her nicht positiv beantwortet werden. Er ist um so kleiner, je kräftiger die Maschinen sind und je grösser ihre Rotationsge- schwindigkeit ist. Stellt man die Frage aber so: bei welcher Geschwindigkeitsdifferenz der getriebenen Maschine ist die über- tragene Arbeit bei constanter Geschwindigkeit des Stromerzeu- gers ein Maximum? so ergiebt die Rechnung, dass dies bei voll- kommenen dynamo-elektrischen Maschinen bei 1/3 der Umdrehungs- geschwindigkeit der getriebenen der Fall sein würde. Unter einer vollkommenen dynamo-elektrischen Maschine verstehe ich hier eine solche, bei welcher die Eisenmassen so gross sind, dass der Magnetismus noch proportional der Stromstärke in den Umwindungsdrähten zunimmt, und bei welcher keine anderweiti- gen Störungen auftreten. Unter dieser Voraussetzung müsste die Arbeit einer Dynamo-Maschine mit den dritten Potenzen der Drehungsgeschwindigkeit zunehmen. Es ergiebt sich dies aus der Betrachtung, dass der bei der Drehung zu überwindende Widerstand der Stärke des Magnetismus und der Geschwindigkeit, mit welcher die Stromleiter an den Polen vorübergeführt werden, proportional sein muss. Da nun auch die Stärke des inducirten Stromes dieser Geschwindigkeit proportional ist und nach obiger Annahme die Stärke des durch den Strom erzeugten Magnetis- mus der Stromstärke mithin ebenfalls der Geschwindigkeit pro- portional ist, so ist der bei der Drehung zu überwindende Wider- stand dem Quadrat der Drehung proportional. Die Arbeit, welche die Ueberwindung dieses Widerstandes kostet, ist nun aber ihrerseits dem Product aus Widerstand in die Geschwin- digkeit, in der er überwunden werden muss, gleich. Es müsste danach die Arbeit, welche die Drehung einer einzelnen in sich geschlossenen Dynamo-Maschine kostet, der dritten Potenz der Umdrehungsgeschwindigkeit proportional sein.
Die Versuche lehren nun aber, dass dem nicht so ist; das Anwachsen der Arbeitskraft geht weit langsamer vor sich. Da- für giebt es verschiedene Gründe. Einmal vergrössert sich der Widerstand der Schleifcontacte wegen der Rauhheit der Flächen mit wachsender Geschwindigkeit. Dann ist die Stellung des Commutators von grossem Einfluss. Ist der die Windungen durchlaufende Strom stark, dann sind zwei Kräfte da, die die Lage der Magnetpole bedingen. Die eine ist der Magnetismus
her nicht positiv beantwortet werden. Er ist um so kleiner, je kräftiger die Maschinen sind und je grösser ihre Rotationsge- schwindigkeit ist. Stellt man die Frage aber so: bei welcher Geschwindigkeitsdifferenz der getriebenen Maschine ist die über- tragene Arbeit bei constanter Geschwindigkeit des Stromerzeu- gers ein Maximum? so ergiebt die Rechnung, dass dies bei voll- kommenen dynamo-elektrischen Maschinen bei ⅓ der Umdrehungs- geschwindigkeit der getriebenen der Fall sein würde. Unter einer vollkommenen dynamo-elektrischen Maschine verstehe ich hier eine solche, bei welcher die Eisenmassen so gross sind, dass der Magnetismus noch proportional der Stromstärke in den Umwindungsdrähten zunimmt, und bei welcher keine anderweiti- gen Störungen auftreten. Unter dieser Voraussetzung müsste die Arbeit einer Dynamo-Maschine mit den dritten Potenzen der Drehungsgeschwindigkeit zunehmen. Es ergiebt sich dies aus der Betrachtung, dass der bei der Drehung zu überwindende Widerstand der Stärke des Magnetismus und der Geschwindigkeit, mit welcher die Stromleiter an den Polen vorübergeführt werden, proportional sein muss. Da nun auch die Stärke des inducirten Stromes dieser Geschwindigkeit proportional ist und nach obiger Annahme die Stärke des durch den Strom erzeugten Magnetis- mus der Stromstärke mithin ebenfalls der Geschwindigkeit pro- portional ist, so ist der bei der Drehung zu überwindende Wider- stand dem Quadrat der Drehung proportional. Die Arbeit, welche die Ueberwindung dieses Widerstandes kostet, ist nun aber ihrerseits dem Product aus Widerstand in die Geschwin- digkeit, in der er überwunden werden muss, gleich. Es müsste danach die Arbeit, welche die Drehung einer einzelnen in sich geschlossenen Dynamo-Maschine kostet, der dritten Potenz der Umdrehungsgeschwindigkeit proportional sein.
