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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Aus den angeführten Gründen war es nur selten möglich,
vollkommen isolirte Drähte herzustellen. Häufig waren die
Drähte so sehr excentrisch, dass die den Kupferdraht umgebende,
nicht mehr isolirende Guttapercha-Schicht bis zur Oberfläche
reichte. Wo dies nicht der Fall war, wurde doch der Boden
der Vertiefungen und Luftblasen von derselben erreicht. Der
Ueberzug verlor dadurch theilweise seine isolirende Eigenschaft
und der durch die leitenden Stellen desselben beim späteren
Gebrauch der Leitungen hindurchgehende Strom zersetzte das
Schwefelkupfer und verwandelte im Laufe einiger Jahre die von
diesem durchgezogene Guttapercha in eine unzusammenhängende,
schwammige und vom Wasser durchdrungene Masse. Die Folge
hiervon war, dass der Kupferdraht selbst durch Elektrolyse oxy-
dirt und Kupferoxydhydrat gebildet wurde, welches die Hülle
endlich ganz auseinander sprengte und Längsrisse von oft sehr
beträchtlicher Ausdehnung in der Guttapercha erzeugte. Ueber-
all wo die mit Schwefelkupfer verbundene Guttapercha den Bo-
den einer Vertiefung im isolirenden Ueberzuge bildete, fand der-
selbe Process statt und es bildeten sich an Stelle der Vertie-
fungen bis zum Draht selbst hinunterreichende Löcher. Wären
von Anfang an nur vollständig isolirte Drähte verwendet, so
hätte diese namentlich auf der Frankfurt a. M.-Linie so störend
auftretende Erscheinung nie eintreten können. Es mussten aber
leider unter allen Umständen Drähte verwendet werden und eine
zu scharfe Controle der Isolation war daher nicht anwendbar.
Selbst die anfangs wegen zu unvollkommener Isolirung zurück-
gestellten Drähte kamen dennoch grösstentheils später zur Ver-
wendung, nachdem sie einen dünnen Ueberzug von Guttapercha-
Lösung erhalten hatten und dadurch für den Augenblick etwas
verbessert waren. Es wurden von diesen Drähten circa 15 Meilen
theils auf der Thüringer Bahn, grösstentheils aber zwischen Berlin
und Minden verbraucht. Eine beträchtliche Zahl derselben wurde
leider erst nach und nach, in viel späteren Zeitabschnitten, ver-
braucht und dadurch die anfängliche Unvollkommenheit der Draht-
fabrication auf viele der weit später angelegten Linien übertragen.
Der Grund der schlechten Isolation dieser Drähte lag nicht allein
in excentrischer Drahtlage. Häufig war die Zersetzung der ver-
wendeten guten Guttapercha durch zu grosse Hitze oder durch

