genstand weiter zu verfolgen, und die erwähnten Lücken aus- zufüllen. Seit jedoch die von mir im Jahre 1847 in Vorschlag gebrachte Isolirungsmethode telegraphischer Leitungen durch Umpressung mit Guttapercha unter Anwendung eines besseren Materials, wie uns damals zu Gebote stand, in England wieder aufgenommen ist, und sowohl zu unterirdischen, wie namentlich zu Untersee-Leitungen vielfach benutzt wird, hat auch die elektro- statische Ladung dieser Drähte und die aus ihr folgende Ver- zögerung des Auftretens des elektrischen Stroms am entfernten Ende der Leitung die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ge- lenkt. Ohne meine Mittheilung zu kennen, haben ausgezeichnete englische Physiker und Mathematiker, namentlich Faraday, Wheatstone und Thomson die elektrostatische Ladung und die Verzögerung des Stromes in Flaschendrähten zum Gegenstande ihres Studiums gemacht und sehr werthvolle Arbeiten darüber publicirt, durch welche theils meine früheren Beobachtungen voll- ständig bestätigt und erweitert, theils, und namentlich durch die von Thomson ausgeführten Rechnungen, die von mir offen ge- lassenen Lücken ausfüllt wurden.
Ich werde auf diese neueren Arbeiten im zweiten Theil meines Aufsatzes mehrfach zurückkommen. Schon vor dem Er- scheinen derselben war ich mit der vorliegenden durch ander- weitige Beschäftigung häufig unterbrochenen Experimental-Unter- suchung der elektrostatischen Induction durch Volta-Elektricität beschäftigt. Nächste Veranlassung zu derselben lag für mich in Erscheinungen, welche ich mit der bisherigen Vertheilungstheorie nicht in Uebereinstimmung zu bringen vermochte. Die oben er- wähnten Arbeiten englischer Physiker bestärkten mich noch mehr in meinem Vorhaben, da sie, namentlich Thomson bei seinen Berechnungen, ganz von der von Faraday aufgestellten Theorie der ausschliesslichen Molecular-Induction als Ursache der elek- trischen Vertheilung ausgingen, ohne weitere Beweise der Rich- tigkeit derselben zu geben, als bisher vorlagen. Mein Zweck war nun der, auf rein experimentellem Wege die Gesetze der elektrostatischen Vertheilung durch Volta-Elektricität zu finden und zu constatiren, um dadurch eine sichere Basis für praktische Constructionen zu gewinnen. Wissenschaftliche Betrachtungen und Seitenblicke auf die Theorien, welche auf Versuche mit
genstand weiter zu verfolgen, und die erwähnten Lücken aus- zufüllen. Seit jedoch die von mir im Jahre 1847 in Vorschlag gebrachte Isolirungsmethode telegraphischer Leitungen durch Umpressung mit Guttapercha unter Anwendung eines besseren Materials, wie uns damals zu Gebote stand, in England wieder aufgenommen ist, und sowohl zu unterirdischen, wie namentlich zu Untersee-Leitungen vielfach benutzt wird, hat auch die elektro- statische Ladung dieser Drähte und die aus ihr folgende Ver- zögerung des Auftretens des elektrischen Stroms am entfernten Ende der Leitung die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ge- lenkt. Ohne meine Mittheilung zu kennen, haben ausgezeichnete englische Physiker und Mathematiker, namentlich Faraday, Wheatstone und Thomson die elektrostatische Ladung und die Verzögerung des Stromes in Flaschendrähten zum Gegenstande ihres Studiums gemacht und sehr werthvolle Arbeiten darüber publicirt, durch welche theils meine früheren Beobachtungen voll- ständig bestätigt und erweitert, theils, und namentlich durch die von Thomson ausgeführten Rechnungen, die von mir offen ge- lassenen Lücken ausfüllt wurden.
