war. Ist dann das Minimum für diese Temperatur eingetreten, so fällt dies aber wieder niedriger aus als das Minimum, welches bei der höheren Temperatur eintrat.
Sehr grosse Abkühlung, z. B. eine Temperaturerniedrigung auf -- 15°, scheint die metallische Eigenschaft der Mod. II gänz- lich zu zerstören oder drückt doch mindestens den Wendepunkt bis unter die Lufttemperatur hinab, so dass ein Gitter der Mod. II nach einer solchen Abkühlung die Eigenschaften der Mod. I zeigt.
Bei Gittern der Mod. I sind diese Erscheinungen constanter. Die Leitungsfähigkeit geht bei Temperaturerhöhung so wie bei Temperaturerniedrigung erst schnell, dann langsamer direct auf die der betreffenden Temperatur zugehörige Grösse.
Es ist hier noch eine Erscheinung hervorzuheben, der man bei den Versuchen mit Selen häufig begegnet, und die sehr störend in die meinigen eingriff, ehe es gelang, die Ursache derselben zu erkennen oder doch wenigstens die Bedingungen festzustellen, unter denen sie eintritt. Während es in der Regel, wenigstens bei älteren Selengittern, bei denen die oben beschriebene Polari- sation nicht mehr eintritt, für die Widerstandsmessung ganz gleich- gültig ist, welches die Richtung des Stromes durch das Selen ist, tritt bisweilen der Fall ein, dass die Widerstandsmessung bei der einen Stromrichtung viel grösser -- bisweilen über doppelt so gross -- ausfällt als bei der anderen. Es hat sich nun ge- zeigt, dass diese auffällige Erscheinung dann eintritt, wenn die Berührungsfläche zwischen dem Selen und den Zuleitungsdrähten sehr ungleich gross sind. Als ich zu Beleuchtungsversuchen beide Seiten eines etwa 1/2 mm. dicken Selenplättchens der Mod. II mit einem Drahtgitter aus 0mm,03 dicken Platinadrähten versehen hatte, die auf der einen Seite des Plättchens 1 mm., auf der anderen 1/2 mm. Abstand von einander hatten, zeigte sich, dass die Lei- tungsfähigkeit des Plättchens etwa doppelt so gross war, wenn das zwischen den beiden Drathgittern eingeschaltete Element so angelegt war, dass der Kupferpol mit dem aus 10 parallelen Drähten bestehenden weiten Gitter, der Zinkpol mit dem aus 20 Drähten bestehenden engen Gitter von 1/2 mm. Abstand ver- bunden war, als bei der umgekehrten Einschaltung.
Bei zwei möglichst gleich angefertigten Doppelgittern der be-
war. Ist dann das Minimum für diese Temperatur eingetreten, so fällt dies aber wieder niedriger aus als das Minimum, welches bei der höheren Temperatur eintrat.
Sehr grosse Abkühlung, z. B. eine Temperaturerniedrigung auf — 15°, scheint die metallische Eigenschaft der Mod. II gänz- lich zu zerstören oder drückt doch mindestens den Wendepunkt bis unter die Lufttemperatur hinab, so dass ein Gitter der Mod. II nach einer solchen Abkühlung die Eigenschaften der Mod. I zeigt.
Bei Gittern der Mod. I sind diese Erscheinungen constanter. Die Leitungsfähigkeit geht bei Temperaturerhöhung so wie bei Temperaturerniedrigung erst schnell, dann langsamer direct auf die der betreffenden Temperatur zugehörige Grösse.
