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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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endlich ist der Stahlmagnetismus, namentlich in grossen und
kräftigen Magneten, wenig constant und verliert sich mit der
Zeit zum grössten Theile. Endlich bedingt die grosse Stahl-
masse, die zu kräftigen magneto-elektrischen Stromerzeugern ver-
wendet werden muss, ein grosses Volumen der Maschine und
mithin auch grosse oder eine grosse Zahl von Elektromagneten,
die wiederum eine grosse Länge des Umwindungsdrahtes, also
auch viel inneren Leitungswiderstand der Maschine bedingen.
Dies bewirkt aber, dass ein grosser Theil der Energie des
Stromes in Wärme anstatt in Arbeit umgewandelt wird. Aus
allen diesen Gründen ist die magneto-elektrische Maschine weder
zur Leistung von grösserer Arbeit, noch zur Erzeugung starker
Ströme geeignet.

Dies war die Sachlage, als ich im Jahre 1866 auf den Ge-
danken kam, dass eine elektromagnetische Maschine, in umge-
kehrter Richtung von der, in der sie durch einen sie durchlau-
fenden Strom bewegt wird, gedreht, eine Verstärkung dieses
Stromes bewirken müsse. Der Gedanke lag eigentlich sehr nahe,
da schon Jacoby den Nachweis geführt hatte, dass bei jeder
durch den Strom bewegten elektromagnetischen Maschine ein
Gegenstrom entstehen müsse, der den wirkenden Strom schwächt,
und da, wie oben erörtert, die umgekehrte Bewegung die Rich-
tung dieses schwächeren inducirten Stromes umkehren muss.
In der That bestätigte sich nicht nur meine Voraussetzung, son-
dern es stellte sich auch heraus, dass der auch im weichsten
Eisen zurückbleibende Magnetismus schon ausreicht, um den
Verstärkungsprocess des durch ihn erzeugten äusserst schwachen
Stromes einzuleiten. Schon nach wenigen schnellen Umdrehun-
gen ist bei einer passend eingerichteten dynamo-elektrischen
Maschine der ihre Windung durchlaufende Strom so stark ge-
worden, dass man die Drehungsgeschwindigkeit mässigen oder
äussere Widerstände oder Gegenkräfte einschalten muss, um die
Zerstörung der Maschine durch Ueberhitzung zu verhüten.

Ich habe in meiner Mittheilung über diese neue Stromer-
zeugungsmethode an die hiesige Akademie der Wissenschaften
am 17. Januar 1867 für sie den Namen dynamo-elektrische oder
Dynamo-Maschine vorgeschlagen, um dadurch anzudeuten, dass
bei ihr nicht, wie bei der magneto-elektrischen, vorhandener per-

endlich ist der Stahlmagnetismus, namentlich in grossen und
kräftigen Magneten, wenig constant und verliert sich mit der
Zeit zum grössten Theile. Endlich bedingt die grosse Stahl-
masse, die zu kräftigen magneto-elektrischen Stromerzeugern ver-
wendet werden muss, ein grosses Volumen der Maschine und
mithin auch grosse oder eine grosse Zahl von Elektromagneten,
die wiederum eine grosse Länge des Umwindungsdrahtes, also
auch viel inneren Leitungswiderstand der Maschine bedingen.
Dies bewirkt aber, dass ein grosser Theil der Energie des
Stromes in Wärme anstatt in Arbeit umgewandelt wird. Aus
allen diesen Gründen ist die magneto-elektrische Maschine weder
zur Leistung von grösserer Arbeit, noch zur Erzeugung starker
Ströme geeignet.

