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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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handen sind. Hat man daher die Ueberzeugung gewonnen, dass
mit guten unterirdischen Leitungen, die mit Benutzung der bis-
her gemachten Erfahrungen und Fortschritte angelegt werden,
eine grössere Sicherheit des Dienstes der Linien zu erreichen
ist, so können die vermehrten Anlagekosten keinen genügenden
Grund zur Verwerfung eines bessere Resultate gebenden Systems
abgeben. Die elektrische Telegraphie ist in jeder Beziehung noch
in der Kindheit ihrer Entwickelung. Erst dann kann sie diesen
Standpunkt überwinden und die ihr gebührende Stellung als ein
mächtiger Hebel des Staatsmechanismus und des öffentlichen
Verkehrs erringen, wenn man stets auf ihre Dienstfähigkeit und
die Untrüglichkeit ihrer Mittheilungen mit Sicherheit rechnen
kann und bei billigen Beförderungsgebühren jedem Anspruche
schnell und sicher Genüge gethan wird. Bis jetzt hat sie nir-
gends diese Höhe erreicht; sie kann es auch nur mit Hülfe eines
umfassenden Systems guter unterirdischer Leitungen. Schon bei
der jetzigen Entwickelung der Telegraphie in England, wo doch
nur in der Regel die Eisenbahn 2 bis 4 Drähte für ihren Ge-
brauch und die Telegraphen-Compagnie ein Paar für die Cor-
respondenz nach den wichtigsten Punkten des Landes und ein
Paar für die durchgehende Correspondenz nach den grossen End-
punkten hat, ist namentlich an solchen Stellen, wo zwei oder
mehrere Linien auf kurzen Strecken zusammenfallen oder sich
kreuzen, ein solches Gewirre von Drähten und es treten so leicht
gegenseitige Störungen ein, dass man mit Bestimmtheit behaupten
kann: dass eine beträchtliche Vermehrung der Drähte, wie sie
bei allgemeinerer Benutzung der Telegraphie erforderlich sein
würde, nicht ausführbar ist, ohne grosse Störungen und Unsicher-
heit hervorzubringen. Derselbe Grund, welcher bei einem noch
in der Kindheit befindlichem Systeme elektrischer Telegraphen
für die oberirdischen Leitungen spricht, wird sich bei weiterer
Entwickelung derselben daher gerade in das Gegentheil umkehren.
Bei unterirdischen Leitungen muss man freilich, um das leicht
nöthig werdende Hinzufügen eines Drahtes zu vermeiden, die
Anlage von vorn herein in grösserem Maassstabe machen und
mindestens gleich einen Draht mehr einlegen, als für den Augen-
blick nöthig scheint. Man muss auch bei dem Wege, den die
Drähte durchlaufen, gleich die nöthige Rücksicht auf das für

