Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Das VIII. Capitel
ter/ zwinget die Oeffnung des Mutter-Mundes schwer und lang-
sam. Es machen die Wehen/ wie auch das Wasser und Kind
gleichsam einen Sack/ auch so gar einen Vorfall der Mutter/
ehe sich der Mutter-Mund zur Oeffnung ergiebet. Ist aber die
Mutter so standhafft/ daß solcher Vorfall nicht geschiehet/ so fol-
get doch langsame und harte Geburt/ welches alles durch die
Einweisung der zwey Finger verhütet/ und die Geburt sehr er-
leichtert werden kan.
Das VIII. Capitel.
Von Hauß-Mitteln.
Christ. Noch eins/ liebe Schwester/ unterrichte mich
und eröffne mir doch auch etwas von deinen Hauß Mit-
teln/ die du/ wann offters kein
Medicus in der Eile zu erlan-
gen ist/ im Nothfall gebrauchest/ und nützlich befunden
hast/ damit ich mir in dergleichen Bedienung auch helffen
könne.
Just. Du begehrest zu viel von mir/ und bedenckest nicht/
was du bittest. Dann Hauß-Mittel sind auch Artzneyen/ ge-
hören also in die Medicin, und nicht zu unserm Beruff. Im
fall der Noth kan eine Wehe-Mutter dieses oder jenes rathen/
oder versuchen/ allein der An- oder Ausschlag bezeuget/ daß der
gute Wille öffters das beste gewesen/ indem/ wegen der unaus-
dencklichen Zu- und Umstände/ nicht Jedermann alles dienet.
Es haben die Hn. Medici öffters hierbey Kummer und Nach-
denckens genug/ vielweniger begehre ich damit zu thun zu haben/
oder von Hauß-Mitteln Unterricht zu geben. Ich habe in der
Eingangs-Unterredung von dir vernommen/ daß du schon et-
licher hundert Frauen Bedienung gehabt/ dabey du von unter-
schied-
Das VIII. Capitel
ter/ zwinget die Oeffnung des Mutter-Mundes ſchwer und lang-
ſam. Es machen die Wehen/ wie auch das Waſſer und Kind
gleichſam einen Sack/ auch ſo gar einen Vorfall der Mutter/
ehe ſich der Mutter-Mund zur Oeffnung ergiebet. Iſt aber die
Mutter ſo ſtandhafft/ daß ſolcher Vorfall nicht geſchiehet/ ſo fol-
get doch langſame und harte Geburt/ welches alles durch die
Einweiſung der zwey Finger verhuͤtet/ und die Geburt ſehr er-
leichtert werden kan.
Das VIII. Capitel.
Von Hauß-Mitteln.
Chriſt. Noch eins/ liebe Schweſter/ unterrichte mich
und eroͤffne mir doch auch etwas von deinen Hauß Mit-
teln/ die du/ wann offters kein
Medicus in der Eile zu erlan-
gen iſt/ im Nothfall gebraucheſt/ und nuͤtzlich befunden
haſt/ damit ich mir in dergleichen Bedienung auch helffen
koͤnne.
Juſt. Du begehreſt zu viel von mir/ und bedenckeſt nicht/
was du bitteſt. Dann Hauß-Mittel ſind auch Artzneyen/ ge-
hoͤren alſo in die Medicin, und nicht zu unſerm Beruff. Im
fall der Noth kan eine Wehe-Mutter dieſes oder jenes rathen/
oder verſuchen/ allein der An- oder Ausſchlag bezeuget/ daß der
gute Wille oͤffters das beſte geweſen/ indem/ wegen der unaus-
dencklichen Zu- und Umſtaͤnde/ nicht Jedermann alles dienet.
