Grundmasses für den elektrischen Leitungswiderstand, den Nach- weis der Erwärmung des Dielektricums des Condensators durch plötzliche Entladung, die Auffindung und Begründung der dynamo- elektrischen Maschine. Ich glaube auch anführen zu können, dass manche meiner technischen Leistungen nicht ohne wissen- schaftlichen Werth sind. Ich nenne von denselben den Diffe- rential-Regulator, die Herstellung isolirter Leitungen durch Um- pressung mit Guttapercha, die telegraphischen Gegen-, Doppel-, Inductions- und automatischen Sprechapparate, den Ozon-Apparat und Messinstrumente verschiedener Art. Mir ward die Ehre, dies seitens der Berliner Universität durch meine Promotion zum Doctor phil. hon. c. anerkannt zu sehen. Ich kann auch nicht unterlassen, an dieser Stelle dankend hervorzuheben, dass das freundliche Wohlwollen, mit welchem viele der älteren Mitglieder dieser Akademie meine Bestrebungen stets begleiteten, so wie die Freundschaftsbande, welche mich mit manchen der jüngeren ver- knüpfen, wesentlich dazu mitwirkten, die Liebe zur Wissenschaft während meiner langen technischen Laufbahn in mir lebendig zu erhalten. Freilich blieb mir nur selten die Musse, neue Er- scheinungen, die mir begegneten, über die Grenzen des tech- nischen Bedürfnisses hinaus mit wissenschaftlicher Consequenz zu verfolgen und auch künftig wird die Arbeitslast meiner Be- rufsthätigkeit mich hindern, meiner wissenschaftlichen Neigung gänzlich Folge zu leisten.
Doch die Akademie hat durch meine Wahl zu ihrem Mit- gliede zur Neigung die Pflicht gesellt -- eine Mahnung, die im Staate Friedrich's des Grossen besonders kräftig zu wirken pflegt und auch auf mich nicht ohne Einfluss bleiben wird!
Hierauf folgte die Antrittsrede des Hrn. Virchow.
Auf die Antrittsreden der beiden neuaufgenommenen Mit- glieder der physikalisch-mathematischen Klasse, der HH. Siemens und Virchow, antwortete Hr. du Bois-Reymond, als Secretar der Klasse, Folgendes:
Dein Eintritt in die Akademie, mein theurer Siemens, und der Ihre, Herr Virchow, treffen nicht bloss zeitlich zusammen, sondern noch in mehreren anderen Punkten. Beide gehören nicht zu den gewöhnlichen Ereignissen im Leben unserer Körperschaft. In der Regel füllt diese die Lücken, welche das Verhängniss in
Grundmasses für den elektrischen Leitungswiderstand, den Nach- weis der Erwärmung des Dielektricums des Condensators durch plötzliche Entladung, die Auffindung und Begründung der dynamo- elektrischen Maschine. Ich glaube auch anführen zu können, dass manche meiner technischen Leistungen nicht ohne wissen- schaftlichen Werth sind. Ich nenne von denselben den Diffe- rential-Regulator, die Herstellung isolirter Leitungen durch Um- pressung mit Guttapercha, die telegraphischen Gegen-, Doppel-, Inductions- und automatischen Sprechapparate, den Ozon-Apparat und Messinstrumente verschiedener Art. Mir ward die Ehre, dies seitens der Berliner Universität durch meine Promotion zum Doctor phil. hon. c. anerkannt zu sehen. Ich kann auch nicht unterlassen, an dieser Stelle dankend hervorzuheben, dass das freundliche Wohlwollen, mit welchem viele der älteren Mitglieder dieser Akademie meine Bestrebungen stets begleiteten, so wie die Freundschaftsbande, welche mich mit manchen der jüngeren ver- knüpfen, wesentlich dazu mitwirkten, die Liebe zur Wissenschaft während meiner langen technischen Laufbahn in mir lebendig zu erhalten. Freilich blieb mir nur selten die Musse, neue Er- scheinungen, die mir begegneten, über die Grenzen des tech- nischen Bedürfnisses hinaus mit wissenschaftlicher Consequenz zu verfolgen und auch künftig wird die Arbeitslast meiner Be- rufsthätigkeit mich hindern, meiner wissenschaftlichen Neigung gänzlich Folge zu leisten.
Doch die Akademie hat durch meine Wahl zu ihrem Mit- gliede zur Neigung die Pflicht gesellt — eine Mahnung, die im Staate Friedrich’s des Grossen besonders kräftig zu wirken pflegt und auch auf mich nicht ohne Einfluss bleiben wird!
Hierauf folgte die Antrittsrede des Hrn. Virchow.
