schliessen, dass die Beschaffenheit und Lage der Zuleitungsdrähte ganz ohne Einfluss wäre. Dies ist jedoch nur in Bezug auf die vom Ansammlungsapparat zu dem Galvanometer, nicht hinsicht- lich der von der Batterie zur Wippe und zum Ansammlungs- apparat führenden Drähte der Fall. Die letzteren bilden selbst einen Ansammlungsapparat, wie später noch weiter erörtert werden wird, dessen Ladungsstrom ebenfalls durch das Galvanometer geht und die Nadeln ablenkt. Ich änderte daher meine erste Disposition dahin ab, dass ich Wippe und Ansammlungsapparat ganz in die Nähe der Batterie stellte, und mich bei Versuchen mit sehr empfindlichen Nadeln vor Beginn derselben stets durch Ausschliessung des benutzten Ansammlungsapparates von der Wirkung der Zuleitungsdrähte allein überzeugte und sie eventuell in Rechnung brachte. Auf die Grösse der Ladung des Ansamm- lungsapparates selbst ist die Länge und Form der Zuleitungs- drähte dagegen ganz ohne Einfluss. Wenn ich die Ladung eines beliebigen Ansammlungsapparates mit kurzen Zuleitungsdrähten mass und darauf einen frei zwischen den Gebäuden des Hofes ausgespannten Kupferdraht von 1 mm Dicke und 50 m Länge als Batteriedraht benutzte, so vermehrte sich die gemessene Ladung ganz unabhängig von der Capacität des Ansammlungsapparates bei unveränderter Batterie um eine constante Grösse, die genau mit der Ladung des Zuleitungsdrahtes allein übereinstimmte.
Zur weiteren Controle der Zuverlässigkeit meiner Unter- suchungsmethode und um gleichzeitig der von mir gemachten Annahme, dass die Ladung eines jeden Punktes der Oberfläche eines abgeleiteten Flaschendrahtes proportional der, nach dem Ohm'schen elektroskopischen Gesetz, diesem Punkte zugehörigen elektrischen Kraft oder Dichtigkeit sei, auch experimentell nach- zuweisen, stellte ich die umstehende Versuchsreihe an.
Die hierbei benutzte Stromleitung ist in Fig. 24 dar- gestellt. Der mit w und w' bezeichnete Kreis stellt die Draht- leitung dar. In denselben ist die Batterie B dauernd eingeschaltet. Die Zunge der Wippe A ist mit dem Knopfe einer Leydener Flasche C, der eine Contact der Wippe mit dem Galvanometer D in leitender Verbindung. Der andere Galvanometerdraht, die äussere Belegung der Flasche und der eine Batteriepol sind unter sich und mit dem Erdboden leitend verbunden. Der mit dem
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schliessen, dass die Beschaffenheit und Lage der Zuleitungsdrähte ganz ohne Einfluss wäre. Dies ist jedoch nur in Bezug auf die vom Ansammlungsapparat zu dem Galvanometer, nicht hinsicht- lich der von der Batterie zur Wippe und zum Ansammlungs- apparat führenden Drähte der Fall. Die letzteren bilden selbst einen Ansammlungsapparat, wie später noch weiter erörtert werden wird, dessen Ladungsstrom ebenfalls durch das Galvanometer geht und die Nadeln ablenkt. Ich änderte daher meine erste Disposition dahin ab, dass ich Wippe und Ansammlungsapparat ganz in die Nähe der Batterie stellte, und mich bei Versuchen mit sehr empfindlichen Nadeln vor Beginn derselben stets durch Ausschliessung des benutzten Ansammlungsapparates von der Wirkung der Zuleitungsdrähte allein überzeugte und sie eventuell in Rechnung brachte. Auf die Grösse der Ladung des Ansamm- lungsapparates selbst ist die Länge und Form der Zuleitungs- drähte dagegen ganz ohne Einfluss. Wenn ich die Ladung eines beliebigen Ansammlungsapparates mit kurzen Zuleitungsdrähten mass und darauf einen frei zwischen den Gebäuden des Hofes ausgespannten Kupferdraht von 1 mm Dicke und 50 m Länge als Batteriedraht benutzte, so vermehrte sich die gemessene Ladung ganz unabhängig von der Capacität des Ansammlungsapparates bei unveränderter Batterie um eine constante Grösse, die genau mit der Ladung des Zuleitungsdrahtes allein übereinstimmte.