Es haben die Hn. Medici oͤffters hierbey Kummer und Nach-
denckens genug/ vielweniger begehre ich damit zu thun zu haben/
oder von Hauß-Mitteln Unterricht zu geben. Ich habe in der
Eingangs-Unterredung von dir vernommen/ daß du ſchon et-
licher hundert Frauen Bedienung gehabt/ dabey du von unter-
ſchied-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#just">
                <p><pb facs="#f0311" n="184"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Das</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi><hi rendition="#fr">Capitel</hi></fw><lb/>
ter/ zwinget die Oeffnung des Mutter-Mundes &#x017F;chwer und lang-<lb/>
&#x017F;am. Es machen die Wehen/ wie auch das Wa&#x017F;&#x017F;er und Kind<lb/>
gleich&#x017F;am einen Sack/ auch &#x017F;o gar einen Vorfall der Mutter/<lb/>
ehe &#x017F;ich der Mutter-Mund zur Oeffnung ergiebet. I&#x017F;t aber die<lb/>
Mutter &#x017F;o &#x017F;tandhafft/ daß &#x017F;olcher Vorfall nicht ge&#x017F;chiehet/ &#x017F;o fol-<lb/>
get doch lang&#x017F;ame und harte Geburt/ welches alles durch die<lb/>
Einwei&#x017F;ung der zwey Finger verhu&#x0364;tet/ und die Geburt &#x017F;ehr er-<lb/>
leichtert werden kan.</p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Capitel.<lb/>
Von Hauß-Mitteln.</hi> </head><lb/>
          <sp who="#christ">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Chri&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p> <hi rendition="#fr">Noch eins/ liebe Schwe&#x017F;ter/ unterrichte mich<lb/>
und ero&#x0364;ffne mir doch auch etwas von deinen Hauß Mit-<lb/>
teln/ die du/ wann offters kein</hi> <hi rendition="#aq">Medicus</hi> <hi rendition="#fr">in der Eile zu erlan-<lb/>
gen i&#x017F;t/ im Nothfall gebrauche&#x017F;t/ und nu&#x0364;tzlich befunden<lb/>
ha&#x017F;t/ damit ich mir in dergleichen Bedienung auch helffen<lb/>
ko&#x0364;nne.</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#just">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p>Du begehre&#x017F;t zu viel von mir/ und bedencke&#x017F;t nicht/<lb/>
was du bitte&#x017F;t. Dann Hauß-Mittel &#x017F;ind auch Artzneyen/ ge-<lb/>
ho&#x0364;ren al&#x017F;o in die <hi rendition="#aq">Medicin,</hi> und nicht zu un&#x017F;erm Beruff. Im<lb/>
fall der Noth kan eine Wehe-Mutter die&#x017F;es oder jenes rathen/<lb/>
oder ver&#x017F;uchen/ allein der An- oder Aus&#x017F;chlag bezeuget/ daß der<lb/>
gute Wille o&#x0364;ffters das be&#x017F;te gewe&#x017F;en/ indem/ wegen der unaus-<lb/>
dencklichen Zu- und Um&#x017F;ta&#x0364;nde/ nicht Jedermann alles dienet.<lb/>
Es haben die Hn. <hi rendition="#aq">Medici</hi> o&#x0364;ffters hierbey Kummer und Nach-<lb/>
denckens genug/ vielweniger begehre ich damit zu thun zu haben/<lb/>
oder von Hauß-Mitteln Unterricht zu geben. Ich habe in der<lb/>
Eingangs-Unterredung von dir vernommen/ daß du &#x017F;chon et-<lb/>
licher hundert Frauen Bedienung gehabt/ dabey du von unter-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chied-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0311] Das VIII. Capitel ter/ zwinget die Oeffnung des Mutter-Mundes ſchwer und lang- ſam. Es machen die Wehen/ wie auch das Waſſer und Kind gleichſam einen Sack/ auch ſo gar einen Vorfall der Mutter/ ehe ſich der Mutter-Mund zur Oeffnung ergiebet. Iſt aber die Mutter ſo ſtandhafft/ daß ſolcher Vorfall nicht geſchiehet/ ſo fol- get doch langſame und harte Geburt/ welches alles durch die Einweiſung der zwey Finger verhuͤtet/ und die Geburt ſehr er- leichtert werden kan. Das VIII. Capitel. Von Hauß-Mitteln. Chriſt. Noch eins/ liebe Schweſter/ unterrichte mich und eroͤffne mir doch auch etwas von deinen Hauß Mit- teln/ die du/ wann offters kein Medicus in der Eile zu erlan- gen iſt/ im Nothfall gebraucheſt/ und nuͤtzlich befunden haſt/ damit ich mir in dergleichen Bedienung auch helffen koͤnne. Juſt. Du begehreſt zu viel von mir/ und bedenckeſt nicht/ was du bitteſt. Dann Hauß-Mittel ſind auch Artzneyen/ ge- hoͤren alſo in die Medicin, und nicht zu unſerm Beruff. Im fall der Noth kan eine Wehe-Mutter dieſes oder jenes rathen/ oder verſuchen/ allein der An- oder Ausſchlag bezeuget/ daß der gute Wille oͤffters das beſte geweſen/ indem/ wegen der unaus- dencklichen Zu- und Umſtaͤnde/ nicht Jedermann alles dienet. Es haben die Hn. Medici oͤffters hierbey Kummer und Nach- denckens genug/ vielweniger begehre ich damit zu thun zu haben/ oder von Hauß-Mitteln Unterricht zu geben. Ich habe in der Eingangs-Unterredung von dir vernommen/ daß du ſchon et- licher hundert Frauen Bedienung gehabt/ dabey du von unter- ſchied-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/311
Zitationshilfe: Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/311>, abgerufen am 09.11.2024.