ohngeachtet ergab sich eine beträchtliche Vermehrung der Ladung wenn ein fester Isolator z. B. ein Cylinder von Kautschuck oder vollständig isolirender Guttapercha zwischen die Glaswände ge- schoben ward. Man kann diesen sehr entscheidenden Versuch auch einfacher und mit gleichem Erfolge mit zwei Glasplatten anstellen, welche einseitig belegt und in solcher Entfernung von einander aufgestellt sind, dass man eine dritte Glasplatte zwischen sie einschieben kann, ohne den Abstand der Belegungen von einander zu ändern.
Zur Bestimmung des Vertheilungscoefficienten verschiedener Isolatoren war das beschriebene Verfahren nicht geeignet. Ich erhielt aber ziemlich constante Messungen auf folgende Weise: Zwei ebene runde Messingplatten vom 15 cdm Durchmesser wurden genau auf einander geschliffen. Durch drei Schrauben mit feinem Gewinde, welche durch die eine (obere) der Scheiben gingen, liessen sich dieselben beliebig von einander entfernen. Die Enden der Schrauben waren mit eingesprengten Steinen versehen, und hierdurch die Scheiben von einander isolirt. Ich stellte nun diese Scheiben unter den Recipienten einer Luft- pumpe. Die untere ward mit dem metallenen Teller der Luft- pumpe, die obere mit einem isolirt durch den Teller geführten Draht in leitende Verbindung gesetzt. Nachdem ich nun die Verbindung mit der Wippe hergestellt und die Ablenkung der Nadel beobachtet hatte, pumpte ich die Luft bis auf zwei Linien des Quecksilber-Manometers aus. Der Stand der Nadel ver- änderte sich dadurch nicht im Geringsten. Eben so wenig war eine Aenderung desselben zu bemerken, wenn der Recipient der Luftpumpe mit Kohlensäure oder Wasserstoffgas gefüllt wurde. Es bestätigt sich dadurch vollkommen, dass "Gase jeder Art und Dichtigkeit ein gleiches Vertheilungsvermögen haben."
Wie zu erwarten war, änderte sich auch der Stand der Nadel durch Erwärmung der Platten und der sie trennenden Luft nicht, wenn die Erhitzung nicht so weit getrieben wurde, dass die Platten sich verzogen. Ich gab nun den Platten des Condensators durch gleichmässige Drehung der Schrauben einen parallelen Abstand von etwa 1 mm. Es wurde hierauf ein Ge- fäss mit flachem Boden 1 bis 11/2" hoch mit dem schmelzbaren Isolator angefüllt, welcher untersucht werden sollte, und die
ohngeachtet ergab sich eine beträchtliche Vermehrung der Ladung wenn ein fester Isolator z. B. ein Cylinder von Kautschuck oder vollständig isolirender Guttapercha zwischen die Glaswände ge- schoben ward. Man kann diesen sehr entscheidenden Versuch auch einfacher und mit gleichem Erfolge mit zwei Glasplatten anstellen, welche einseitig belegt und in solcher Entfernung von einander aufgestellt sind, dass man eine dritte Glasplatte zwischen sie einschieben kann, ohne den Abstand der Belegungen von einander zu ändern.