Ich werde auf diese neueren Arbeiten im zweiten Theil meines Aufsatzes mehrfach zurückkommen. Schon vor dem Er- scheinen derselben war ich mit der vorliegenden durch ander- weitige Beschäftigung häufig unterbrochenen Experimental-Unter- suchung der elektrostatischen Induction durch Volta-Elektricität beschäftigt. Nächste Veranlassung zu derselben lag für mich in Erscheinungen, welche ich mit der bisherigen Vertheilungstheorie nicht in Uebereinstimmung zu bringen vermochte. Die oben er- wähnten Arbeiten englischer Physiker bestärkten mich noch mehr in meinem Vorhaben, da sie, namentlich Thomson bei seinen Berechnungen, ganz von der von Faraday aufgestellten Theorie der ausschliesslichen Molecular-Induction als Ursache der elek- trischen Vertheilung ausgingen, ohne weitere Beweise der Rich- tigkeit derselben zu geben, als bisher vorlagen. Mein Zweck war nun der, auf rein experimentellem Wege die Gesetze der elektrostatischen Vertheilung durch Volta-Elektricität zu finden und zu constatiren, um dadurch eine sichere Basis für praktische Constructionen zu gewinnen. Wissenschaftliche Betrachtungen und Seitenblicke auf die Theorien, welche auf Versuche mit
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genstand weiter zu verfolgen, und die erwähnten Lücken aus-
zufüllen. Seit jedoch die von mir im Jahre 1847 in Vorschlag
gebrachte Isolirungsmethode telegraphischer Leitungen durch
Umpressung mit Guttapercha unter Anwendung eines besseren
Materials, wie uns damals zu Gebote stand, in England wieder
aufgenommen ist, und sowohl zu unterirdischen, wie namentlich
zu Untersee-Leitungen vielfach benutzt wird, hat auch die elektro-
statische Ladung dieser Drähte und die aus ihr folgende Ver-
zögerung des Auftretens des elektrischen Stroms am entfernten
Ende der Leitung die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ge-
lenkt. Ohne meine Mittheilung zu kennen, haben ausgezeichnete
englische Physiker und Mathematiker, namentlich Faraday,
Wheatstone und Thomson die elektrostatische Ladung und die
Verzögerung des Stromes in Flaschendrähten zum Gegenstande
ihres Studiums gemacht und sehr werthvolle Arbeiten darüber
publicirt, durch welche theils meine früheren Beobachtungen voll-
ständig bestätigt und erweitert, theils, und namentlich durch die
von Thomson ausgeführten Rechnungen, die von mir offen ge-
lassenen Lücken ausfüllt wurden.
Ich werde auf diese neueren Arbeiten im zweiten Theil
meines Aufsatzes mehrfach zurückkommen. Schon vor dem Er-
scheinen derselben war ich mit der vorliegenden durch ander-
weitige Beschäftigung häufig unterbrochenen Experimental-Unter-
suchung der elektrostatischen Induction durch Volta-Elektricität
beschäftigt. Nächste Veranlassung zu derselben lag für mich in
Erscheinungen, welche ich mit der bisherigen Vertheilungstheorie
nicht in Uebereinstimmung zu bringen vermochte. Die oben er-
wähnten Arbeiten englischer Physiker bestärkten mich noch mehr
in meinem Vorhaben, da sie, namentlich Thomson bei seinen
Berechnungen, ganz von der von Faraday aufgestellten Theorie
der ausschliesslichen Molecular-Induction als Ursache der elek-
trischen Vertheilung ausgingen, ohne weitere Beweise der Rich-
tigkeit derselben zu geben, als bisher vorlagen. Mein Zweck
war nun der, auf rein experimentellem Wege die Gesetze der
elektrostatischen Vertheilung durch Volta-Elektricität zu finden
und zu constatiren, um dadurch eine sichere Basis für praktische
Constructionen zu gewinnen. Wissenschaftliche Betrachtungen
und Seitenblicke auf die Theorien, welche auf Versuche mit
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/164>, abgerufen am 24.11.2024.
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