auf dem Schiffe nicht durch Friction zurückgehalten, so wirkt dieser Zugkraft P nur die Reibung entgegen, welche das Wasser dem Niedergleiten des Kabels in der Axenrichtung entgegensetzt. Die Grösse derselben ist von der Beschaffenheit der Oberfläche und dem Durchmesser des Kabels abhängig. Bei schweren, mit Eisen umhüllten Kabeln ist sie im Vergleich zum specifischen Gewichte des Kabels so gering, dass man den bei Weitem grössten Theil des Zuges P oder w. h durch Friction am Bord des Schiffes äquilibriren muss, wenn man verhindern will, dass das Kabel mit grosser Geschwindigkeit nutzlos in die Tiefe hinabgeleitet.
Um die nöthige Grösse dieses auf dem Schiffe anzubringenden Frictionswiderstandes jederzeit richtig feststellen zu können, ist die Kenntniss der Meerestiefe an jeder vom Kabel zu überschrei- tenden Stelle und die Anbringung eines Dynamometers nothwendig, welcher stets die Grösse der Spannung anzeigt, mit welcher das Kabel das Schiff verlässt. Da ferner die horizontale Componente dieser Kabelspannung das Schiff im Fortschreiten hemmt, so muss die Kraft, mit welcher das Schiff fortbewegt wird, hinlänglich gross sein, um diesen Widerstand überwinden und das Schiff doch noch in hinreichender Geschwindigkeit forttreiben zu können. Als dem entsprechend der mit dem Kabel beladene Dampfer mit einem hinlänglich kräftigen Bremsapparat und einem von mir nach Analogie der Kettenwage construirten Dynamometer ver- sehen und seine, für Ueberwindung des auf das schwere Kabel auszuübenden grossen Bremszuges viel zu geringe Maschinenkraft durch Vorspann eines anderen, stärkeren Dampfschiffes ausreichend verstärkt war, gelang es, die dortige bedeutende Meerestiefe mit dem Kabel glücklich zu überschreiten.
Die Herren Longridge und Brooks haben später1) die Theorie der Kabellegung einer eingehenden Untersuchung unterworfen. Dieselbe ist in mathematischer Beziehung nicht anfechtbar und führt namentlich in aller Strenge den Fall eines schief im Wasser liegenden Kabels und die Curve durch, welche dasselbe während des Auslegens im Wasser in dem Falle annimmt, wenn es mit Spannung am Meeresboden gelegt wird. In physikalischer Be-
1) Longridge and Brooks, on submerging telegraphic cables Proc. of the instit. of civil engineers. vol. XVII. London. W. Clowes and sons 1858.
auf dem Schiffe nicht durch Friction zurückgehalten, so wirkt dieser Zugkraft P nur die Reibung entgegen, welche das Wasser dem Niedergleiten des Kabels in der Axenrichtung entgegensetzt. Die Grösse derselben ist von der Beschaffenheit der Oberfläche und dem Durchmesser des Kabels abhängig. Bei schweren, mit Eisen umhüllten Kabeln ist sie im Vergleich zum specifischen Gewichte des Kabels so gering, dass man den bei Weitem grössten Theil des Zuges P oder w. h durch Friction am Bord des Schiffes äquilibriren muss, wenn man verhindern will, dass das Kabel mit grosser Geschwindigkeit nutzlos in die Tiefe hinabgeleitet.
