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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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That sehr ansehnliche Ströme durch dieselben erzeugt. Indessen
sind die Metalle, die gute Thermo-Elemente bilden, leider auch
sehr schlechte Leiter für die Elektricität, und daher haben auch
die Thermoketten grossen Leitungswiderstand, wenn sie nicht
sehr grossen Querschnitt bekommen. In diesem Falle wird
aber auch die Wärme von den erwärmten Löthstellen schnell zu
den kalten fortgeführt, und es entsteht ein grosser Wärmeverlust.
Ausserdem haben sich grössere, für starke Ströme eingerichtete
Thermoketten bisher nicht als constant erwiesen.

Die dritte Methode, elektrische Ströme zu erzeugen, besteht
in der Anwendung der von Faraday entdeckten Induction. Es
sei mir gestattet, zum besseren Verständniss des Folgenden einige
Worte über das Wesen der Induction zu sagen.

Denken Sie sich zwei in sich geschlossene Leitungskreise, z. B.
zwei Drähte, deren Anfang und Ende mit einander verbunden
sind, von denen der eine von einem elektrischen Strome andau-
ernd durchlaufen wird. Nähert man nun zwei parallele Theile
dieser Strombahnen einander, so entsteht in dem stromlosen
Leiter während der Annäherung ein Strom, welcher dem im an-
deren vorhandenen Strome gleichgerichtet ist und der so lange
andauert als die annähernde Bewegung. Entfernt man die Strom-
bahnen wieder von einander, so entsteht im stromlosen Leiter
ein gleich starker Strom, aber von entgegengesetzter, also dem
vorhandenen primären Strome gleicher Richtung. Ein gleicher
Vorgang findet statt, wenn man zwei parallele Theile des-
selben von einem Strome dauernd durchflossenen Leiters einan-
der nähert oder von einander entfernt. Im ersteren Falle findet
mithin eine Verstärkung, im zweiten eine Schwächung des
Stromes statt. Da nun gleichgerichtete Ströme, wie Ampere
entdeckte, sich anziehen, während entgegengesetzte sich abstossen,
so kann man aus zwei solchen beweglichen Theilen einer Strom-
bahn eine sich selbstständig fortbewegende elektromagnetische
oder hier besser elektrodynamische Maschine bilden, wenn man
im Augenblicke der grössten Annäherung und der grössten Ent-
fernung durch einen geeigneten Mechanismus, einen Commutator,
die Enden des einen der beweglichen Theile der Strombahn mit
einander verwechselt, also auch die Richtung des ihn durchlau-
fenden Stromes umkehrt. Dann wird sowohl bei der Annäherung

That sehr ansehnliche Ströme durch dieselben erzeugt. Indessen
sind die Metalle, die gute Thermo-Elemente bilden, leider auch
sehr schlechte Leiter für die Elektricität, und daher haben auch
die Thermoketten grossen Leitungswiderstand, wenn sie nicht
sehr grossen Querschnitt bekommen. In diesem Falle wird
aber auch die Wärme von den erwärmten Löthstellen schnell zu
den kalten fortgeführt, und es entsteht ein grosser Wärmeverlust.
Ausserdem haben sich grössere, für starke Ströme eingerichtete
Thermoketten bisher nicht als constant erwiesen.

Die dritte Methode, elektrische Ströme zu erzeugen, besteht
in der Anwendung der von Faraday entdeckten Induction. Es
sei mir gestattet, zum besseren Verständniss des Folgenden einige
Worte über das Wesen der Induction zu sagen.

