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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Control-Messung, nach welcher die Leitungsfähigkeit des Zinnes
ebenfalls = 9,1 wird. Aus den Zahlen der mit [Formel 1] überschrie-
benen Spalte, welche die mittlere Widerstandszunahme für 1°
zwischen den benachbarten Temperaturen enthält, ergiebt sich,
dass die Widerstandszunahme des starren Zinnes mit der An-
näherung an den Schmelzpunkt in steigender Progression wächst,
dass beim Uebergange über den Schmelzpunkt eine sprungweise
Vergrösserung des Widerstandes eintritt, welche beinahe das
21/2 fache des Widerstandes bei 0° erreicht, dass bei weiterer Er-
hitzung des flüssigen Zinns die Widerstandszunahme sich all-
mählich wieder vermindert und etwa 45° über dem Schmelz-
punkte nur noch ungefähr halb so gross ist wie in der Nähe des
Gefrierpunktes. Dividirt man die Zahlen dieser Spalte durch
den Widerstand bei 0° also durch 81,57, so erhält man den
Coefficienten der Widerstandszunahme für die betreffenden Tem-
peraturintervalle. Der Anblick der Zahlenwerthe, welche in der
mit a bezeichneten Spalte zusammengestellt sind, zeigt, dass die-
selben sich vom Schmelzpunkte an nach beiden Seiten einer
Constante nähern. Es ist wahrscheinlich, dass diese für festes
Zinn mit dem von Arndtsen für andere einfache feste Metalle
gefundenen Werthe übereinstimmt. Es liegt auch nahe, die für
das flüssige Zinn gefundenen Werthe mit dem Coefficienten des
Quecksilbers zu vergleichen, doch fehlt einem solchen Vergleiche
die bestimmte Grundlage, da das Quecksilber bei 0° flüssig ist,
sein Widerstand bei dieser Temperatur, mit welchem die Wider-
standszunahme durch den Coefficienten a verglichen wird, mithin
die durch das Flüssigwerden bewirkte Widerstandszunahme schon
enthält. Dass eine solche sprungweise Verminderung der Lei-
tungsfähigkeit durch das Flüssigwerden der einfachen Metalle
bei allen eintritt, ist wohl mit Bestimmtheit anzunehmen, da
dies nicht nur bei den 3 hierauf untersuchten -- Kalium, Na-
trium, Zinn -- der Fall ist, sondern von mir auch bei in der
Kälte starren Amalgamen und leichtflüssigen Legirungen beobach-
tet ist. Bei den letztgenannten ist der Sprung aber sehr viel
kleiner wie beim Zinn -- ein Verhalten, welches den Legirungen
überhaupt eigen zu sein scheint und welches vielleicht die eigent-
liche Ursache der geringen Leitungsfähigkeit derselben bildet.

