Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.Das IX. Capitel geburt vor der rechten Geburt belanget/ ist solche/ wieim Berichte schon zur Gnüge berühret/ an sich selbst unmöglich/ in dem solche Secundinae, da sie gleich per impossibile vorgegebener maßen solten abgeschälet wer- den können/ gar zu genau mit der Frucht und der Ge- bähr-Mutter verknüpffet/ und gantz ungereimt ist/ wenn man sagen wolte/ es wäre die Oeffnung vor der Zeit nach Belieben möglich/ und man könte nach Ge- fallen die Frucht/ gleich einem Obst/ von sei- nem Stiel ohne alle Verhinderung loß machen/ wie man wolle. 4. Daß auch einige gewisse Adern bey denen Frau- en zu treffen/ daß sie gebähren müssen/ ist allerdings falsch und unerfindlich/ inmassen es weder die Mut- ter-Adern/ welche außer der Schwängerung ihre Mo- natliche Reinigung zu halten pflegen/ seyn können/ da- zumahlen in solchem Zustande selbige mehr verschlossen und verborgen seyn/ noch einige der Frucht selbst zuste- hende/ weshalben billich auch in diesem Fall Titia vor entschuldiget zu halten/ zumahln aus all schon ermeld- ten erhellet/ daß das von selbst bey etlichen loßgehende Geblüt/ auch ohne äuserliches Zuthun oder Gewalt gnugsame Anzeigung der angehenden Oeffnung von sich giebt. Uhrkündlich mit Unser Facultät Insigel besiegelt. Datum Jehna den 24. April. Anno 1683.Decanus, Senior und Professores, der Medicinischen Facultät daselbst. Das
Das IX. Capitel geburt vor der rechten Geburt belanget/ iſt ſolche/ wieim Berichte ſchon zur Gnuͤge beruͤhret/ an ſich ſelbſt unmoͤglich/ in dem ſolche Secundinæ, da ſie gleich per impoſſibile vorgegebener maßen ſolten abgeſchaͤlet wer- den koͤnnen/ gar zu genau mit der Frucht und der Ge- baͤhr-Mutter verknuͤpffet/ und gantz ungereimt iſt/ wenn man ſagen wolte/ es waͤre die Oeffnung vor der Zeit nach Belieben moͤglich/ und man koͤnte nach Ge- fallen die Frucht/ gleich einem Obſt/ von ſei- nem Stiel ohne alle Verhinderung loß machen/ wie man wolle. 4. Daß auch einige gewiſſe Adern bey denen Frau- en zu treffen/ daß ſie gebaͤhren muͤſſen/ iſt allerdings falſch und unerfindlich/ inmaſſen es weder die Mut- ter-Adern/ welche außer der Schwaͤngerung ihre Mo- natliche Reinigung zu halten pflegen/ ſeyn koͤnnen/ da- zumahlen in ſolchem Zuſtande ſelbige mehr verſchloſſen und verborgen ſeyn/ noch einige der Frucht ſelbſt zuſte- hende/ weshalben billich auch in dieſem Fall Titia vor entſchuldiget zu halten/ zumahln aus all ſchon ermeld- ten erhellet/ daß das von ſelbſt bey etlichen loßgehende Gebluͤt/ auch ohne aͤuſerliches Zuthun oder Gewalt gnugſame Anzeigung der angehenden Oeffnung von ſich giebt. Uhrkuͤndlich mit Unſer Facultaͤt Inſigel beſiegelt. Datum Jehna den 24. April. Anno 1683.Decanus, Senior und Profeſſores, der Mediciniſchen Facultaͤt daſelbſt. Das
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Das IX. Capitel
geburt vor der rechten Geburt belanget/ iſt ſolche/ wie
im Berichte ſchon zur Gnuͤge beruͤhret/ an ſich ſelbſt
unmoͤglich/ in dem ſolche Secundinæ, da ſie gleich per
impoſſibile vorgegebener maßen ſolten abgeſchaͤlet wer-
den koͤnnen/ gar zu genau mit der Frucht und der Ge-
baͤhr-Mutter verknuͤpffet/ und gantz ungereimt iſt/ wenn
man ſagen wolte/ es waͤre die Oeffnung vor der Zeit
nach Belieben moͤglich/ und man koͤnte nach Ge-
fallen die Frucht/ gleich einem Obſt/ von ſei-
nem Stiel ohne alle Verhinderung loß machen/
wie man wolle.
4. Daß auch einige gewiſſe Adern bey denen Frau-
en zu treffen/ daß ſie gebaͤhren muͤſſen/ iſt allerdings
falſch und unerfindlich/ inmaſſen es weder die Mut-
ter-Adern/ welche außer der Schwaͤngerung ihre Mo-
natliche Reinigung zu halten pflegen/ ſeyn koͤnnen/ da-
zumahlen in ſolchem Zuſtande ſelbige mehr verſchloſſen
und verborgen ſeyn/ noch einige der Frucht ſelbſt zuſte-
hende/ weshalben billich auch in dieſem Fall Titia vor
entſchuldiget zu halten/ zumahln aus all ſchon ermeld-
ten erhellet/ daß das von ſelbſt bey etlichen loßgehende
Gebluͤt/ auch ohne aͤuſerliches Zuthun oder Gewalt
gnugſame Anzeigung der angehenden Oeffnung von ſich
giebt.
Uhrkuͤndlich mit Unſer Facultaͤt Inſigel beſiegelt.
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