Um die nöthige Grösse dieses auf dem Schiffe anzubringenden Frictionswiderstandes jederzeit richtig feststellen zu können, ist die Kenntniss der Meerestiefe an jeder vom Kabel zu überschrei- tenden Stelle und die Anbringung eines Dynamometers nothwendig, welcher stets die Grösse der Spannung anzeigt, mit welcher das Kabel das Schiff verlässt. Da ferner die horizontale Componente dieser Kabelspannung das Schiff im Fortschreiten hemmt, so muss die Kraft, mit welcher das Schiff fortbewegt wird, hinlänglich gross sein, um diesen Widerstand überwinden und das Schiff doch noch in hinreichender Geschwindigkeit forttreiben zu können. Als dem entsprechend der mit dem Kabel beladene Dampfer mit einem hinlänglich kräftigen Bremsapparat und einem von mir nach Analogie der Kettenwage construirten Dynamometer ver- sehen und seine, für Ueberwindung des auf das schwere Kabel auszuübenden grossen Bremszuges viel zu geringe Maschinenkraft durch Vorspann eines anderen, stärkeren Dampfschiffes ausreichend verstärkt war, gelang es, die dortige bedeutende Meerestiefe mit dem Kabel glücklich zu überschreiten.
Die Herren Longridge und Brooks haben später1) die Theorie der Kabellegung einer eingehenden Untersuchung unterworfen. Dieselbe ist in mathematischer Beziehung nicht anfechtbar und führt namentlich in aller Strenge den Fall eines schief im Wasser liegenden Kabels und die Curve durch, welche dasselbe während des Auslegens im Wasser in dem Falle annimmt, wenn es mit Spannung am Meeresboden gelegt wird. In physikalischer Be-
1) Longridge and Brooks, on submerging telegraphic cables Proc. of the instit. of civil engineers. vol. XVII. London. W. Clowes and sons 1858.
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[336/0354]
auf dem Schiffe nicht durch Friction zurückgehalten, so wirkt
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dem Niedergleiten des Kabels in der Axenrichtung entgegensetzt.
Die Grösse derselben ist von der Beschaffenheit der Oberfläche
und dem Durchmesser des Kabels abhängig. Bei schweren, mit
Eisen umhüllten Kabeln ist sie im Vergleich zum specifischen
Gewichte des Kabels so gering, dass man den bei Weitem grössten
Theil des Zuges P oder w. h durch Friction am Bord des Schiffes
äquilibriren muss, wenn man verhindern will, dass das Kabel
mit grosser Geschwindigkeit nutzlos in die Tiefe hinabgeleitet.
Um die nöthige Grösse dieses auf dem Schiffe anzubringenden
Frictionswiderstandes jederzeit richtig feststellen zu können, ist
die Kenntniss der Meerestiefe an jeder vom Kabel zu überschrei-
tenden Stelle und die Anbringung eines Dynamometers nothwendig,
welcher stets die Grösse der Spannung anzeigt, mit welcher das
Kabel das Schiff verlässt. Da ferner die horizontale Componente
dieser Kabelspannung das Schiff im Fortschreiten hemmt, so muss
die Kraft, mit welcher das Schiff fortbewegt wird, hinlänglich
gross sein, um diesen Widerstand überwinden und das Schiff
doch noch in hinreichender Geschwindigkeit forttreiben zu können.
Als dem entsprechend der mit dem Kabel beladene Dampfer mit
einem hinlänglich kräftigen Bremsapparat und einem von mir
nach Analogie der Kettenwage construirten Dynamometer ver-
sehen und seine, für Ueberwindung des auf das schwere Kabel
auszuübenden grossen Bremszuges viel zu geringe Maschinenkraft
durch Vorspann eines anderen, stärkeren Dampfschiffes ausreichend
verstärkt war, gelang es, die dortige bedeutende Meerestiefe mit
dem Kabel glücklich zu überschreiten.
Die Herren Longridge und Brooks haben später 1) die Theorie
der Kabellegung einer eingehenden Untersuchung unterworfen.
Dieselbe ist in mathematischer Beziehung nicht anfechtbar und
führt namentlich in aller Strenge den Fall eines schief im Wasser
liegenden Kabels und die Curve durch, welche dasselbe während
des Auslegens im Wasser in dem Falle annimmt, wenn es mit
Spannung am Meeresboden gelegt wird. In physikalischer Be-
1) Longridge and Brooks, on submerging telegraphic cables Proc. of
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/354>, abgerufen am 23.11.2024.
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