Zur Bestimmung des Vertheilungscoëfficienten verschiedener Isolatoren war das beschriebene Verfahren nicht geeignet. Ich erhielt aber ziemlich constante Messungen auf folgende Weise: Zwei ebene runde Messingplatten vom 15 cdm Durchmesser wurden genau auf einander geschliffen. Durch drei Schrauben mit feinem Gewinde, welche durch die eine (obere) der Scheiben gingen, liessen sich dieselben beliebig von einander entfernen. Die Enden der Schrauben waren mit eingesprengten Steinen versehen, und hierdurch die Scheiben von einander isolirt. Ich stellte nun diese Scheiben unter den Recipienten einer Luft- pumpe. Die untere ward mit dem metallenen Teller der Luft- pumpe, die obere mit einem isolirt durch den Teller geführten Draht in leitende Verbindung gesetzt. Nachdem ich nun die Verbindung mit der Wippe hergestellt und die Ablenkung der Nadel beobachtet hatte, pumpte ich die Luft bis auf zwei Linien des Quecksilber-Manometers aus. Der Stand der Nadel ver- änderte sich dadurch nicht im Geringsten. Eben so wenig war eine Aenderung desselben zu bemerken, wenn der Recipient der Luftpumpe mit Kohlensäure oder Wasserstoffgas gefüllt wurde. Es bestätigt sich dadurch vollkommen, dass „Gase jeder Art und Dichtigkeit ein gleiches Vertheilungsvermögen haben.“
Wie zu erwarten war, änderte sich auch der Stand der Nadel durch Erwärmung der Platten und der sie trennenden Luft nicht, wenn die Erhitzung nicht so weit getrieben wurde, dass die Platten sich verzogen. Ich gab nun den Platten des Condensators durch gleichmässige Drehung der Schrauben einen parallelen Abstand von etwa 1 mm. Es wurde hierauf ein Ge- fäss mit flachem Boden 1 bis 1½″ hoch mit dem schmelzbaren Isolator angefüllt, welcher untersucht werden sollte, und die
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ohngeachtet ergab sich eine beträchtliche Vermehrung der Ladung
wenn ein fester Isolator z. B. ein Cylinder von Kautschuck oder
vollständig isolirender Guttapercha zwischen die Glaswände ge-
schoben ward. Man kann diesen sehr entscheidenden Versuch
auch einfacher und mit gleichem Erfolge mit zwei Glasplatten
anstellen, welche einseitig belegt und in solcher Entfernung von
einander aufgestellt sind, dass man eine dritte Glasplatte zwischen
sie einschieben kann, ohne den Abstand der Belegungen von
einander zu ändern.
Zur Bestimmung des Vertheilungscoëfficienten verschiedener
Isolatoren war das beschriebene Verfahren nicht geeignet. Ich
erhielt aber ziemlich constante Messungen auf folgende Weise:
Zwei ebene runde Messingplatten vom 15 cdm Durchmesser
wurden genau auf einander geschliffen. Durch drei Schrauben
mit feinem Gewinde, welche durch die eine (obere) der Scheiben
gingen, liessen sich dieselben beliebig von einander entfernen.
Die Enden der Schrauben waren mit eingesprengten Steinen
versehen, und hierdurch die Scheiben von einander isolirt. Ich
stellte nun diese Scheiben unter den Recipienten einer Luft-
pumpe. Die untere ward mit dem metallenen Teller der Luft-
pumpe, die obere mit einem isolirt durch den Teller geführten
Draht in leitende Verbindung gesetzt. Nachdem ich nun die
Verbindung mit der Wippe hergestellt und die Ablenkung der
Nadel beobachtet hatte, pumpte ich die Luft bis auf zwei Linien
des Quecksilber-Manometers aus. Der Stand der Nadel ver-
änderte sich dadurch nicht im Geringsten. Eben so wenig war
eine Aenderung desselben zu bemerken, wenn der Recipient der
Luftpumpe mit Kohlensäure oder Wasserstoffgas gefüllt wurde.
Es bestätigt sich dadurch vollkommen, dass „Gase jeder Art
und Dichtigkeit ein gleiches Vertheilungsvermögen haben.“
Wie zu erwarten war, änderte sich auch der Stand der
Nadel durch Erwärmung der Platten und der sie trennenden
Luft nicht, wenn die Erhitzung nicht so weit getrieben wurde,
dass die Platten sich verzogen. Ich gab nun den Platten des
Condensators durch gleichmässige Drehung der Schrauben einen
parallelen Abstand von etwa 1 mm. Es wurde hierauf ein Ge-
fäss mit flachem Boden 1 bis 1½″ hoch mit dem schmelzbaren
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/188>, abgerufen am 25.11.2024.
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