/>
kupfernen Zuleitungen durch Kupferniederschlag in der beschrie-<lb/>
benen Weise metallisch verbunden.</p><lb/>
        <p>Mit einem auf diese Weise mit Zuleitung versehenen runden<lb/>
Kohlenstabe von 2,43 mm Dicke und 148 mm Länge zwischen<lb/>
den Kupferansätzen, welche aus einem ausgewählten, sehr dich-<lb/>
ten und feinkörnigen Stück Berliner Gasretortenkohle geschnitten<lb/>
waren, wurde dann die folgende Versuchsreihe erzielt. Bei<lb/>
dieser so wie bei den späteren Versuchsreihen wurde sowohl der<lb/>
Widerstand genauer gemessen, als auch die Temperatur längere<lb/>
Zeit constant gehalten, als bei den früheren Versuchen. (Siehe<lb/>
Tabelle A auf nebenstehender Seite.)</p><lb/>
        <p>Die specifische Leitungsfähigkeit der Gasretortenkohle ist<lb/>
hiernach bei 0 °C 0,0136 (Quecksilber = 1) und der Coefficient<lb/>
der Zunahme der Leitungsfähigkeit 0,000345 pro Grad Celsius.</p><lb/>
        <p>Die sogenannte künstliche Kohle, welche jetzt vorzugsweise<lb/>
zur Erzeugung des elektrischen Lichtes benutzt wird, wird in<lb/>
der Regel aus gepulverter Gasretortenkohle mit Theer oder con-<lb/>
centrirter Zuckerlösung als Bindemittel gepresst und durch wieder-<lb/>
holtes Glühen und Tränken dicht und gut leitend gemacht. Für<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[518/0544] dass die abweichenden Resultate Auerbach’s hierdurch ihre voll- ständige Erklärung finden. Es ist hiermit aber die Frage noch nicht entschieden, ob die den Leitungswiderstand vergrössernde Luftschicht selbst die Eigenschaft besitzt, ihren Leitungswiderstand bei wachsender Temperatur in dem beobachteten Masse zu vergrössern. Es ist auch denkbar, dass die ungleiche Ausdehnung des Metalles und der Kohle eine Lockerung und Verbindung und eine Verminde- rung der Zahl der wirklichen Berührungspunkte zwischen Kohle und Metall herbeiführt. Dass bei der galvanischen Verkupferung eine trennende Luftschicht nicht auftritt, ist wohl namentlich dem Umstande zuzuschreiben, dass die Flüssigkeit das auf der Kohlenoberfläche condensirte Gas auflöst, bevor der Kupfernieder- schlag beginnt. Es empfiehlt sich aus diesem Grunde auch, die Kohlenenden vor Beginn der Verkupferung auszukochen oder doch einige Zeit in der erhitzten Verkupferungsflüssigkeit stehen zu lassen. Anstatt der Verkupferung habe ich mich auch mit gutem Erfolge der Vergoldung der Kohlenenden in einer heissen Cyan-Goldlösung bedient. Mit der Goldschicht wurden dann die kupfernen Zuleitungen durch Kupferniederschlag in der beschrie- benen Weise metallisch verbunden. Mit einem auf diese Weise mit Zuleitung versehenen runden Kohlenstabe von 2,43 mm Dicke und 148 mm Länge zwischen den Kupferansätzen, welche aus einem ausgewählten, sehr dich- ten und feinkörnigen Stück Berliner Gasretortenkohle geschnitten waren, wurde dann die folgende Versuchsreihe erzielt. Bei dieser so wie bei den späteren Versuchsreihen wurde sowohl der Widerstand genauer gemessen, als auch die Temperatur längere Zeit constant gehalten, als bei den früheren Versuchen. (Siehe Tabelle A auf nebenstehender Seite.) Die specifische Leitungsfähigkeit der Gasretortenkohle ist hiernach bei 0 °C 0,0136 (Quecksilber = 1) und der Coefficient der Zunahme der Leitungsfähigkeit 0,000345 pro Grad Celsius. Die sogenannte künstliche Kohle, welche jetzt vorzugsweise zur Erzeugung des elektrischen Lichtes benutzt wird, wird in der Regel aus gepulverter Gasretortenkohle mit Theer oder con- centrirter Zuckerlösung als Bindemittel gepresst und durch wieder- holtes Glühen und Tränken dicht und gut leitend gemacht. Für

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/544
Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/544>, abgerufen am 18.05.2024.