Ich muss hier den Vorwurf eines groben Irrthums, dessen mich Hr. Matthiessen zeiht, entschieden ab und auf Denselben zurückweisen. Hr. Matthiessen sagt in der meine Arbeit be- handelnden Anmerkung wörtlich: "da Spuren fremder Metalle (0,1 pCt. oder 0,2 pCt.) eine Abnahme in der Leitungsfähig- keit des reinen Quecksilbers verursachen, nicht wie Siemens sagt, eine Zunahme." Ich begreife wirklich nicht, wie ein solcher, so leicht zu constatirender, qualitativer Irrthum sich hat einstellen können. Ich muss meine Behauptung vollständig aufrecht er- halten in Bezug auf alle von mir in dieser Beziehung unter- suchten Metalle wenigstens, nämlich Silber, Kupfer, Zinn und Zink.
Ich glaube mich sogar zu dem allgemeinen Ausspruch be- rechtigt, dass die Leitungsfähigkeit flüssiger Metallgemische die der getrennt nebeneinander liegenden Einzelmetalle in flüssigem Zustande und von derselben Temperatur ist, und dass der Grund der grossen Verminderung der Leitungsfähigkeit starrer Legirungen nur im Erstarrungsprocesse selbst zu suchen ist. Die nachfol- genden Versuche werden zeigen, dass diese Annahme wenigstens grosse Wahrscheinlichkeit für sich hat.
Der Widerstand eines mit reinem Quecksilber gefüllten Spiralrohrs ward auf gewöhnliche Weise mit dem eines ähnlichen Rohres verglichen. Darauf ward das reine Quecksilber aus dem Rohre entfernt und dieses mit Quecksilber gefüllt, in welchem Zink aufgelöst war. Nach der Bestimmung des Widerstandes wurde das im Rohr selbst befindliche Quecksilber sorgfältig auf- gefangen und der Gehalt desselben an Zink durch Analyse be- stimmt. Derselbe Versuch ward mit Quecksilber, welches weniger Zink enthielt, mehrfach wiederholt. In der nachfolgenden Tabelle enthalten die ersten beiden, mit t und t1 überschriebenen Verti- calspalten die Temperaturen der mit Wasser umgebenen Spiral- röhren, die mit a bezeichnete die Ablesung, die mit w bezeich- neten die aus den vorherigen Daten berechneten Widerstände des mit verunreinigtem Quecksilber gefüllten Spiralrohres, die fol-
stand der Spirale kleiner wurde, als das Quecksilber mit etwas Kupfer- amalgam verunreinigt wurde, seine Leitungsfähigkeit sich also beträchtlich vergrösserte.
Ich muss hier den Vorwurf eines groben Irrthums, dessen mich Hr. Matthiessen zeiht, entschieden ab und auf Denselben zurückweisen. Hr. Matthiessen sagt in der meine Arbeit be- handelnden Anmerkung wörtlich: „da Spuren fremder Metalle (0,1 pCt. oder 0,2 pCt.) eine Abnahme in der Leitungsfähig- keit des reinen Quecksilbers verursachen, nicht wie Siemens sagt, eine Zunahme.“ Ich begreife wirklich nicht, wie ein solcher, so leicht zu constatirender, qualitativer Irrthum sich hat einstellen können. Ich muss meine Behauptung vollständig aufrecht er- halten in Bezug auf alle von mir in dieser Beziehung unter- suchten Metalle wenigstens, nämlich Silber, Kupfer, Zinn und Zink.
Ich glaube mich sogar zu dem allgemeinen Ausspruch be- rechtigt, dass die Leitungsfähigkeit flüssiger Metallgemische die der getrennt nebeneinander liegenden Einzelmetalle in flüssigem Zustande und von derselben Temperatur ist, und dass der Grund der grossen Verminderung der Leitungsfähigkeit starrer Legirungen nur im Erstarrungsprocesse selbst zu suchen ist. Die nachfol- genden Versuche werden zeigen, dass diese Annahme wenigstens grosse Wahrscheinlichkeit für sich hat.
