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Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.

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Das V. Capitel
daß sich das Kind näher zum Ausgange wieder zurück geben
könte. Weil es auch meinen Arm wegen des Kindes zusam-
men gepresten Arms und der Brust sehr in die Höhe getrieben
hatte; Als lösete ich dem Kinde/ in dem es doch todt war/ den
Arm ab/ wie dieses andere Kupffer weiset/ weil ich es nicht än-
dern konte/ und das Kind auch sehr feste lag/ daß ich mich al-
so wegen des Fortschiebens und Zurückweichens nicht fürchten
durffte/ wie wol geschiehet/ wenn die Kinder noch Feuchtigkeit
um sich haben/ und nicht so feste eingepresset seyn/ als ich dir der-
gleichen Zurückweichen zuvor gezeiget/ und daß es nicht allezeit gut
sey/ den Arm abzulösen. Hier aber erforderte es die Noth/ daß ich
mehr Platz bekam/ um tieffer zu zu langen/ weil das Kind so feste
eingepresset war. Das dritte und vierdte Kupfer zeigen/ wie ich dem
Kinde eine Schnure durch das Bein bey dem Knie durchstecken kön-
nen und müssen/ weil ich wegen des Zwanges und dem Gedränge
den Fuß des Kindes nicht erreichen oder zu erlangen vermochte/ bis
ich durch das angelegte Band/ das Bein mit der lincken Hand
ziehen konte/ damit die rechte Hand den Fuß erreichete/ wie in
dem Fünfften Kupffer zu sehen. Das sechste Kupffer weiset/ wie
sich ein solches Kind zusammen pressen muß/ da man durch den
Eingriff nicht recht dazu kommen kan; denn mit beyden Hän-
den kan man unmöglich eingreiffen/ und eine Hand kan das
Kind unmöglich zurückheben/ und auch zugleich ziehen/ bis man
ein Füßlein hat. Aber bey dieser Wendung konte ich kein
Füßlein haben/ bis ich den Fuß/ wie du siehest/ aus dem Leibe
vor die Geburt brachte/ daß ich denselben anschlung. Alsdann
konte ich meine rechte Hand neben des Kindes Beinen einlassen/
um dasselbe mit der Achsel und dem Leibe in die Höhe zuschie-
ben/ wie du in der andern Wendung sehen kanst an dem Kupffer
No. XIX. da ich dem Kinde unter den Arm gegriffen/ eben des-
wegen selbtes in die Höhe zu schieben der Wendung halben. Auf
dergleichen Art kan und muß es hier auch geschehen/ damit sich
das
Das V. Capitel
daß ſich das Kind naͤher zum Ausgange wieder zuruͤck geben
koͤnte. Weil es auch meinen Arm wegen des Kindes zuſam-
men gepreſten Arms und der Bruſt ſehr in die Hoͤhe getrieben
hatte; Als loͤſete ich dem Kinde/ in dem es doch todt war/ den
Arm ab/ wie dieſes andere Kupffer weiſet/ weil ich es nicht aͤn-
dern konte/ und das Kind auch ſehr feſte lag/ daß ich mich al-
ſo wegen des Fortſchiebens und Zuruͤckweichens nicht fuͤrchten
durffte/ wie wol geſchiehet/ wenn die Kinder noch Feuchtigkeit
um ſich haben/ und nicht ſo feſte eingepreſſet ſeyn/ als ich dir der-
gleichen Zuruͤckweichen zuvor gezeiget/ und daß es nicht allezeit gut
ſey/ den Arm abzuloͤſen. Hier aber erforderte es die Noth/ daß ich
mehr Platz bekam/ um tieffer zu zu langen/ weil das Kind ſo feſte
eingepreſſet war. Das dritte und vierdte Kupfer zeigen/ wie ich dem
Kinde eine Schnure durch das Bein bey dem Knie durchſtecken koͤn-
nen und muͤſſen/ weil ich wegen des Zwanges und dem Gedraͤnge
den Fuß des Kindes nicht erreichen oder zu erlangen vermochte/ bis