Control-Messung, nach welcher die Leitungsfähigkeit des Zinnes
ebenfalls = 9,1 wird. Aus den Zahlen der mit [Formel 1] überschrie-
benen Spalte, welche die mittlere Widerstandszunahme für 1°
zwischen den benachbarten Temperaturen enthält, ergiebt sich,
dass die Widerstandszunahme des starren Zinnes mit der An-
näherung an den Schmelzpunkt in steigender Progression wächst,
dass beim Uebergange über den Schmelzpunkt eine sprungweise
Vergrösserung des Widerstandes eintritt, welche beinahe das
2½ fache des Widerstandes bei 0° erreicht, dass bei weiterer Er-
hitzung des flüssigen Zinns die Widerstandszunahme sich all-
mählich wieder vermindert und etwa 45° über dem Schmelz-
punkte nur noch ungefähr halb so gross ist wie in der Nähe des
Gefrierpunktes. Dividirt man die Zahlen dieser Spalte durch
den Widerstand bei 0° also durch 81,57, so erhält man den
Coefficienten der Widerstandszunahme für die betreffenden Tem-
peraturintervalle. Der Anblick der Zahlenwerthe, welche in der
mit α bezeichneten Spalte zusammengestellt sind, zeigt, dass die-
selben sich vom Schmelzpunkte an nach beiden Seiten einer
Constante nähern. Es ist wahrscheinlich, dass diese für festes
Zinn mit dem von Arndtsen für andere einfache feste Metalle
gefundenen Werthe übereinstimmt. Es liegt auch nahe, die für
das flüssige Zinn gefundenen Werthe mit dem Coefficienten des
Quecksilbers zu vergleichen, doch fehlt einem solchen Vergleiche
die bestimmte Grundlage, da das Quecksilber bei 0° flüssig ist,
sein Widerstand bei dieser Temperatur, mit welchem die Wider-
standszunahme durch den Coefficienten α verglichen wird, mithin
die durch das Flüssigwerden bewirkte Widerstandszunahme schon
enthält. Dass eine solche sprungweise Verminderung der Lei-
tungsfähigkeit durch das Flüssigwerden der einfachen Metalle
bei allen eintritt, ist wohl mit Bestimmtheit anzunehmen, da
dies nicht nur bei den 3 hierauf untersuchten — Kalium, Na-
trium, Zinn — der Fall ist, sondern von mir auch bei in der
Kälte starren Amalgamen und leichtflüssigen Legirungen beobach-
tet ist. Bei den letztgenannten ist der Sprung aber sehr viel
kleiner wie beim Zinn — ein Verhalten, welches den Legirungen
überhaupt eigen zu sein scheint und welches vielleicht die eigent-
liche Ursache der geringen Leitungsfähigkeit derselben bildet.

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[258/0276] Control-Messung, nach welcher die Leitungsfähigkeit des Zinnes ebenfalls = 9,1 wird. Aus den Zahlen der mit [FORMEL] überschrie- benen Spalte, welche die mittlere Widerstandszunahme für 1° zwischen den benachbarten Temperaturen enthält, ergiebt sich, dass die Widerstandszunahme des starren Zinnes mit der An- näherung an den Schmelzpunkt in steigender Progression wächst, dass beim Uebergange über den Schmelzpunkt eine sprungweise Vergrösserung des Widerstandes eintritt, welche beinahe das 2½ fache des Widerstandes bei 0° erreicht, dass bei weiterer Er- hitzung des flüssigen Zinns die Widerstandszunahme sich all- mählich wieder vermindert und etwa 45° über dem Schmelz- punkte nur noch ungefähr halb so gross ist wie in der Nähe des Gefrierpunktes. Dividirt man die Zahlen dieser Spalte durch den Widerstand bei 0° also durch 81,57, so erhält man den Coefficienten der Widerstandszunahme für die betreffenden Tem- peraturintervalle. Der Anblick der Zahlenwerthe, welche in der mit α bezeichneten Spalte zusammengestellt sind, zeigt, dass die- selben sich vom Schmelzpunkte an nach beiden Seiten einer Constante nähern. Es ist wahrscheinlich, dass diese für festes Zinn mit dem von Arndtsen für andere einfache feste Metalle gefundenen Werthe übereinstimmt. Es liegt auch nahe, die für das flüssige Zinn gefundenen Werthe mit dem Coefficienten des Quecksilbers zu vergleichen, doch fehlt einem solchen Vergleiche die bestimmte Grundlage, da das Quecksilber bei 0° flüssig ist, sein Widerstand bei dieser Temperatur, mit welchem die Wider- standszunahme durch den Coefficienten α verglichen wird, mithin die durch das Flüssigwerden bewirkte Widerstandszunahme schon enthält. Dass eine solche sprungweise Verminderung der Lei- tungsfähigkeit durch das Flüssigwerden der einfachen Metalle bei allen eintritt, ist wohl mit Bestimmtheit anzunehmen, da dies nicht nur bei den 3 hierauf untersuchten — Kalium, Na- trium, Zinn — der Fall ist, sondern von mir auch bei in der Kälte starren Amalgamen und leichtflüssigen Legirungen beobach- tet ist. Bei den letztgenannten ist der Sprung aber sehr viel kleiner wie beim Zinn — ein Verhalten, welches den Legirungen überhaupt eigen zu sein scheint und welches vielleicht die eigent- liche Ursache der geringen Leitungsfähigkeit derselben bildet.

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/276>, abgerufen am 12.05.2024.