Die Versuche lehren nun aber, dass dem nicht so ist; das Anwachsen der Arbeitskraft geht weit langsamer vor sich. Da- für giebt es verschiedene Gründe. Einmal vergrössert sich der Widerstand der Schleifcontacte wegen der Rauhheit der Flächen mit wachsender Geschwindigkeit. Dann ist die Stellung des Commutators von grossem Einfluss. Ist der die Windungen durchlaufende Strom stark, dann sind zwei Kräfte da, die die Lage der Magnetpole bedingen. Die eine ist der Magnetismus
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0522"n="500"/>
her nicht positiv beantwortet werden. Er ist um so kleiner, je<lb/>
kräftiger die Maschinen sind und je grösser ihre Rotationsge-<lb/>
schwindigkeit ist. Stellt man die Frage aber so: bei welcher<lb/>
Geschwindigkeitsdifferenz der getriebenen Maschine ist die über-<lb/>
tragene Arbeit bei constanter Geschwindigkeit des Stromerzeu-<lb/>
gers ein Maximum? so ergiebt die Rechnung, dass dies bei voll-<lb/>
kommenen dynamo-elektrischen Maschinen bei ⅓ der Umdrehungs-<lb/>
geschwindigkeit der getriebenen der Fall sein würde. Unter<lb/>
einer vollkommenen dynamo-elektrischen Maschine verstehe ich<lb/>
hier eine solche, bei welcher die Eisenmassen so gross sind,<lb/>
dass der Magnetismus noch proportional der Stromstärke in den<lb/>
Umwindungsdrähten zunimmt, und bei welcher keine anderweiti-<lb/>
gen Störungen auftreten. Unter dieser Voraussetzung müsste<lb/>
die Arbeit einer Dynamo-Maschine mit den dritten Potenzen<lb/>
der Drehungsgeschwindigkeit zunehmen. Es ergiebt sich dies<lb/>
aus der Betrachtung, dass der bei der Drehung zu überwindende<lb/>
Widerstand der Stärke des Magnetismus und der Geschwindigkeit,<lb/>
mit welcher die Stromleiter an den Polen vorübergeführt werden,<lb/>
proportional sein muss. Da nun auch die Stärke des inducirten<lb/>
Stromes dieser Geschwindigkeit proportional ist und nach obiger<lb/>
Annahme die Stärke des durch den Strom erzeugten Magnetis-<lb/>
mus der Stromstärke mithin ebenfalls der Geschwindigkeit pro-<lb/>
portional ist, so ist der bei der Drehung zu überwindende Wider-<lb/>
stand dem Quadrat der Drehung proportional. Die Arbeit,<lb/>
welche die Ueberwindung dieses Widerstandes kostet, ist nun<lb/>
aber ihrerseits dem Product aus Widerstand in die Geschwin-<lb/>
digkeit, in der er überwunden werden muss, gleich. Es müsste<lb/>
danach die Arbeit, welche die Drehung einer einzelnen in sich<lb/>
geschlossenen Dynamo-Maschine kostet, der dritten Potenz der<lb/>
Umdrehungsgeschwindigkeit proportional sein.</p><lb/><p>Die Versuche lehren nun aber, dass dem nicht so ist; das<lb/>
Anwachsen der Arbeitskraft geht weit langsamer vor sich. Da-<lb/>
für giebt es verschiedene Gründe. Einmal vergrössert sich der<lb/>
Widerstand der Schleifcontacte wegen der Rauhheit der Flächen<lb/>
mit wachsender Geschwindigkeit. Dann ist die Stellung des<lb/>
Commutators von grossem Einfluss. Ist der die Windungen<lb/>
durchlaufende Strom stark, dann sind zwei Kräfte da, die die<lb/>
Lage der Magnetpole bedingen. Die eine ist der Magnetismus<lb/></p></div></body></text></TEI>
[500/0522]
her nicht positiv beantwortet werden. Er ist um so kleiner, je
kräftiger die Maschinen sind und je grösser ihre Rotationsge-
schwindigkeit ist. Stellt man die Frage aber so: bei welcher
Geschwindigkeitsdifferenz der getriebenen Maschine ist die über-
tragene Arbeit bei constanter Geschwindigkeit des Stromerzeu-
gers ein Maximum? so ergiebt die Rechnung, dass dies bei voll-
kommenen dynamo-elektrischen Maschinen bei ⅓ der Umdrehungs-
geschwindigkeit der getriebenen der Fall sein würde. Unter
einer vollkommenen dynamo-elektrischen Maschine verstehe ich
hier eine solche, bei welcher die Eisenmassen so gross sind,
dass der Magnetismus noch proportional der Stromstärke in den
Umwindungsdrähten zunimmt, und bei welcher keine anderweiti-
gen Störungen auftreten. Unter dieser Voraussetzung müsste
die Arbeit einer Dynamo-Maschine mit den dritten Potenzen
der Drehungsgeschwindigkeit zunehmen. Es ergiebt sich dies
aus der Betrachtung, dass der bei der Drehung zu überwindende
Widerstand der Stärke des Magnetismus und der Geschwindigkeit,
mit welcher die Stromleiter an den Polen vorübergeführt werden,
proportional sein muss. Da nun auch die Stärke des inducirten
Stromes dieser Geschwindigkeit proportional ist und nach obiger
Annahme die Stärke des durch den Strom erzeugten Magnetis-
mus der Stromstärke mithin ebenfalls der Geschwindigkeit pro-
portional ist, so ist der bei der Drehung zu überwindende Wider-
stand dem Quadrat der Drehung proportional. Die Arbeit,
welche die Ueberwindung dieses Widerstandes kostet, ist nun
aber ihrerseits dem Product aus Widerstand in die Geschwin-
digkeit, in der er überwunden werden muss, gleich. Es müsste
danach die Arbeit, welche die Drehung einer einzelnen in sich
geschlossenen Dynamo-Maschine kostet, der dritten Potenz der
Umdrehungsgeschwindigkeit proportional sein.
Die Versuche lehren nun aber, dass dem nicht so ist; das
Anwachsen der Arbeitskraft geht weit langsamer vor sich. Da-
für giebt es verschiedene Gründe. Einmal vergrössert sich der
Widerstand der Schleifcontacte wegen der Rauhheit der Flächen
mit wachsender Geschwindigkeit. Dann ist die Stellung des
Commutators von grossem Einfluss. Ist der die Windungen
durchlaufende Strom stark, dann sind zwei Kräfte da, die die
Lage der Magnetpole bedingen. Die eine ist der Magnetismus
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/522>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.