schriebenen Drahtspiralen oder Gitter, deren Zwischenräume mit Selen ausgefüllt waren.
Es kam mir jetzt vor allen Dingen darauf an, Anhalts- punkte zur Erklärung der merkwürdigen Thatsache zu finden, dass amorphes Selen, längere Zeit auf 200 bis 210° erhitzt, seine physikalischen Eigenschaften so vollständig ändert, dass seine Leitungsfähigkeit bei gewöhnlicher Temperatur 30 bis 50 mal grösser wird, als die des durch Erhitzung auf 100 bis 150° krystallinisch gemachten Selens, und jetzt mit steigender Temperatur sich vermindert, während die des letzteren sich ver- grössert. Es erschien mir wahrscheinlich, dass diese Umwand- lung in innigem Zusammenhange mit der Erscheinung stehen müsse, dass die Leitungsfähigkeit des Selens sich bei höheren Temperaturen mit der Zeit der Erhitzung vermindert.
Zwei Drahtgitter aus 10 parallelen Drähten von 0,04 mm. Dicke im Abstande von 1 mm., etwa 12 mm. im Quadrat gross, wurden zwischen zwei Glimmerblättern im Abstande von etwa 0,7 mm. mit amorphem Selen ausgefüllt. Die Einrichtung war so getroffen, dass die Verlängerung der beiden Gitterdrähte aus dem Paraffinbade, in welches sie eingetaucht wurden, hervor- ragten und leicht mit den Galvanometerdrähten verbunden wer- den konnten. Es wurde dann das Paraffin schnell auf 200 °C. erhitzt. Bis zur Temperatur 100 °C. war kein Strom zwischen beiden Gitterdrähten durch eine Batterie von 6 Elementen wahr- zunehmen. Dann begannen beide Gitter zu leiten und bei 180° war der Strom eines Daniells nur mit Hülfe einer am Galvano- meter angebrachten Nebenschliessung zu messen, welche seine Empfindlichkeit auf 1/10 verminderte. Bei 200° erreichte der Strom bei beiden Gittern sein Maximum. Gitter No. 33 hatte die Leitungsfähigkeit 2720, Gitter No. 36 die Leitungsfähigkeit 2120. Die Temperatur wurde nun 4 Stunden lang constant auf 200° erhalten. Nach der ersten Stunde war die Leitungs- fähigkeit von dem ersten auf 1240, die vom zweiten auf 940 gesunken. Nach Verlauf der zweiten Stunde war die Leitungs- fähigkeit des ersten noch 1090, die des zweiten 820, und nach Verlauf der vierten Stunde waren sie 1000 resp. 800. Es wurde jetzt No. 36 rasch durch Eintauchen in kaltes Petroleum abge- kühlt, während No. 36 langsam abgekühlt und während dieser
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schriebenen Drahtspiralen oder Gitter, deren Zwischenräume mit Selen ausgefüllt waren.
Es kam mir jetzt vor allen Dingen darauf an, Anhalts- punkte zur Erklärung der merkwürdigen Thatsache zu finden, dass amorphes Selen, längere Zeit auf 200 bis 210° erhitzt, seine physikalischen Eigenschaften so vollständig ändert, dass seine Leitungsfähigkeit bei gewöhnlicher Temperatur 30 bis 50 mal grösser wird, als die des durch Erhitzung auf 100 bis 150° krystallinisch gemachten Selens, und jetzt mit steigender Temperatur sich vermindert, während die des letzteren sich ver- grössert. Es erschien mir wahrscheinlich, dass diese Umwand- lung in innigem Zusammenhange mit der Erscheinung stehen müsse, dass die Leitungsfähigkeit des Selens sich bei höheren Temperaturen mit der Zeit der Erhitzung vermindert.
