Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.vorgegangenen Unterrichts. get/ wie das Kind lieget/ es liege nun wie es wolle. Derowe-gen sich eine Wehe Mutter darnach richten muß/ bey noch ste- hendem Waßer/ sollen die Kinder gerettet werden. XL. Fr. Just. Was folgen vor Geburten/ wenn sich die Kinder unrecht auswenden? Christ. Wenn es Leiber betrifft/ die von Natur harte gebähren/ so folget bey unrechtem Auswenden/ gar leichte dem Kinde der Tod. Trifft es aber Leiber die leichte gebähren/ so hat es nicht allzugroße Noth/ und wird das Kind mit den Füß- lein zuvor gebohren/ wiewol manchesmahl auch das Kind in Ge- fahr kommt. Ist also am besten/ wenn es kan verhütet wer- den/ so viel möglich. XLI. Fr. Just. Kommt denn kein Kind unrecht zur Ge- burt/ als die/ so sich auswenden? Christ. Es seyn zwar unrechte Geburten/ welche nicht möglich zu verhüten seyn/ als: Wenn sich die Kinder gar kein- mahl recht wenden. Hiebey aber hat die Wehe-Mutter keine Verantwortung solcher unrechten Geburt/ in dem es unmöglich zu verhüten ist/ und gehen muß/ wie GOtt wil/ wenn die We- he-Mutter nur an ihrem Fleiße nichts fehlen läßet. Es ist wol vor die Kinder gefährllch/ aber nicht vor die Mütter/ wenn nur eine verständige Wehe-Mutter dabey ist. XLII. Fr. Just. Wie ist es denn/ wenn ein Kind mit dem Händlein zuvor gebohren wird/ muß Mutter und Kind dabey untergehen? Christ. Die Händlein-Geburten seyn unterschiedlicher Arthen/ und können die Mütter bey allen Zuständen gerettet werden/ wenn nur/ nechst GOtt/ eine erfahrne Wehe-Mutter zugegen ist. Aber die Kinder zu retten/ ist es/ natürlicher Wei- se davon zu reden/ auf eine Arth beßer als auf die andere. XLIII. Fr. Just. Auf wie vielerley Arth oder Weise kön- nen G g 2
vorgegangenen Unterrichts. get/ wie das Kind lieget/ es liege nun wie es wolle. Derowe-gen ſich eine Wehe Mutter darnach richten muß/ bey noch ſte- hendem Waßer/ ſollen die Kinder gerettet werden. XL. Fr. Juſt. Was folgen vor Geburten/ wenn ſich die Kinder unrecht auswenden? Chriſt. Wenn es Leiber betrifft/ die von Natur harte gebaͤhren/ ſo folget bey unrechtem Auswenden/ gar leichte dem Kinde der Tod. Trifft es aber Leiber die leichte gebaͤhren/ ſo hat es nicht allzugroße Noth/ und wird das Kind mit den Fuͤß- lein zuvor gebohren/ wiewol manchesmahl auch das Kind in Ge- fahr kommt. Iſt alſo am beſten/ wenn es kan verhuͤtet wer- den/ ſo viel moͤglich. XLI. Fr. Juſt. Kommt denn kein Kind unrecht zur Ge- burt/ als die/ ſo ſich auswenden? Chriſt. Es ſeyn zwar unrechte Geburten/ welche nicht moͤglich zu verhuͤten ſeyn/ als: Wenn ſich die Kinder gar kein- mahl recht wenden. Hiebey aber hat die Wehe-Mutter keine Verantwortung ſolcher unrechten Geburt/ in dem es unmoͤglich zu verhuͤten iſt/ und gehen muß/ wie GOtt wil/ wenn die We- he-Mutter nur an ihrem Fleiße nichts fehlen laͤßet. Es iſt wol vor die Kinder gefaͤhrllch/ aber nicht vor die Muͤtter/ wenn nur eine verſtaͤndige Wehe-Mutter dabey iſt. XLII. Fr. Juſt. Wie iſt es denn/ wenn ein Kind mit dem Haͤndlein zuvor gebohren wird/ muß Mutter und Kind dabey untergehen? Chriſt. Die Haͤndlein-Geburten ſeyn unterſchiedlicher Arthen/ und koͤnnen die Muͤtter bey allen Zuſtaͤnden gerettet werden/ wenn nur/ nechſt GOtt/ eine erfahrne Wehe-Mutter zugegen iſt. Aber die Kinder zu retten/ iſt es/ natuͤrlicher Wei- ſe davon zu reden/ auf eine Arth beßer als auf die andere. XLIII. Fr. Juſt. Auf wie vielerley Arth oder Weiſe koͤn- nen G g 2
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vorgegangenen Unterrichts.
get/ wie das Kind lieget/ es liege nun wie es wolle. Derowe-
gen ſich eine Wehe Mutter darnach richten muß/ bey noch ſte-
hendem Waßer/ ſollen die Kinder gerettet werden.
XL. Fr.
Juſt. Was folgen vor Geburten/ wenn ſich die
Kinder unrecht auswenden?
Chriſt. Wenn es Leiber betrifft/ die von Natur harte
gebaͤhren/ ſo folget bey unrechtem Auswenden/ gar leichte dem
Kinde der Tod. Trifft es aber Leiber die leichte gebaͤhren/ ſo
hat es nicht allzugroße Noth/ und wird das Kind mit den Fuͤß-
lein zuvor gebohren/ wiewol manchesmahl auch das Kind in Ge-
fahr kommt. Iſt alſo am beſten/ wenn es kan verhuͤtet wer-
den/ ſo viel moͤglich.
XLI. Fr.
Juſt. Kommt denn kein Kind unrecht zur Ge-
burt/ als die/ ſo ſich auswenden?
Chriſt. Es ſeyn zwar unrechte Geburten/ welche nicht
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mahl recht wenden. Hiebey aber hat die Wehe-Mutter keine
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he-Mutter nur an ihrem Fleiße nichts fehlen laͤßet. Es iſt wol
vor die Kinder gefaͤhrllch/ aber nicht vor die Muͤtter/ wenn nur
eine verſtaͤndige Wehe-Mutter dabey iſt.
XLII. Fr.
Juſt. Wie iſt es denn/ wenn ein Kind mit dem
Haͤndlein zuvor gebohren wird/ muß Mutter und Kind
dabey untergehen?
Chriſt. Die Haͤndlein-Geburten ſeyn unterſchiedlicher
Arthen/ und koͤnnen die Muͤtter bey allen Zuſtaͤnden gerettet
werden/ wenn nur/ nechſt GOtt/ eine erfahrne Wehe-Mutter
zugegen iſt. Aber die Kinder zu retten/ iſt es/ natuͤrlicher Wei-
ſe davon zu reden/ auf eine Arth beßer als auf die andere.
XLIII. Fr.
Juſt. Auf wie vielerley Arth oder Weiſe koͤn-
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