Dies war die Sachlage, als ich im Jahre 1866 auf den Ge-
danken kam, dass eine elektromagnetische Maschine, in umge-
kehrter Richtung von der, in der sie durch einen sie durchlau-
fenden Strom bewegt wird, gedreht, eine Verstärkung dieses
Stromes bewirken müsse. Der Gedanke lag eigentlich sehr nahe,
da schon Jacoby den Nachweis geführt hatte, dass bei jeder
durch den Strom bewegten elektromagnetischen Maschine ein
Gegenstrom entstehen müsse, der den wirkenden Strom schwächt,
und da, wie oben erörtert, die umgekehrte Bewegung die Rich-
tung dieses schwächeren inducirten Stromes umkehren muss.
In der That bestätigte sich nicht nur meine Voraussetzung, son-
dern es stellte sich auch heraus, dass der auch im weichsten
Eisen zurückbleibende Magnetismus schon ausreicht, um den
Verstärkungsprocess des durch ihn erzeugten äusserst schwachen
Stromes einzuleiten. Schon nach wenigen schnellen Umdrehun-
gen ist bei einer passend eingerichteten dynamo-elektrischen
Maschine der ihre Windung durchlaufende Strom so stark ge-
worden, dass man die Drehungsgeschwindigkeit mässigen oder
äussere Widerstände oder Gegenkräfte einschalten muss, um die
Zerstörung der Maschine durch Ueberhitzung zu verhüten.

Ich habe in meiner Mittheilung über diese neue Stromer-
zeugungsmethode an die hiesige Akademie der Wissenschaften
am 17. Januar 1867 für sie den Namen dynamo-elektrische oder
Dynamo-Maschine vorgeschlagen, um dadurch anzudeuten, dass
bei ihr nicht, wie bei der magneto-elektrischen, vorhandener per-

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[495/0517] endlich ist der Stahlmagnetismus, namentlich in grossen und kräftigen Magneten, wenig constant und verliert sich mit der Zeit zum grössten Theile. Endlich bedingt die grosse Stahl- masse, die zu kräftigen magneto-elektrischen Stromerzeugern ver- wendet werden muss, ein grosses Volumen der Maschine und mithin auch grosse oder eine grosse Zahl von Elektromagneten, die wiederum eine grosse Länge des Umwindungsdrahtes, also auch viel inneren Leitungswiderstand der Maschine bedingen. Dies bewirkt aber, dass ein grosser Theil der Energie des Stromes in Wärme anstatt in Arbeit umgewandelt wird. Aus allen diesen Gründen ist die magneto-elektrische Maschine weder zur Leistung von grösserer Arbeit, noch zur Erzeugung starker Ströme geeignet. Dies war die Sachlage, als ich im Jahre 1866 auf den Ge- danken kam, dass eine elektromagnetische Maschine, in umge- kehrter Richtung von der, in der sie durch einen sie durchlau- fenden Strom bewegt wird, gedreht, eine Verstärkung dieses Stromes bewirken müsse. Der Gedanke lag eigentlich sehr nahe, da schon Jacoby den Nachweis geführt hatte, dass bei jeder durch den Strom bewegten elektromagnetischen Maschine ein Gegenstrom entstehen müsse, der den wirkenden Strom schwächt, und da, wie oben erörtert, die umgekehrte Bewegung die Rich- tung dieses schwächeren inducirten Stromes umkehren muss. In der That bestätigte sich nicht nur meine Voraussetzung, son- dern es stellte sich auch heraus, dass der auch im weichsten Eisen zurückbleibende Magnetismus schon ausreicht, um den Verstärkungsprocess des durch ihn erzeugten äusserst schwachen Stromes einzuleiten. Schon nach wenigen schnellen Umdrehun- gen ist bei einer passend eingerichteten dynamo-elektrischen Maschine der ihre Windung durchlaufende Strom so stark ge- worden, dass man die Drehungsgeschwindigkeit mässigen oder äussere Widerstände oder Gegenkräfte einschalten muss, um die Zerstörung der Maschine durch Ueberhitzung zu verhüten. Ich habe in meiner Mittheilung über diese neue Stromer- zeugungsmethode an die hiesige Akademie der Wissenschaften am 17. Januar 1867 für sie den Namen dynamo-elektrische oder Dynamo-Maschine vorgeschlagen, um dadurch anzudeuten, dass bei ihr nicht, wie bei der magneto-elektrischen, vorhandener per-

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/517>, abgerufen am 23.05.2024.