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Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.

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Erforschung des
nun alles geraum und die Kinder klein/ so bleiben sie selten bey
den Wehen/ auch wohl ohne Wehen/ bey nochgehenden Leibern
recht stehen; Ist aber nur eines geändert/ entweder das Kind
groß/ oder das Gewäßer klein/ so stehen sie doch den letzten Mo-
nat leichtlich gewendet/ und ist ihnen das Auswenden verboten/
weil sie wenig Platz übrig haben. So sind auch viel Leiber und Kin-
der/ wo alles gedrange ist/ daß sie acht/ auch zehen Wochen/
beständig gewendet stehen bleiben müssen/ ich habe auch nie kei-
nen Mangel an dergleichen Müttern/ noch an den Kindern gese-
hen. Bey solchen gedrangen Leibern und wenigem Wasser kan
sich ein Kind nicht auswenden. Wenn sich aber bey solchen Lei-
bern die Kinder nicht zeitlich recht-wenden/ so können sie sich
hernach übel einwenden/ wenn sie schon zu groß worden seyn. Auß
diesen erzehlten Umständen ist zu sehen/ daß sich ein Kind im Mut-
ter-Leibe bey einer Frauen eher als bey der andern wenden
könne.
XXXVI. Fr.
Just. Was ist denn Ursach/ wenn ein Kind
recht zur Geburt stehet/ und doch nicht kan gebohren wer-
den/ daß auch bißweilen die Mutter mit dem Kinde das
Leben darüber laßen muß?
Christ. Es sind unterschiedliche Ursachen/ daß ein Kind
nicht kan gebohren werden/ ob es schon recht zur Geburt stehet/
die wol zu mercken seyn/ als:

(1) Wenn des Kindes Kopff zu groß ist/ davon bereits
etwas auf die XXXIIte Frage geantwortet worden.
(2.) Wenn es zu breit über die Schuldern ist.
(3) Wenn sich das Kind mit dem Haupte auf der Frauen
Schooßbein ansetzet.
(4) Wenn es scheeff mit dem Kopffe zur Geburt lieget; Und
(5) Wenn es zu sehr mit dem Kopffe gegen dem Mast-
Darm stehet. Diese Fünff Geburten heissen in gemein rechte
Geburten/ sie sind es auch/ wenn sie nur recht tractiret werden/
wie
Erforſchung des
nun alles geraum und die Kinder klein/ ſo bleiben ſie ſelten bey
den Wehen/ auch wohl ohne Wehen/ bey nochgehenden Leibern
recht ſtehen; Iſt aber nur eines geaͤndert/ entweder das Kind
groß/ oder das Gewaͤßer klein/ ſo ſtehen ſie doch den letzten Mo-
nat leichtlich gewendet/ und iſt ihnen das Auswenden verboten/
weil ſie wenig Platz uͤbrig haben. So ſind auch viel Leiber und Kin-
der/ wo alles gedrange iſt/ daß ſie acht/ auch zehen Wochen/
beſtaͤndig gewendet ſtehen bleiben muͤſſen/ ich habe auch nie kei-
nen Mangel an dergleichen Muͤttern/ noch an den Kindern geſe-
hen. Bey ſolchen gedrangen Leibern und wenigem Waſſer kan
ſich ein Kind nicht auswenden. Wenn ſich aber bey ſolchen Lei-
bern die Kinder nicht zeitlich recht-wenden/ ſo koͤnnen ſie ſich
hernach uͤbel einwenden/ wenn ſie ſchon zu groß worden ſeyn. Auß
dieſen erzehlten Umſtaͤnden iſt zu ſehen/ daß ſich ein Kind im Mut-
ter-Leibe bey einer Frauen eher als bey der andern wenden
koͤnne.
XXXVI. Fr.
Juſt. Was iſt denn Urſach/ wenn ein Kind
recht zur Geburt ſtehet/ und doch nicht kan gebohren wer-
den/ daß auch bißweilen die Mutter mit dem Kinde das
Leben daruͤber laßen muß?
Chriſt. Es ſind unterſchiedliche Urſachen/ daß ein Kind
nicht kan gebohren werden/ ob es ſchon recht zur Geburt ſtehet/
die wol zu mercken ſeyn/ als:

(1) Wenn des Kindes Kopff zu groß iſt/ davon bereits
etwas auf die XXXIIte Frage geantwortet worden.
(2.) Wenn es zu breit uͤber die Schuldern iſt.
(3) Wenn ſich das Kind mit dem Haupte auf der Frauen
Schooßbein anſetzet.
(4) Wenn es ſcheeff mit dem Kopffe zur Geburt lieget; Und
(5) Wenn es zu ſehr mit dem Kopffe gegen dem Maſt-
Darm ſtehet. Dieſe Fuͤnff Geburten heiſſen in gemein rechte
Geburten/ ſie ſind es auch/ wenn ſie nur recht tractiret werden/
wie
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[230/0359] Erforſchung des nun alles geraum und die Kinder klein/ ſo bleiben ſie ſelten bey den Wehen/ auch wohl ohne Wehen/ bey nochgehenden Leibern recht ſtehen; Iſt aber nur eines geaͤndert/ entweder das Kind groß/ oder das Gewaͤßer klein/ ſo ſtehen ſie doch den letzten Mo- nat leichtlich gewendet/ und iſt ihnen das Auswenden verboten/ weil ſie wenig Platz uͤbrig haben. So ſind auch viel Leiber und Kin- der/ wo alles gedrange iſt/ daß ſie acht/ auch zehen Wochen/ beſtaͤndig gewendet ſtehen bleiben muͤſſen/ ich habe auch nie kei- nen Mangel an dergleichen Muͤttern/ noch an den Kindern geſe- hen. Bey ſolchen gedrangen Leibern und wenigem Waſſer kan ſich ein Kind nicht auswenden. Wenn ſich aber bey ſolchen Lei- bern die Kinder nicht zeitlich recht-wenden/ ſo koͤnnen ſie ſich hernach uͤbel einwenden/ wenn ſie ſchon zu groß worden ſeyn. Auß dieſen erzehlten Umſtaͤnden iſt zu ſehen/ daß ſich ein Kind im Mut- ter-Leibe bey einer Frauen eher als bey der andern wenden koͤnne. XXXVI. Fr. Juſt. Was iſt denn Urſach/ wenn ein Kind recht zur Geburt ſtehet/ und doch nicht kan gebohren wer- den/ daß auch bißweilen die Mutter mit dem Kinde das Leben daruͤber laßen muß? Chriſt. Es ſind unterſchiedliche Urſachen/ daß ein Kind nicht kan gebohren werden/ ob es ſchon recht zur Geburt ſtehet/ die wol zu mercken ſeyn/ als: (1) Wenn des Kindes Kopff zu groß iſt/ davon bereits etwas auf die XXXIIte Frage geantwortet worden. (2.) Wenn es zu breit uͤber die Schuldern iſt. (3) Wenn ſich das Kind mit dem Haupte auf der Frauen Schooßbein anſetzet. (4) Wenn es ſcheeff mit dem Kopffe zur Geburt lieget; Und (5) Wenn es zu ſehr mit dem Kopffe gegen dem Maſt- Darm ſtehet. Dieſe Fuͤnff Geburten heiſſen in gemein rechte Geburten/ ſie ſind es auch/ wenn ſie nur recht tractiret werden/ wie

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Zitationshilfe: Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/359>, abgerufen am 21.11.2024.