Auf die Antrittsreden der beiden neuaufgenommenen Mit- glieder der physikalisch-mathematischen Klasse, der HH. Siemens und Virchow, antwortete Hr. du Bois-Reymond, als Secretar der Klasse, Folgendes:
Dein Eintritt in die Akademie, mein theurer Siemens, und der Ihre, Herr Virchow, treffen nicht bloss zeitlich zusammen, sondern noch in mehreren anderen Punkten. Beide gehören nicht zu den gewöhnlichen Ereignissen im Leben unserer Körperschaft. In der Regel füllt diese die Lücken, welche das Verhängniss in
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0346"n="328"/>
Grundmasses für den elektrischen Leitungswiderstand, den Nach-<lb/>
weis der Erwärmung des Dielektricums des Condensators durch<lb/>
plötzliche Entladung, die Auffindung und Begründung der dynamo-<lb/>
elektrischen Maschine. Ich glaube auch anführen zu können,<lb/>
dass manche meiner technischen Leistungen nicht ohne wissen-<lb/>
schaftlichen Werth sind. Ich nenne von denselben den Diffe-<lb/>
rential-Regulator, die Herstellung isolirter Leitungen durch Um-<lb/>
pressung mit Guttapercha, die telegraphischen Gegen-, Doppel-,<lb/>
Inductions- und automatischen Sprechapparate, den Ozon-Apparat<lb/>
und Messinstrumente verschiedener Art. Mir ward die Ehre, dies<lb/>
seitens der Berliner Universität durch meine Promotion zum<lb/>
Doctor phil. hon. c. anerkannt zu sehen. Ich kann auch nicht<lb/>
unterlassen, an dieser Stelle dankend hervorzuheben, dass das<lb/>
freundliche Wohlwollen, mit welchem viele der älteren Mitglieder<lb/>
dieser Akademie meine Bestrebungen stets begleiteten, so wie die<lb/>
Freundschaftsbande, welche mich mit manchen der jüngeren ver-<lb/>
knüpfen, wesentlich dazu mitwirkten, die Liebe zur Wissenschaft<lb/>
während meiner langen technischen Laufbahn in mir lebendig<lb/>
zu erhalten. Freilich blieb mir nur selten die Musse, neue Er-<lb/>
scheinungen, die mir begegneten, über die Grenzen des tech-<lb/>
nischen Bedürfnisses hinaus mit wissenschaftlicher Consequenz<lb/>
zu verfolgen und auch künftig wird die Arbeitslast meiner Be-<lb/>
rufsthätigkeit mich hindern, meiner wissenschaftlichen Neigung<lb/>
gänzlich Folge zu leisten.</p><lb/><p>Doch die Akademie hat durch meine Wahl zu ihrem Mit-<lb/>
gliede zur Neigung die Pflicht gesellt — eine Mahnung, die im<lb/>
Staate Friedrich’s des Grossen besonders kräftig zu wirken pflegt<lb/>
und auch auf mich nicht ohne Einfluss bleiben wird!</p><lb/><p>Hierauf folgte die Antrittsrede des Hrn. Virchow.</p><lb/><p>Auf die Antrittsreden der beiden neuaufgenommenen Mit-<lb/>
glieder der physikalisch-mathematischen Klasse, der HH. Siemens<lb/>
und Virchow, antwortete Hr. du Bois-Reymond, als Secretar der<lb/>
Klasse, Folgendes:</p><lb/><p>Dein Eintritt in die Akademie, mein theurer Siemens, und<lb/>
der Ihre, Herr Virchow, treffen nicht bloss zeitlich zusammen,<lb/>
sondern noch in mehreren anderen Punkten. Beide gehören nicht<lb/>
zu den gewöhnlichen Ereignissen im Leben unserer Körperschaft.<lb/>
In der Regel füllt diese die Lücken, welche das Verhängniss in<lb/></p></div></body></text></TEI>
[328/0346]
Grundmasses für den elektrischen Leitungswiderstand, den Nach-
weis der Erwärmung des Dielektricums des Condensators durch
plötzliche Entladung, die Auffindung und Begründung der dynamo-
elektrischen Maschine. Ich glaube auch anführen zu können,
dass manche meiner technischen Leistungen nicht ohne wissen-
schaftlichen Werth sind. Ich nenne von denselben den Diffe-
rential-Regulator, die Herstellung isolirter Leitungen durch Um-
pressung mit Guttapercha, die telegraphischen Gegen-, Doppel-,
Inductions- und automatischen Sprechapparate, den Ozon-Apparat
und Messinstrumente verschiedener Art. Mir ward die Ehre, dies
seitens der Berliner Universität durch meine Promotion zum
Doctor phil. hon. c. anerkannt zu sehen. Ich kann auch nicht
unterlassen, an dieser Stelle dankend hervorzuheben, dass das
freundliche Wohlwollen, mit welchem viele der älteren Mitglieder
dieser Akademie meine Bestrebungen stets begleiteten, so wie die
Freundschaftsbande, welche mich mit manchen der jüngeren ver-
knüpfen, wesentlich dazu mitwirkten, die Liebe zur Wissenschaft
während meiner langen technischen Laufbahn in mir lebendig
zu erhalten. Freilich blieb mir nur selten die Musse, neue Er-
scheinungen, die mir begegneten, über die Grenzen des tech-
nischen Bedürfnisses hinaus mit wissenschaftlicher Consequenz
zu verfolgen und auch künftig wird die Arbeitslast meiner Be-
rufsthätigkeit mich hindern, meiner wissenschaftlichen Neigung
gänzlich Folge zu leisten.
Doch die Akademie hat durch meine Wahl zu ihrem Mit-
gliede zur Neigung die Pflicht gesellt — eine Mahnung, die im
Staate Friedrich’s des Grossen besonders kräftig zu wirken pflegt
und auch auf mich nicht ohne Einfluss bleiben wird!
Hierauf folgte die Antrittsrede des Hrn. Virchow.
Auf die Antrittsreden der beiden neuaufgenommenen Mit-
glieder der physikalisch-mathematischen Klasse, der HH. Siemens
und Virchow, antwortete Hr. du Bois-Reymond, als Secretar der
Klasse, Folgendes:
Dein Eintritt in die Akademie, mein theurer Siemens, und
der Ihre, Herr Virchow, treffen nicht bloss zeitlich zusammen,
sondern noch in mehreren anderen Punkten. Beide gehören nicht
zu den gewöhnlichen Ereignissen im Leben unserer Körperschaft.
In der Regel füllt diese die Lücken, welche das Verhängniss in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/346>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.