Zwei Drahtgitter aus 10 parallelen Drähten von 0,04 mm. Dicke im Abstande von 1 mm., etwa 12 mm. im Quadrat gross, wurden zwischen zwei Glimmerblättern im Abstande von etwa 0,7 mm. mit amorphem Selen ausgefüllt. Die Einrichtung war so getroffen, dass die Verlängerung der beiden Gitterdrähte aus dem Paraffinbade, in welches sie eingetaucht wurden, hervor- ragten und leicht mit den Galvanometerdrähten verbunden wer- den konnten. Es wurde dann das Paraffin schnell auf 200 °C. erhitzt. Bis zur Temperatur 100 °C. war kein Strom zwischen beiden Gitterdrähten durch eine Batterie von 6 Elementen wahr- zunehmen. Dann begannen beide Gitter zu leiten und bei 180° war der Strom eines Daniells nur mit Hülfe einer am Galvano- meter angebrachten Nebenschliessung zu messen, welche seine Empfindlichkeit auf 1/10 verminderte. Bei 200° erreichte der Strom bei beiden Gittern sein Maximum. Gitter No. 33 hatte die Leitungsfähigkeit 2720, Gitter No. 36 die Leitungsfähigkeit 2120. Die Temperatur wurde nun 4 Stunden lang constant auf 200° erhalten. Nach der ersten Stunde war die Leitungs- fähigkeit von dem ersten auf 1240, die vom zweiten auf 940 gesunken. Nach Verlauf der zweiten Stunde war die Leitungs- fähigkeit des ersten noch 1090, die des zweiten 820, und nach Verlauf der vierten Stunde waren sie 1000 resp. 800. Es wurde jetzt No. 36 rasch durch Eintauchen in kaltes Petroleum abge- kühlt, während No. 36 langsam abgekühlt und während dieser
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schriebenen Drahtspiralen oder Gitter, deren Zwischenräume mit
Selen ausgefüllt waren.
Es kam mir jetzt vor allen Dingen darauf an, Anhalts-
punkte zur Erklärung der merkwürdigen Thatsache zu finden,
dass amorphes Selen, längere Zeit auf 200 bis 210° erhitzt,
seine physikalischen Eigenschaften so vollständig ändert, dass
seine Leitungsfähigkeit bei gewöhnlicher Temperatur 30 bis
50 mal grösser wird, als die des durch Erhitzung auf 100 bis
150° krystallinisch gemachten Selens, und jetzt mit steigender
Temperatur sich vermindert, während die des letzteren sich ver-
grössert. Es erschien mir wahrscheinlich, dass diese Umwand-
lung in innigem Zusammenhange mit der Erscheinung stehen
müsse, dass die Leitungsfähigkeit des Selens sich bei höheren
Temperaturen mit der Zeit der Erhitzung vermindert.
Zwei Drahtgitter aus 10 parallelen Drähten von 0,04 mm.
Dicke im Abstande von 1 mm., etwa 12 mm. im Quadrat gross,
wurden zwischen zwei Glimmerblättern im Abstande von etwa
0,7 mm. mit amorphem Selen ausgefüllt. Die Einrichtung war
so getroffen, dass die Verlängerung der beiden Gitterdrähte aus
dem Paraffinbade, in welches sie eingetaucht wurden, hervor-
ragten und leicht mit den Galvanometerdrähten verbunden wer-
den konnten. Es wurde dann das Paraffin schnell auf 200 °C.
erhitzt. Bis zur Temperatur 100 °C. war kein Strom zwischen
beiden Gitterdrähten durch eine Batterie von 6 Elementen wahr-
zunehmen. Dann begannen beide Gitter zu leiten und bei 180°
war der Strom eines Daniells nur mit Hülfe einer am Galvano-
meter angebrachten Nebenschliessung zu messen, welche seine
Empfindlichkeit auf 1/10 verminderte. Bei 200° erreichte der
Strom bei beiden Gittern sein Maximum. Gitter No. 33 hatte
die Leitungsfähigkeit 2720, Gitter No. 36 die Leitungsfähigkeit
2120. Die Temperatur wurde nun 4 Stunden lang constant
auf 200° erhalten. Nach der ersten Stunde war die Leitungs-
fähigkeit von dem ersten auf 1240, die vom zweiten auf 940
gesunken. Nach Verlauf der zweiten Stunde war die Leitungs-
fähigkeit des ersten noch 1090, die des zweiten 820, und nach
Verlauf der vierten Stunde waren sie 1000 resp. 800. Es wurde
jetzt No. 36 rasch durch Eintauchen in kaltes Petroleum abge-
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/407>, abgerufen am 22.11.2024.
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