ich durch das angelegte Band/ das Bein mit der lincken Hand
ziehen konte/ damit die rechte Hand den Fuß erreichete/ wie in
dem Fuͤnfften Kupffer zu ſehen. Das ſechſte Kupffer weiſet/ wie
ſich ein ſolches Kind zuſammen preſſen muß/ da man durch den
Eingriff nicht recht dazu kommen kan; denn mit beyden Haͤn-
den kan man unmoͤglich eingreiffen/ und eine Hand kan das
Kind unmoͤglich zuruͤckheben/ und auch zugleich ziehen/ bis man
ein Fuͤßlein hat. Aber bey dieſer Wendung konte ich kein
Fuͤßlein haben/ bis ich den Fuß/ wie du ſieheſt/ aus dem Leibe
vor die Geburt brachte/ daß ich denſelben anſchlung. Alsdann
konte ich meine rechte Hand neben des Kindes Beinen einlaſſen/
um daſſelbe mit der Achſel und dem Leibe in die Hoͤhe zuſchie-
ben/ wie du in der andern Wendung ſehen kanſt an dem Kupffer
No. XIX. da ich dem Kinde unter den Arm gegriffen/ eben des-
wegen ſelbtes in die Hoͤhe zu ſchieben der Wendung halben. Auf
dergleichen Art kan und muß es hier auch geſchehen/ damit ſich
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[94/0221] Das V. Capitel daß ſich das Kind naͤher zum Ausgange wieder zuruͤck geben koͤnte. Weil es auch meinen Arm wegen des Kindes zuſam- men gepreſten Arms und der Bruſt ſehr in die Hoͤhe getrieben hatte; Als loͤſete ich dem Kinde/ in dem es doch todt war/ den Arm ab/ wie dieſes andere Kupffer weiſet/ weil ich es nicht aͤn- dern konte/ und das Kind auch ſehr feſte lag/ daß ich mich al- ſo wegen des Fortſchiebens und Zuruͤckweichens nicht fuͤrchten durffte/ wie wol geſchiehet/ wenn die Kinder noch Feuchtigkeit um ſich haben/ und nicht ſo feſte eingepreſſet ſeyn/ als ich dir der- gleichen Zuruͤckweichen zuvor gezeiget/ und daß es nicht allezeit gut ſey/ den Arm abzuloͤſen. Hier aber erforderte es die Noth/ daß ich mehr Platz bekam/ um tieffer zu zu langen/ weil das Kind ſo feſte eingepreſſet war. Das dritte und vierdte Kupfer zeigen/ wie ich dem Kinde eine Schnure durch das Bein bey dem Knie durchſtecken koͤn- nen und muͤſſen/ weil ich wegen des Zwanges und dem Gedraͤnge den Fuß des Kindes nicht erreichen oder zu erlangen vermochte/ bis ich durch das angelegte Band/ das Bein mit der lincken Hand ziehen konte/ damit die rechte Hand den Fuß erreichete/ wie in dem Fuͤnfften Kupffer zu ſehen. Das ſechſte Kupffer weiſet/ wie ſich ein ſolches Kind zuſammen preſſen muß/ da man durch den Eingriff nicht recht dazu kommen kan; denn mit beyden Haͤn- den kan man unmoͤglich eingreiffen/ und eine Hand kan das Kind unmoͤglich zuruͤckheben/ und auch zugleich ziehen/ bis man ein Fuͤßlein hat. Aber bey dieſer Wendung konte ich kein Fuͤßlein haben/ bis ich den Fuß/ wie du ſieheſt/ aus dem Leibe vor die Geburt brachte/ daß ich denſelben anſchlung. Alsdann konte ich meine rechte Hand neben des Kindes Beinen einlaſſen/ um daſſelbe mit der Achſel und dem Leibe in die Hoͤhe zuſchie- ben/ wie du in der andern Wendung ſehen kanſt an dem Kupffer No. XIX. da ich dem Kinde unter den Arm gegriffen/ eben des- wegen ſelbtes in die Hoͤhe zu ſchieben der Wendung halben. Auf dergleichen Art kan und muß es hier auch geſchehen/ damit ſich das

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Zitationshilfe: Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/221>, abgerufen am 03.05.2024.