auch die sogenannte freie Elektricität, welche durch die elektrische Spannung des isolirten Batteriepols auf der Oberfläche eines be- liebigen Conductors angehäuft wird, durch das Galvanometer zu messen und mit der Flaschen-Elektricität quantitativ zu vergleichen. Der wesentliche Einfluss der grösseren oder geringeren Nähe der Zimmerwände auf die Quantität dieser freien Elehtricität machte es mir jetzt schon sehr wahrscheinlich, dass dieselbe lediglich eine Ladung zwischen dem Conductor und den leitenden Wänden des Zimmers ist, in welchem er sich befindet -- wie Faraday es bekanntlich annahm.
Die Ladung eines Conductors besteht nun offenbar aus zwei Theilen, der Ladung zwischen der isolirten Belegung und den Zimmerwänden, und der zwischen der isolirten und nicht isolirten Belegung. Das Galvanometer misst die Summe beider. Um die letztere zu finden, verfuhr ich daher so, dass ich erst die freie Elektricität der isolirten Belegung ermittelte und darauf die Ge- sammtladung, indem die zweite Belegung, welche bisher isolirt war, mit der Erde leitend verbunden wurde. Von dieser Ge- sammtladung war die Hälfte der Ladung der isolirten Belegung in Abzug gebracht. Dass nur die Hälfte in Abzug zu bringen ist, ergiebt sich jetzt schon aus der Betrachtung, dass man die ab- geleitete Belegung sich so dick denken kann, dass sie die Zimmer- wand erreicht, ohne dass dadurch die Ladung vermehrt werden kann. Es bleibt also nur die Ladungsgrösse der abgewendeten Seite der isolirten Belegung mit den Zimmerwänden zu berück- sichtigen.
Zur Erläuterung der nachstehenden Versuchsreihe mit 7 Glas- platten von 1 mm Dicke bemerke ich noch, dass die wohlge- reinigten Platten mit rectificirtem Terpentinöl benetzt und darauf auf einander gerieben wurden, um die adhärirende Luft zu be- seitigen. Die so vereinigten Platten wurden zwischen zwei Platten aus vulcanisirtem Kautschuck gelegt, und mit einer zehn Pfund schweren Metallplatte belastet. Zur Bestimmung der Ladung zwischen den Belegungen einer einzelnen Glasplatte, wurde die- selbe mit einer zweiten, auf gewöhnliche Weise auf dem Glase befestigten Belegung versehen.
auch die sogenannte freie Elektricität, welche durch die elektrische Spannung des isolirten Batteriepols auf der Oberfläche eines be- liebigen Conductors angehäuft wird, durch das Galvanometer zu messen und mit der Flaschen-Elektricität quantitativ zu vergleichen. Der wesentliche Einfluss der grösseren oder geringeren Nähe der Zimmerwände auf die Quantität dieser freien Elehtricität machte es mir jetzt schon sehr wahrscheinlich, dass dieselbe lediglich eine Ladung zwischen dem Conductor und den leitenden Wänden des Zimmers ist, in welchem er sich befindet — wie Faraday es bekanntlich annahm.
Die Ladung eines Conductors besteht nun offenbar aus zwei Theilen, der Ladung zwischen der isolirten Belegung und den Zimmerwänden, und der zwischen der isolirten und nicht isolirten Belegung. Das Galvanometer misst die Summe beider. Um die letztere zu finden, verfuhr ich daher so, dass ich erst die freie Elektricität der isolirten Belegung ermittelte und darauf die Ge- sammtladung, indem die zweite Belegung, welche bisher isolirt war, mit der Erde leitend verbunden wurde. Von dieser Ge- sammtladung war die Hälfte der Ladung der isolirten Belegung in Abzug gebracht. Dass nur die Hälfte in Abzug zu bringen ist, ergiebt sich jetzt schon aus der Betrachtung, dass man die ab- geleitete Belegung sich so dick denken kann, dass sie die Zimmer- wand erreicht, ohne dass dadurch die Ladung vermehrt werden kann. Es bleibt also nur die Ladungsgrösse der abgewendeten Seite der isolirten Belegung mit den Zimmerwänden zu berück- sichtigen.
Zur Erläuterung der nachstehenden Versuchsreihe mit 7 Glas- platten von 1 mm Dicke bemerke ich noch, dass die wohlge- reinigten Platten mit rectificirtem Terpentinöl benetzt und darauf auf einander gerieben wurden, um die adhärirende Luft zu be- seitigen. Die so vereinigten Platten wurden zwischen zwei Platten aus vulcanisirtem Kautschuck gelegt, und mit einer zehn Pfund schweren Metallplatte belastet. Zur Bestimmung der Ladung zwischen den Belegungen einer einzelnen Glasplatte, wurde die- selbe mit einer zweiten, auf gewöhnliche Weise auf dem Glase befestigten Belegung versehen.
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auch die sogenannte freie Elektricität, welche durch die elektrische
Spannung des isolirten Batteriepols auf der Oberfläche eines be-
liebigen Conductors angehäuft wird, durch das Galvanometer zu
messen und mit der Flaschen-Elektricität quantitativ zu vergleichen.
Der wesentliche Einfluss der grösseren oder geringeren Nähe der
Zimmerwände auf die Quantität dieser freien Elehtricität machte
es mir jetzt schon sehr wahrscheinlich, dass dieselbe lediglich
eine Ladung zwischen dem Conductor und den leitenden Wänden
des Zimmers ist, in welchem er sich befindet — wie Faraday
es bekanntlich annahm.
Die Ladung eines Conductors besteht nun offenbar aus zwei
Theilen, der Ladung zwischen der isolirten Belegung und den
Zimmerwänden, und der zwischen der isolirten und nicht isolirten
Belegung. Das Galvanometer misst die Summe beider. Um die
letztere zu finden, verfuhr ich daher so, dass ich erst die freie
Elektricität der isolirten Belegung ermittelte und darauf die Ge-
sammtladung, indem die zweite Belegung, welche bisher isolirt
war, mit der Erde leitend verbunden wurde. Von dieser Ge-
sammtladung war die Hälfte der Ladung der isolirten Belegung
in Abzug gebracht. Dass nur die Hälfte in Abzug zu bringen ist,
ergiebt sich jetzt schon aus der Betrachtung, dass man die ab-
geleitete Belegung sich so dick denken kann, dass sie die Zimmer-
wand erreicht, ohne dass dadurch die Ladung vermehrt werden
kann. Es bleibt also nur die Ladungsgrösse der abgewendeten
Seite der isolirten Belegung mit den Zimmerwänden zu berück-
sichtigen.
Zur Erläuterung der nachstehenden Versuchsreihe mit 7 Glas-
platten von 1 mm Dicke bemerke ich noch, dass die wohlge-
reinigten Platten mit rectificirtem Terpentinöl benetzt und darauf
auf einander gerieben wurden, um die adhärirende Luft zu be-
seitigen. Die so vereinigten Platten wurden zwischen zwei Platten
aus vulcanisirtem Kautschuck gelegt, und mit einer zehn Pfund
schweren Metallplatte belastet. Zur Bestimmung der Ladung
zwischen den Belegungen einer einzelnen Glasplatte, wurde die-
selbe mit einer zweiten, auf gewöhnliche Weise auf dem Glase
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/183>, abgerufen am 25.11.2024.
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