handen sind. Hat man daher die Ueberzeugung gewonnen, dass
mit guten unterirdischen Leitungen, die mit Benutzung der bis-
her gemachten Erfahrungen und Fortschritte angelegt werden,
eine grössere Sicherheit des Dienstes der Linien zu erreichen
ist, so können die vermehrten Anlagekosten keinen genügenden
Grund zur Verwerfung eines bessere Resultate gebenden Systems
abgeben. Die elektrische Telegraphie ist in jeder Beziehung noch
in der Kindheit ihrer Entwickelung. Erst dann kann sie diesen
Standpunkt überwinden und die ihr gebührende Stellung als ein
mächtiger Hebel des Staatsmechanismus und des öffentlichen
Verkehrs erringen, wenn man stets auf ihre Dienstfähigkeit und
die Untrüglichkeit ihrer Mittheilungen mit Sicherheit rechnen
kann und bei billigen Beförderungsgebühren jedem Anspruche
schnell und sicher Genüge gethan wird. Bis jetzt hat sie nir-
gends diese Höhe erreicht; sie kann es auch nur mit Hülfe eines
umfassenden Systems guter unterirdischer Leitungen. Schon bei
der jetzigen Entwickelung der Telegraphie in England, wo doch
nur in der Regel die Eisenbahn 2 bis 4 Drähte für ihren Ge-
brauch und die Telegraphen-Compagnie ein Paar für die Cor-
respondenz nach den wichtigsten Punkten des Landes und ein
Paar für die durchgehende Correspondenz nach den grossen End-
punkten hat, ist namentlich an solchen Stellen, wo zwei oder
mehrere Linien auf kurzen Strecken zusammenfallen oder sich
kreuzen, ein solches Gewirre von Drähten und es treten so leicht
gegenseitige Störungen ein, dass man mit Bestimmtheit behaupten
kann: dass eine beträchtliche Vermehrung der Drähte, wie sie
bei allgemeinerer Benutzung der Telegraphie erforderlich sein
würde, nicht ausführbar ist, ohne grosse Störungen und Unsicher-
heit hervorzubringen. Derselbe Grund, welcher bei einem noch
in der Kindheit befindlichem Systeme elektrischer Telegraphen
für die oberirdischen Leitungen spricht, wird sich bei weiterer
Entwickelung derselben daher gerade in das Gegentheil umkehren.
Bei unterirdischen Leitungen muss man freilich, um das leicht
nöthig werdende Hinzufügen eines Drahtes zu vermeiden, die
Anlage von vorn herein in grösserem Maassstabe machen und
mindestens gleich einen Draht mehr einlegen, als für den Augen-
blick nöthig scheint. Man muss auch bei dem Wege, den die
Drähte durchlaufen, gleich die nöthige Rücksicht auf das für

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[110/0128] handen sind. Hat man daher die Ueberzeugung gewonnen, dass mit guten unterirdischen Leitungen, die mit Benutzung der bis- her gemachten Erfahrungen und Fortschritte angelegt werden, eine grössere Sicherheit des Dienstes der Linien zu erreichen ist, so können die vermehrten Anlagekosten keinen genügenden Grund zur Verwerfung eines bessere Resultate gebenden Systems abgeben. Die elektrische Telegraphie ist in jeder Beziehung noch in der Kindheit ihrer Entwickelung. Erst dann kann sie diesen Standpunkt überwinden und die ihr gebührende Stellung als ein mächtiger Hebel des Staatsmechanismus und des öffentlichen Verkehrs erringen, wenn man stets auf ihre Dienstfähigkeit und die Untrüglichkeit ihrer Mittheilungen mit Sicherheit rechnen kann und bei billigen Beförderungsgebühren jedem Anspruche schnell und sicher Genüge gethan wird. Bis jetzt hat sie nir- gends diese Höhe erreicht; sie kann es auch nur mit Hülfe eines umfassenden Systems guter unterirdischer Leitungen. Schon bei der jetzigen Entwickelung der Telegraphie in England, wo doch nur in der Regel die Eisenbahn 2 bis 4 Drähte für ihren Ge- brauch und die Telegraphen-Compagnie ein Paar für die Cor- respondenz nach den wichtigsten Punkten des Landes und ein Paar für die durchgehende Correspondenz nach den grossen End- punkten hat, ist namentlich an solchen Stellen, wo zwei oder mehrere Linien auf kurzen Strecken zusammenfallen oder sich kreuzen, ein solches Gewirre von Drähten und es treten so leicht gegenseitige Störungen ein, dass man mit Bestimmtheit behaupten kann: dass eine beträchtliche Vermehrung der Drähte, wie sie bei allgemeinerer Benutzung der Telegraphie erforderlich sein würde, nicht ausführbar ist, ohne grosse Störungen und Unsicher- heit hervorzubringen. Derselbe Grund, welcher bei einem noch in der Kindheit befindlichem Systeme elektrischer Telegraphen für die oberirdischen Leitungen spricht, wird sich bei weiterer Entwickelung derselben daher gerade in das Gegentheil umkehren. Bei unterirdischen Leitungen muss man freilich, um das leicht nöthig werdende Hinzufügen eines Drahtes zu vermeiden, die Anlage von vorn herein in grösserem Maassstabe machen und mindestens gleich einen Draht mehr einlegen, als für den Augen- blick nöthig scheint. Man muss auch bei dem Wege, den die Drähte durchlaufen, gleich die nöthige Rücksicht auf das für

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/128>, abgerufen am 25.11.2024.