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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Ströme zu verschaffen, welche im Telephon thätig sind, stellte
ich ein Bell'sches Telephon, dessen Magnetpol mit 800 Windungen
0.10 mm dicken Kupferdrahtes von 110 Q. E. Widerstand um-
wunden war, in einen Leitungskreis ein, der ein Daniell'sches
Element mit einem Commutator enthielt, durch den die Strom-
richtung etwa 200 mal in der Secunde umgekehrt wurde.

Ohne eingeschalteten Widerstand erzeugten diese Stromwellen
im Telephon ein weithin hörbares, höchst unharmonisches und
dicht am Ohr kaum zu ertragendes Geräusch. Durch Einschal-
tung von Widerstand verminderte sich dies Geräusch, war aber
bei Einschaltung von 200000 Einheiten noch sehr laut vernehm-
bar. Selbst einfache Schliessungen und Oeffnungen der Kette
waren durch diesen Widerstand noch deutlich als kurzer Schall
vernehmbar. Wurden 6 Daniells eingeschaltet, so konnte man
das Geräusch durch 10 Millionen Einheiten noch deutlich ver-
nehmen. Schaltete man 12 Daniells und 20 Millionen Einheiten
Widerstand ein, so war das Geräusch entschieden deutlicher als
im vorhergehenden Falle. In gleicher Weise fand ein Zunehmen
seiner Stärke statt, als man 30 und 50 Millionen Einheiten mit
18 und resp. 30 Daniells einschaltete. Es ist dies eine Bestätigung
der Beobachtung von Beetz, dass der Elektromagnetismus bei
gleicher Stromstärke schneller in Leitungskreisen von grossem
Widerstande mit entsprechend grösseren elektromotorischen Kräften
hervorgerufen wird, als in Leitungskreisen mit geringem Wider-
stande und verhältnissmässig geringeren elektromotorischen Kräften,
da die in den Windungen des Elektromagneten auftretenden Gegen-
ströme im letzteren Falle mehr zur Geltung kommen, als im
ersteren.

Schaltet man in den Leitungskreis des Commutators die pri-
märe Spirale eines kleinen Voltainductors, wie solche von Aerzten
gewöhnlich verwendet werden, während Telephon und Widerstands-
scala sich in dem Kreise des secundären Drahtes befanden, so
erhielt man mit einem Daniell noch ein laut schallendes Geräusch
bei Einschaltung von 50 Millionen Q. E., was selbst dann noch
deutlich hörbar war, als man die secundäre Spirale ganz bis
zum Ende der primären zurück schob.

Diese grosse Empfindlichkeit des Bell'schen Telephons für
schwache Ströme macht es sehr brauchbar als Galvanoskop,

Ströme zu verschaffen, welche im Telephon thätig sind, stellte
ich ein Bell’sches Telephon, dessen Magnetpol mit 800 Windungen
0.10 mm dicken Kupferdrahtes von 110 Q. E. Widerstand um-
wunden war, in einen Leitungskreis ein, der ein Daniell’sches
Element mit einem Commutator enthielt, durch den die Strom-
richtung etwa 200 mal in der Secunde umgekehrt wurde.

Ohne eingeschalteten Widerstand erzeugten diese Stromwellen
im Telephon ein weithin hörbares, höchst unharmonisches und
dicht am Ohr kaum zu ertragendes Geräusch. Durch Einschal-
tung von Widerstand verminderte sich dies Geräusch, war aber
bei Einschaltung von 200000 Einheiten noch sehr laut vernehm-
bar. Selbst einfache Schliessungen und Oeffnungen der Kette
waren durch diesen Widerstand noch deutlich als kurzer Schall
vernehmbar. Wurden 6 Daniells eingeschaltet, so konnte man
das Geräusch durch 10 Millionen Einheiten noch deutlich ver-
nehmen. Schaltete man 12 Daniells und 20 Millionen Einheiten
Widerstand ein, so war das Geräusch entschieden deutlicher als
im vorhergehenden Falle. In gleicher Weise fand ein Zunehmen
seiner Stärke statt, als man 30 und 50 Millionen Einheiten mit
18 und resp. 30 Daniells einschaltete. Es ist dies eine Bestätigung
der Beobachtung von Beetz, dass der Elektromagnetismus bei
gleicher Stromstärke schneller in Leitungskreisen von grossem
Widerstande mit entsprechend grösseren elektromotorischen Kräften
hervorgerufen wird, als in Leitungskreisen mit geringem Wider-
stande und verhältnissmässig geringeren elektromotorischen Kräften,
da die in den Windungen des Elektromagneten auftretenden Gegen-
ströme im letzteren Falle mehr zur Geltung kommen, als im
ersteren.