Der Widerstand eines mit reinem Quecksilber gefüllten Spiralrohrs ward auf gewöhnliche Weise mit dem eines ähnlichen Rohres verglichen. Darauf ward das reine Quecksilber aus dem Rohre entfernt und dieses mit Quecksilber gefüllt, in welchem Zink aufgelöst war. Nach der Bestimmung des Widerstandes wurde das im Rohr selbst befindliche Quecksilber sorgfältig auf- gefangen und der Gehalt desselben an Zink durch Analyse be- stimmt. Derselbe Versuch ward mit Quecksilber, welches weniger Zink enthielt, mehrfach wiederholt. In der nachfolgenden Tabelle enthalten die ersten beiden, mit t und t1 überschriebenen Verti- calspalten die Temperaturen der mit Wasser umgebenen Spiral- röhren, die mit a bezeichnete die Ablesung, die mit w bezeich- neten die aus den vorherigen Daten berechneten Widerstände des mit verunreinigtem Quecksilber gefüllten Spiralrohres, die fol-
stand der Spirale kleiner wurde, als das Quecksilber mit etwas Kupfer- amalgam verunreinigt wurde, seine Leitungsfähigkeit sich also beträchtlich vergrösserte.
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Ich muss hier den Vorwurf eines groben Irrthums, dessen
mich Hr. Matthiessen zeiht, entschieden ab und auf Denselben
zurückweisen. Hr. Matthiessen sagt in der meine Arbeit be-
handelnden Anmerkung wörtlich: „da Spuren fremder Metalle
(0,1 pCt. oder 0,2 pCt.) eine Abnahme in der Leitungsfähig-
keit des reinen Quecksilbers verursachen, nicht wie Siemens sagt,
eine Zunahme.“ Ich begreife wirklich nicht, wie ein solcher, so
leicht zu constatirender, qualitativer Irrthum sich hat einstellen
können. Ich muss meine Behauptung vollständig aufrecht er-
halten in Bezug auf alle von mir in dieser Beziehung unter-
suchten Metalle wenigstens, nämlich Silber, Kupfer, Zinn und
Zink.
Ich glaube mich sogar zu dem allgemeinen Ausspruch be-
rechtigt, dass die Leitungsfähigkeit flüssiger Metallgemische die
der getrennt nebeneinander liegenden Einzelmetalle in flüssigem
Zustande und von derselben Temperatur ist, und dass der Grund
der grossen Verminderung der Leitungsfähigkeit starrer Legirungen
nur im Erstarrungsprocesse selbst zu suchen ist. Die nachfol-
genden Versuche werden zeigen, dass diese Annahme wenigstens
grosse Wahrscheinlichkeit für sich hat.
Der Widerstand eines mit reinem Quecksilber gefüllten
Spiralrohrs ward auf gewöhnliche Weise mit dem eines ähnlichen
Rohres verglichen. Darauf ward das reine Quecksilber aus dem
Rohre entfernt und dieses mit Quecksilber gefüllt, in welchem
Zink aufgelöst war. Nach der Bestimmung des Widerstandes
wurde das im Rohr selbst befindliche Quecksilber sorgfältig auf-
gefangen und der Gehalt desselben an Zink durch Analyse be-
stimmt. Derselbe Versuch ward mit Quecksilber, welches weniger
Zink enthielt, mehrfach wiederholt. In der nachfolgenden Tabelle
enthalten die ersten beiden, mit t und t1 überschriebenen Verti-
calspalten die Temperaturen der mit Wasser umgebenen Spiral-
röhren, die mit a bezeichnete die Ablesung, die mit w bezeich-
neten die aus den vorherigen Daten berechneten Widerstände des
mit verunreinigtem Quecksilber gefüllten Spiralrohres, die fol-
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1) stand der Spirale kleiner wurde, als das Quecksilber mit etwas Kupfer-
amalgam verunreinigt wurde, seine Leitungsfähigkeit sich also beträchtlich
vergrösserte.
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/272>, abgerufen am 22.11.2024.
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