Denken Sie sich zwei in sich geschlossene Leitungskreise, z. B.
zwei Drähte, deren Anfang und Ende mit einander verbunden
sind, von denen der eine von einem elektrischen Strome andau-
ernd durchlaufen wird. Nähert man nun zwei parallele Theile
dieser Strombahnen einander, so entsteht in dem stromlosen
Leiter während der Annäherung ein Strom, welcher dem im an-
deren vorhandenen Strome gleichgerichtet ist und der so lange
andauert als die annähernde Bewegung. Entfernt man die Strom-
bahnen wieder von einander, so entsteht im stromlosen Leiter
ein gleich starker Strom, aber von entgegengesetzter, also dem
vorhandenen primären Strome gleicher Richtung. Ein gleicher
Vorgang findet statt, wenn man zwei parallele Theile des-
selben von einem Strome dauernd durchflossenen Leiters einan-
der nähert oder von einander entfernt. Im ersteren Falle findet
mithin eine Verstärkung, im zweiten eine Schwächung des
Stromes statt. Da nun gleichgerichtete Ströme, wie Ampère
entdeckte, sich anziehen, während entgegengesetzte sich abstossen,
so kann man aus zwei solchen beweglichen Theilen einer Strom-
bahn eine sich selbstständig fortbewegende elektromagnetische
oder hier besser elektrodynamische Maschine bilden, wenn man
im Augenblicke der grössten Annäherung und der grössten Ent-
fernung durch einen geeigneten Mechanismus, einen Commutator,
die Enden des einen der beweglichen Theile der Strombahn mit
einander verwechselt, also auch die Richtung des ihn durchlau-
fenden Stromes umkehrt. Dann wird sowohl bei der Annäherung

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[493/0515] That sehr ansehnliche Ströme durch dieselben erzeugt. Indessen sind die Metalle, die gute Thermo-Elemente bilden, leider auch sehr schlechte Leiter für die Elektricität, und daher haben auch die Thermoketten grossen Leitungswiderstand, wenn sie nicht sehr grossen Querschnitt bekommen. In diesem Falle wird aber auch die Wärme von den erwärmten Löthstellen schnell zu den kalten fortgeführt, und es entsteht ein grosser Wärmeverlust. Ausserdem haben sich grössere, für starke Ströme eingerichtete Thermoketten bisher nicht als constant erwiesen. Die dritte Methode, elektrische Ströme zu erzeugen, besteht in der Anwendung der von Faraday entdeckten Induction. Es sei mir gestattet, zum besseren Verständniss des Folgenden einige Worte über das Wesen der Induction zu sagen. Denken Sie sich zwei in sich geschlossene Leitungskreise, z. B. zwei Drähte, deren Anfang und Ende mit einander verbunden sind, von denen der eine von einem elektrischen Strome andau- ernd durchlaufen wird. Nähert man nun zwei parallele Theile dieser Strombahnen einander, so entsteht in dem stromlosen Leiter während der Annäherung ein Strom, welcher dem im an- deren vorhandenen Strome gleichgerichtet ist und der so lange andauert als die annähernde Bewegung. Entfernt man die Strom- bahnen wieder von einander, so entsteht im stromlosen Leiter ein gleich starker Strom, aber von entgegengesetzter, also dem vorhandenen primären Strome gleicher Richtung. Ein gleicher Vorgang findet statt, wenn man zwei parallele Theile des- selben von einem Strome dauernd durchflossenen Leiters einan- der nähert oder von einander entfernt. Im ersteren Falle findet mithin eine Verstärkung, im zweiten eine Schwächung des Stromes statt. Da nun gleichgerichtete Ströme, wie Ampère entdeckte, sich anziehen, während entgegengesetzte sich abstossen, so kann man aus zwei solchen beweglichen Theilen einer Strom- bahn eine sich selbstständig fortbewegende elektromagnetische oder hier besser elektrodynamische Maschine bilden, wenn man im Augenblicke der grössten Annäherung und der grössten Ent- fernung durch einen geeigneten Mechanismus, einen Commutator, die Enden des einen der beweglichen Theile der Strombahn mit einander verwechselt, also auch die Richtung des ihn durchlau- fenden Stromes umkehrt. Dann wird sowohl bei der Annäherung

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/515>, abgerufen am 22.11.2024.