Schaltet man in den Leitungskreis des Commutators die pri-
märe Spirale eines kleinen Voltainductors, wie solche von Aerzten
gewöhnlich verwendet werden, während Telephon und Widerstands-
scala sich in dem Kreise des secundären Drahtes befanden, so
erhielt man mit einem Daniell noch ein laut schallendes Geräusch
bei Einschaltung von 50 Millionen Q. E., was selbst dann noch
deutlich hörbar war, als man die secundäre Spirale ganz bis
zum Ende der primären zurück schob.

Diese grosse Empfindlichkeit des Bell’schen Telephons für
schwache Ströme macht es sehr brauchbar als Galvanoskop,

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[429/0451] Ströme zu verschaffen, welche im Telephon thätig sind, stellte ich ein Bell’sches Telephon, dessen Magnetpol mit 800 Windungen 0.10 mm dicken Kupferdrahtes von 110 Q. E. Widerstand um- wunden war, in einen Leitungskreis ein, der ein Daniell’sches Element mit einem Commutator enthielt, durch den die Strom- richtung etwa 200 mal in der Secunde umgekehrt wurde. Ohne eingeschalteten Widerstand erzeugten diese Stromwellen im Telephon ein weithin hörbares, höchst unharmonisches und dicht am Ohr kaum zu ertragendes Geräusch. Durch Einschal- tung von Widerstand verminderte sich dies Geräusch, war aber bei Einschaltung von 200000 Einheiten noch sehr laut vernehm- bar. Selbst einfache Schliessungen und Oeffnungen der Kette waren durch diesen Widerstand noch deutlich als kurzer Schall vernehmbar. Wurden 6 Daniells eingeschaltet, so konnte man das Geräusch durch 10 Millionen Einheiten noch deutlich ver- nehmen. Schaltete man 12 Daniells und 20 Millionen Einheiten Widerstand ein, so war das Geräusch entschieden deutlicher als im vorhergehenden Falle. In gleicher Weise fand ein Zunehmen seiner Stärke statt, als man 30 und 50 Millionen Einheiten mit 18 und resp. 30 Daniells einschaltete. Es ist dies eine Bestätigung der Beobachtung von Beetz, dass der Elektromagnetismus bei gleicher Stromstärke schneller in Leitungskreisen von grossem Widerstande mit entsprechend grösseren elektromotorischen Kräften hervorgerufen wird, als in Leitungskreisen mit geringem Wider- stande und verhältnissmässig geringeren elektromotorischen Kräften, da die in den Windungen des Elektromagneten auftretenden Gegen- ströme im letzteren Falle mehr zur Geltung kommen, als im ersteren. Schaltet man in den Leitungskreis des Commutators die pri- märe Spirale eines kleinen Voltainductors, wie solche von Aerzten gewöhnlich verwendet werden, während Telephon und Widerstands- scala sich in dem Kreise des secundären Drahtes befanden, so erhielt man mit einem Daniell noch ein laut schallendes Geräusch bei Einschaltung von 50 Millionen Q. E., was selbst dann noch deutlich hörbar war, als man die secundäre Spirale ganz bis zum Ende der primären zurück schob. Diese grosse Empfindlichkeit des Bell’schen Telephons für schwache Ströme macht es sehr brauchbar als Galvanoskop,

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/451>, abgerufen am 22.11.2024.