Aus den angeführten Gründen war es nur selten möglich,
vollkommen isolirte Drähte herzustellen. Häufig waren die
Drähte so sehr excentrisch, dass die den Kupferdraht umgebende,
nicht mehr isolirende Guttapercha-Schicht bis zur Oberfläche
reichte. Wo dies nicht der Fall war, wurde doch der Boden
der Vertiefungen und Luftblasen von derselben erreicht. Der
Ueberzug verlor dadurch theilweise seine isolirende Eigenschaft
und der durch die leitenden Stellen desselben beim späteren
Gebrauch der Leitungen hindurchgehende Strom zersetzte das
Schwefelkupfer und verwandelte im Laufe einiger Jahre die von
diesem durchgezogene Guttapercha in eine unzusammenhängende,
schwammige und vom Wasser durchdrungene Masse. Die Folge
hiervon war, dass der Kupferdraht selbst durch Elektrolyse oxy-
dirt und Kupferoxydhydrat gebildet wurde, welches die Hülle
endlich ganz auseinander sprengte und Längsrisse von oft sehr
beträchtlicher Ausdehnung in der Guttapercha erzeugte. Ueber-
all wo die mit Schwefelkupfer verbundene Guttapercha den Bo-
den einer Vertiefung im isolirenden Ueberzuge bildete, fand der-
selbe Process statt und es bildeten sich an Stelle der Vertie-
fungen bis zum Draht selbst hinunterreichende Löcher. Wären
von Anfang an nur vollständig isolirte Drähte verwendet, so
hätte diese namentlich auf der Frankfurt a. M.-Linie so störend
auftretende Erscheinung nie eintreten können. Es mussten aber
leider unter allen Umständen Drähte verwendet werden und eine
zu scharfe Controle der Isolation war daher nicht anwendbar.
Selbst die anfangs wegen zu unvollkommener Isolirung zurück-
gestellten Drähte kamen dennoch grösstentheils später zur Ver-
wendung, nachdem sie einen dünnen Ueberzug von Guttapercha-
Lösung erhalten hatten und dadurch für den Augenblick etwas
verbessert waren. Es wurden von diesen Drähten circa 15 Meilen
theils auf der Thüringer Bahn, grösstentheils aber zwischen Berlin
und Minden verbraucht. Eine beträchtliche Zahl derselben wurde
leider erst nach und nach, in viel späteren Zeitabschnitten, ver-
braucht und dadurch die anfängliche Unvollkommenheit der Draht-
fabrication auf viele der weit später angelegten Linien übertragen.
Der Grund der schlechten Isolation dieser Drähte lag nicht allein
in excentrischer Drahtlage. Häufig war die Zersetzung der ver-
wendeten guten Guttapercha durch zu grosse Hitze oder durch

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[92/0110] Aus den angeführten Gründen war es nur selten möglich, vollkommen isolirte Drähte herzustellen. Häufig waren die Drähte so sehr excentrisch, dass die den Kupferdraht umgebende, nicht mehr isolirende Guttapercha-Schicht bis zur Oberfläche reichte. Wo dies nicht der Fall war, wurde doch der Boden der Vertiefungen und Luftblasen von derselben erreicht. Der Ueberzug verlor dadurch theilweise seine isolirende Eigenschaft und der durch die leitenden Stellen desselben beim späteren Gebrauch der Leitungen hindurchgehende Strom zersetzte das Schwefelkupfer und verwandelte im Laufe einiger Jahre die von diesem durchgezogene Guttapercha in eine unzusammenhängende, schwammige und vom Wasser durchdrungene Masse. Die Folge hiervon war, dass der Kupferdraht selbst durch Elektrolyse oxy- dirt und Kupferoxydhydrat gebildet wurde, welches die Hülle endlich ganz auseinander sprengte und Längsrisse von oft sehr beträchtlicher Ausdehnung in der Guttapercha erzeugte. Ueber- all wo die mit Schwefelkupfer verbundene Guttapercha den Bo- den einer Vertiefung im isolirenden Ueberzuge bildete, fand der- selbe Process statt und es bildeten sich an Stelle der Vertie- fungen bis zum Draht selbst hinunterreichende Löcher. Wären von Anfang an nur vollständig isolirte Drähte verwendet, so hätte diese namentlich auf der Frankfurt a. M.-Linie so störend auftretende Erscheinung nie eintreten können. Es mussten aber leider unter allen Umständen Drähte verwendet werden und eine zu scharfe Controle der Isolation war daher nicht anwendbar. Selbst die anfangs wegen zu unvollkommener Isolirung zurück- gestellten Drähte kamen dennoch grösstentheils später zur Ver- wendung, nachdem sie einen dünnen Ueberzug von Guttapercha- Lösung erhalten hatten und dadurch für den Augenblick etwas verbessert waren. Es wurden von diesen Drähten circa 15 Meilen theils auf der Thüringer Bahn, grösstentheils aber zwischen Berlin und Minden verbraucht. Eine beträchtliche Zahl derselben wurde leider erst nach und nach, in viel späteren Zeitabschnitten, ver- braucht und dadurch die anfängliche Unvollkommenheit der Draht- fabrication auf viele der weit später angelegten Linien übertragen. Der Grund der schlechten Isolation dieser Drähte lag nicht allein in excentrischer Drahtlage. Häufig war die Zersetzung der ver- wendeten guten Guttapercha durch zu grosse Hitze oder durch

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/110>, abgerufen am 22.11.2024.