hat sich zwar herausgestellt, dass vorzugsweise da, wo der Draht sehr wenig tief und in leichtem und trockenen Boden liegt, die in Rede stehende Erscheinung zuerst auftritt, doch findet man immer dicht neben solchen veränderten Drähten unter ganz den- selben Verhältnissen wieder durchaus wohlerhaltene, an denen die Zeit ganz spurlos vorübergegangen ist; man findet andererseits bei den älteren Linien auch hin und wieder bei tiefer Drahtlage und in schwerem Boden eine bereits weit vorgerückte Umwand- lung, während dicht daneben, unter ganz gleichen Verhältnissen, die Drähte von soeben fabricirten nicht zu unterscheiden sind. Es kann mithin nur das Material, nicht äussere Umstände, Ur- sache der beunruhigenden Erscheinung sein.
Im Bisherigen wird der Beweis geführt sein, dass die schlechten Resultate, welche die ersten unterirdischen Linien ge- geben haben, nur Folge der bei ihrer Anlage begangenen Fehler sind, die theils in der durch die damaligen Zeitverhältnisse ge- botenen Uebereilung, theils in dem gänzlichen Mangel an Er- fahrungen über die Eigenschaften des zur Verwendung kommen- den Materials und ungenügender Sorgfalt bei der Auswahl und Verarbeitung desselben, ihren Grund haben. Dass die ersten Ver- suche der Benutzung eines bis dahin so wenig bekannten Stoffes zu einer ganz neuen und so viele andere Schwierigkeiten darbieten- den Sache nicht gleich völlig befriedigend ausfallen würden, liess sich wohl ziemlich bestimmt erwarten. Die Erfahrung lehrt dies in solchen Fällen allgemein. Man muss erst Erfahrungen sam- meln und Lehrgeld zahlen!
Es ist jetzt aber der Zeitpunkt eingetreten, wo man auf der Grundlage wirklich gemachter Erfahrungen weiter bauen kann und ein bestimmtes und wohlbegründetes Urtheil darüber zu fällen im Stande ist: ob der neu eingeschlagene Weg überhaupt zu dem gewünschten Ziele führen wird, oder ob er als verfehlt zu betrachten und ganz zu verlassen ist.
Die Fragen, von deren Beantwortung diese Entscheidung nur abhängen kann, sind folgende:
1. Erhält sich die gute, unverfälschte und nicht verdorbene Guttapercha im Erdboden unverändert, oder unterliegt sie einer, wenn auch langsamen Umwandlung?
Es ist bereits oben erwähnt, dass auch die bei weitem
hat sich zwar herausgestellt, dass vorzugsweise da, wo der Draht sehr wenig tief und in leichtem und trockenen Boden liegt, die in Rede stehende Erscheinung zuerst auftritt, doch findet man immer dicht neben solchen veränderten Drähten unter ganz den- selben Verhältnissen wieder durchaus wohlerhaltene, an denen die Zeit ganz spurlos vorübergegangen ist; man findet andererseits bei den älteren Linien auch hin und wieder bei tiefer Drahtlage und in schwerem Boden eine bereits weit vorgerückte Umwand- lung, während dicht daneben, unter ganz gleichen Verhältnissen, die Drähte von soeben fabricirten nicht zu unterscheiden sind. Es kann mithin nur das Material, nicht äussere Umstände, Ur- sache der beunruhigenden Erscheinung sein.
Im Bisherigen wird der Beweis geführt sein, dass die schlechten Resultate, welche die ersten unterirdischen Linien ge- geben haben, nur Folge der bei ihrer Anlage begangenen Fehler sind, die theils in der durch die damaligen Zeitverhältnisse ge- botenen Uebereilung, theils in dem gänzlichen Mangel an Er- fahrungen über die Eigenschaften des zur Verwendung kommen- den Materials und ungenügender Sorgfalt bei der Auswahl und Verarbeitung desselben, ihren Grund haben. Dass die ersten Ver- suche der Benutzung eines bis dahin so wenig bekannten Stoffes zu einer ganz neuen und so viele andere Schwierigkeiten darbieten- den Sache nicht gleich völlig befriedigend ausfallen würden, liess sich wohl ziemlich bestimmt erwarten. Die Erfahrung lehrt dies in solchen Fällen allgemein. Man muss erst Erfahrungen sam- meln und Lehrgeld zahlen!
Es ist jetzt aber der Zeitpunkt eingetreten, wo man auf der Grundlage wirklich gemachter Erfahrungen weiter bauen kann und ein bestimmtes und wohlbegründetes Urtheil darüber zu fällen im Stande ist: ob der neu eingeschlagene Weg überhaupt zu dem gewünschten Ziele führen wird, oder ob er als verfehlt zu betrachten und ganz zu verlassen ist.
Die Fragen, von deren Beantwortung diese Entscheidung nur abhängen kann, sind folgende:
1. Erhält sich die gute, unverfälschte und nicht verdorbene Guttapercha im Erdboden unverändert, oder unterliegt sie einer, wenn auch langsamen Umwandlung?