Zur weiteren Controle der Zuverlässigkeit meiner Unter- suchungsmethode und um gleichzeitig der von mir gemachten Annahme, dass die Ladung eines jeden Punktes der Oberfläche eines abgeleiteten Flaschendrahtes proportional der, nach dem Ohm’schen elektroskopischen Gesetz, diesem Punkte zugehörigen elektrischen Kraft oder Dichtigkeit sei, auch experimentell nach- zuweisen, stellte ich die umstehende Versuchsreihe an.
Die hierbei benutzte Stromleitung ist in Fig. 24 dar- gestellt. Der mit w und w' bezeichnete Kreis stellt die Draht- leitung dar. In denselben ist die Batterie B dauernd eingeschaltet. Die Zunge der Wippe A ist mit dem Knopfe einer Leydener Flasche C, der eine Contact der Wippe mit dem Galvanometer D in leitender Verbindung. Der andere Galvanometerdraht, die äussere Belegung der Flasche und der eine Batteriepol sind unter sich und mit dem Erdboden leitend verbunden. Der mit dem
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schliessen, dass die Beschaffenheit und Lage der Zuleitungsdrähte
ganz ohne Einfluss wäre. Dies ist jedoch nur in Bezug auf die
vom Ansammlungsapparat zu dem Galvanometer, nicht hinsicht-
lich der von der Batterie zur Wippe und zum Ansammlungs-
apparat führenden Drähte der Fall. Die letzteren bilden selbst
einen Ansammlungsapparat, wie später noch weiter erörtert werden
wird, dessen Ladungsstrom ebenfalls durch das Galvanometer
geht und die Nadeln ablenkt. Ich änderte daher meine erste
Disposition dahin ab, dass ich Wippe und Ansammlungsapparat
ganz in die Nähe der Batterie stellte, und mich bei Versuchen
mit sehr empfindlichen Nadeln vor Beginn derselben stets durch
Ausschliessung des benutzten Ansammlungsapparates von der
Wirkung der Zuleitungsdrähte allein überzeugte und sie eventuell
in Rechnung brachte. Auf die Grösse der Ladung des Ansamm-
lungsapparates selbst ist die Länge und Form der Zuleitungs-
drähte dagegen ganz ohne Einfluss. Wenn ich die Ladung eines
beliebigen Ansammlungsapparates mit kurzen Zuleitungsdrähten
mass und darauf einen frei zwischen den Gebäuden des Hofes
ausgespannten Kupferdraht von 1 mm Dicke und 50 m Länge
als Batteriedraht benutzte, so vermehrte sich die gemessene Ladung
ganz unabhängig von der Capacität des Ansammlungsapparates
bei unveränderter Batterie um eine constante Grösse, die genau
mit der Ladung des Zuleitungsdrahtes allein übereinstimmte.
Zur weiteren Controle der Zuverlässigkeit meiner Unter-
suchungsmethode und um gleichzeitig der von mir gemachten
Annahme, dass die Ladung eines jeden Punktes der Oberfläche
eines abgeleiteten Flaschendrahtes proportional der, nach dem
Ohm’schen elektroskopischen Gesetz, diesem Punkte zugehörigen
elektrischen Kraft oder Dichtigkeit sei, auch experimentell nach-
zuweisen, stellte ich die umstehende Versuchsreihe an.
Die hierbei benutzte Stromleitung ist in Fig. 24 dar-
gestellt. Der mit w und w' bezeichnete Kreis stellt die Draht-
leitung dar. In denselben ist die Batterie B dauernd eingeschaltet.
Die Zunge der Wippe A ist mit dem Knopfe einer Leydener
Flasche C, der eine Contact der Wippe mit dem Galvanometer
D in leitender Verbindung. Der andere Galvanometerdraht, die
äussere Belegung der Flasche und der eine Batteriepol sind unter
sich und mit dem Erdboden leitend verbunden. Der mit dem
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/179>, abgerufen am 26.11.2024.
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