Es ist hier noch eine Erscheinung hervorzuheben, der man bei den Versuchen mit Selen häufig begegnet, und die sehr störend in die meinigen eingriff, ehe es gelang, die Ursache derselben zu erkennen oder doch wenigstens die Bedingungen festzustellen, unter denen sie eintritt. Während es in der Regel, wenigstens bei älteren Selengittern, bei denen die oben beschriebene Polari- sation nicht mehr eintritt, für die Widerstandsmessung ganz gleich- gültig ist, welches die Richtung des Stromes durch das Selen ist, tritt bisweilen der Fall ein, dass die Widerstandsmessung bei der einen Stromrichtung viel grösser — bisweilen über doppelt so gross — ausfällt als bei der anderen. Es hat sich nun ge- zeigt, dass diese auffällige Erscheinung dann eintritt, wenn die Berührungsfläche zwischen dem Selen und den Zuleitungsdrähten sehr ungleich gross sind. Als ich zu Beleuchtungsversuchen beide Seiten eines etwa ½ mm. dicken Selenplättchens der Mod. II mit einem Drahtgitter aus 0mm,03 dicken Platinadrähten versehen hatte, die auf der einen Seite des Plättchens 1 mm., auf der anderen ½ mm. Abstand von einander hatten, zeigte sich, dass die Lei- tungsfähigkeit des Plättchens etwa doppelt so gross war, wenn das zwischen den beiden Drathgittern eingeschaltete Element so angelegt war, dass der Kupferpol mit dem aus 10 parallelen Drähten bestehenden weiten Gitter, der Zinkpol mit dem aus 20 Drähten bestehenden engen Gitter von ½ mm. Abstand ver- bunden war, als bei der umgekehrten Einschaltung.
Bei zwei möglichst gleich angefertigten Doppelgittern der be-
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war. Ist dann das Minimum für diese Temperatur eingetreten,
so fällt dies aber wieder niedriger aus als das Minimum, welches
bei der höheren Temperatur eintrat.
Sehr grosse Abkühlung, z. B. eine Temperaturerniedrigung
auf — 15°, scheint die metallische Eigenschaft der Mod. II gänz-
lich zu zerstören oder drückt doch mindestens den Wendepunkt
bis unter die Lufttemperatur hinab, so dass ein Gitter der
Mod. II nach einer solchen Abkühlung die Eigenschaften der
Mod. I zeigt.
Bei Gittern der Mod. I sind diese Erscheinungen constanter.
Die Leitungsfähigkeit geht bei Temperaturerhöhung so wie bei
Temperaturerniedrigung erst schnell, dann langsamer direct auf
die der betreffenden Temperatur zugehörige Grösse.
Es ist hier noch eine Erscheinung hervorzuheben, der man
bei den Versuchen mit Selen häufig begegnet, und die sehr störend
in die meinigen eingriff, ehe es gelang, die Ursache derselben
zu erkennen oder doch wenigstens die Bedingungen festzustellen,
unter denen sie eintritt. Während es in der Regel, wenigstens
bei älteren Selengittern, bei denen die oben beschriebene Polari-
sation nicht mehr eintritt, für die Widerstandsmessung ganz gleich-
gültig ist, welches die Richtung des Stromes durch das Selen ist,
tritt bisweilen der Fall ein, dass die Widerstandsmessung bei
der einen Stromrichtung viel grösser — bisweilen über doppelt
so gross — ausfällt als bei der anderen. Es hat sich nun ge-
zeigt, dass diese auffällige Erscheinung dann eintritt, wenn die
Berührungsfläche zwischen dem Selen und den Zuleitungsdrähten
sehr ungleich gross sind. Als ich zu Beleuchtungsversuchen beide
Seiten eines etwa ½ mm. dicken Selenplättchens der Mod. II mit
einem Drahtgitter aus 0mm,03 dicken Platinadrähten versehen hatte,
die auf der einen Seite des Plättchens 1 mm., auf der anderen
½ mm. Abstand von einander hatten, zeigte sich, dass die Lei-
tungsfähigkeit des Plättchens etwa doppelt so gross war, wenn
das zwischen den beiden Drathgittern eingeschaltete Element so
angelegt war, dass der Kupferpol mit dem aus 10 parallelen
Drähten bestehenden weiten Gitter, der Zinkpol mit dem aus
20 Drähten bestehenden engen Gitter von ½ mm. Abstand ver-
bunden war, als bei der umgekehrten Einschaltung.
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/415>, abgerufen am 22.11.2024.
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