Es ist bereits oben erwähnt, dass auch die bei weitem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0116"n="98"/>
hat sich zwar herausgestellt, dass vorzugsweise da, wo der Draht<lb/>
sehr wenig tief und in leichtem und trockenen Boden liegt, die<lb/>
in Rede stehende Erscheinung zuerst auftritt, doch findet man<lb/>
immer dicht neben solchen veränderten Drähten unter ganz den-<lb/>
selben Verhältnissen wieder durchaus wohlerhaltene, an denen die<lb/>
Zeit ganz spurlos vorübergegangen ist; man findet andererseits<lb/>
bei den älteren Linien auch hin und wieder bei tiefer Drahtlage<lb/>
und in schwerem Boden eine bereits weit vorgerückte Umwand-<lb/>
lung, während dicht daneben, unter ganz gleichen Verhältnissen,<lb/>
die Drähte von soeben fabricirten nicht zu unterscheiden sind.<lb/>
Es kann mithin nur das Material, nicht äussere Umstände, Ur-<lb/>
sache der beunruhigenden Erscheinung sein.</p><lb/><p>Im Bisherigen wird der Beweis geführt sein, dass die<lb/>
schlechten Resultate, welche die ersten unterirdischen Linien ge-<lb/>
geben haben, nur Folge der bei ihrer Anlage begangenen Fehler<lb/>
sind, die theils in der durch die damaligen Zeitverhältnisse ge-<lb/>
botenen Uebereilung, theils in dem gänzlichen Mangel an Er-<lb/>
fahrungen über die Eigenschaften des zur Verwendung kommen-<lb/>
den Materials und ungenügender Sorgfalt bei der Auswahl und<lb/>
Verarbeitung desselben, ihren Grund haben. Dass die ersten Ver-<lb/>
suche der Benutzung eines bis dahin so wenig bekannten Stoffes zu<lb/>
einer ganz neuen und so viele andere Schwierigkeiten darbieten-<lb/>
den Sache nicht gleich völlig befriedigend ausfallen würden, liess<lb/>
sich wohl ziemlich bestimmt erwarten. Die Erfahrung lehrt dies<lb/>
in solchen Fällen allgemein. Man muss erst Erfahrungen sam-<lb/>
meln und Lehrgeld zahlen!</p><lb/><p>Es ist jetzt aber der Zeitpunkt eingetreten, wo man auf der<lb/>
Grundlage wirklich gemachter Erfahrungen weiter bauen kann<lb/>
und ein bestimmtes und wohlbegründetes Urtheil darüber zu<lb/>
fällen im Stande ist: ob der neu eingeschlagene Weg überhaupt<lb/>
zu dem gewünschten Ziele führen wird, oder ob er als verfehlt<lb/>
zu betrachten und ganz zu verlassen ist.</p><lb/><p>Die Fragen, von deren Beantwortung diese Entscheidung<lb/>
nur abhängen kann, sind folgende:</p><lb/><list><item>1. Erhält sich die gute, unverfälschte und nicht verdorbene<lb/>
Guttapercha im Erdboden unverändert, oder unterliegt sie<lb/>
einer, wenn auch langsamen Umwandlung?</item></list><lb/><p>Es ist bereits oben erwähnt, dass auch die bei weitem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[98/0116]
hat sich zwar herausgestellt, dass vorzugsweise da, wo der Draht
sehr wenig tief und in leichtem und trockenen Boden liegt, die
in Rede stehende Erscheinung zuerst auftritt, doch findet man
immer dicht neben solchen veränderten Drähten unter ganz den-
selben Verhältnissen wieder durchaus wohlerhaltene, an denen die
Zeit ganz spurlos vorübergegangen ist; man findet andererseits
bei den älteren Linien auch hin und wieder bei tiefer Drahtlage
und in schwerem Boden eine bereits weit vorgerückte Umwand-
lung, während dicht daneben, unter ganz gleichen Verhältnissen,
die Drähte von soeben fabricirten nicht zu unterscheiden sind.
Es kann mithin nur das Material, nicht äussere Umstände, Ur-
sache der beunruhigenden Erscheinung sein.
Im Bisherigen wird der Beweis geführt sein, dass die
schlechten Resultate, welche die ersten unterirdischen Linien ge-
geben haben, nur Folge der bei ihrer Anlage begangenen Fehler
sind, die theils in der durch die damaligen Zeitverhältnisse ge-
botenen Uebereilung, theils in dem gänzlichen Mangel an Er-
fahrungen über die Eigenschaften des zur Verwendung kommen-
den Materials und ungenügender Sorgfalt bei der Auswahl und
Verarbeitung desselben, ihren Grund haben. Dass die ersten Ver-
suche der Benutzung eines bis dahin so wenig bekannten Stoffes zu
einer ganz neuen und so viele andere Schwierigkeiten darbieten-
den Sache nicht gleich völlig befriedigend ausfallen würden, liess
sich wohl ziemlich bestimmt erwarten. Die Erfahrung lehrt dies
in solchen Fällen allgemein. Man muss erst Erfahrungen sam-
meln und Lehrgeld zahlen!
Es ist jetzt aber der Zeitpunkt eingetreten, wo man auf der
Grundlage wirklich gemachter Erfahrungen weiter bauen kann
und ein bestimmtes und wohlbegründetes Urtheil darüber zu
fällen im Stande ist: ob der neu eingeschlagene Weg überhaupt
zu dem gewünschten Ziele führen wird, oder ob er als verfehlt
zu betrachten und ganz zu verlassen ist.
Die Fragen, von deren Beantwortung diese Entscheidung
nur abhängen kann, sind folgende:
1. Erhält sich die gute, unverfälschte und nicht verdorbene
Guttapercha im Erdboden unverändert, oder unterliegt sie
einer, wenn auch langsamen Umwandlung?
Es ist bereits oben erwähnt, dass auch die bei weitem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/116>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.