Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.Von den unrechten Stellungen der Kinder Zum Sechsten: Wenn beyde Hände des Kindes schon inder Geburt seyn/ und der Kopff auff des Kindes Rücken lieget/ wie das Kupffer No. XVI. weiset. Und zum Siebenden: Siehe die gantze Wendung an/ die in Fünff Kupffern bestehet/ als. No. XVII. XVIII. XIX. XX. und XXI. Diß letztere bey der Wendung als No. XXI. weiset/ wie das Kind bis so weit durch die Wendung zu bringen ist. Die nachfolgende Ausführung des Kindes/ als eine solche unrechte Geburt ist allen Wehe-Müttern bekannt/ und wenn es auch ei- ner Wehe-Mutter nicht bekandt wäre/ so zwinget es doch die Na- tur durch die Wehen von sich selber/ ohne sonderbahre Hülffe der Wehe-Mutter. Diese alle müssen gewendet werden/ wo die Mutter sol das Leben behalten; Und alle diese können nicht anders als mit den Füssen gewendet werden/ wenn das Was- ser gesprungen ist. Je eher nun diese Wendung geschiehet/ je besser ist es vor Mutter und Kind. Christ. Warum unterscheidest du diese benennte Kon- terfeyten von den andern/ es sind ja mehr unrechte als die- se/ so du ietzt benennet/ ist denn bey den andern nichts zu thun? Just. Darum zeige ich dir diese voraus/ weil du nach der Wendung fragest/ denn die andern haben keine Wendung von- nöthen/ in dem sie in dergleichen Stellungen können gebohren werden/ jedoch schwer ohne Hülffe. Geschiehet aber geschickte Hülffe/ so ist es vor Mutter und Kind desto besser; denn diese ü- brige Geburten/ so unrecht/ kan die Natur/ wo nur starcke Kräffte seyn/ von sich selbst durch grosse Wehen zwingen/ als diese/ welche mit den Füßlein zu der Geburt stehen. Das Kind mag das Gesichte gegen dem Rücken oder dem Leibe der Frau- en kehren/ so gehet es doch/ wie wohl schwerer/ wenn das Ge- sichte gegen dem Leibe kommt/ weil es gar leicht mit dem Kinne an der Mutter Schooßbein sich hemmen kan/ dabey ersticket das Kind J
Von den unrechten Stellungen der Kinder Zum Sechſten: Wenn beyde Haͤnde des Kindes ſchon inder Geburt ſeyn/ und der Kopff auff des Kindes Ruͤcken lieget/ wie das Kupffer No. XVI. weiſet. Und zum Siebenden: Siehe die gantze Wendung an/ die in Fuͤnff Kupffern beſtehet/ als. No. XVII. XVIII. XIX. XX. und XXI. Diß letztere bey der Wendung als No. XXI. weiſet/ wie das Kind bis ſo weit durch die Wendung zu bringen iſt. Die nachfolgende Ausfuͤhrung des Kindes/ als eine ſolche unrechte Geburt iſt allen Wehe-Muͤttern bekannt/ und wenn es auch ei- ner Wehe-Mutter nicht bekandt waͤre/ ſo zwinget es doch die Na- tur durch die Wehen von ſich ſelber/ ohne ſonderbahre Huͤlffe der Wehe-Mutter. Dieſe alle muͤſſen gewendet werden/ wo die Mutter ſol das Leben behalten; Und alle dieſe koͤnnen nicht anders als mit den Fuͤſſen gewendet werden/ wenn das Waſ- ſer geſprungen iſt. Je eher nun dieſe Wendung geſchiehet/ je beſſer iſt es vor Mutter und Kind. Chriſt. Warum unterſcheideſt du dieſe benennte Kon- terfeyten von den andern/ es ſind ja mehr unrechte als die- ſe/ ſo du ietzt benennet/ iſt denn bey den andern nichts zu thun? Juſt. Darum zeige ich dir dieſe voraus/ weil du nach der Wendung frageſt/ denn die andern haben keine Wendung von- noͤthen/ in dem ſie in dergleichen Stellungen koͤnnen gebohren werden/ jedoch ſchwer ohne Huͤlffe. Geſchiehet aber geſchickte Huͤlffe/ ſo iſt es vor Mutter und Kind deſto beſſer; denn dieſe uͤ- brige Geburten/ ſo unrecht/ kan die Natur/ wo nur ſtarcke Kraͤffte ſeyn/ von ſich ſelbſt durch groſſe Wehen zwingen/ als dieſe/ welche mit den Fuͤßlein zu der Geburt ſtehen. Das Kind mag das Geſichte gegen dem Ruͤcken oder dem Leibe der Frau- en kehren/ ſo gehet es doch/ wie wohl ſchwerer/ wenn das Ge- ſichte gegen dem Leibe kommt/ weil es gar leicht mit dem Kinne an der Mutter Schooßbein ſich hemmen kan/ dabey erſticket das Kind J
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Von den unrechten Stellungen der Kinder
Zum Sechſten: Wenn beyde Haͤnde des Kindes ſchon in
der Geburt ſeyn/ und der Kopff auff des Kindes Ruͤcken lieget/
wie das Kupffer No. XVI. weiſet.
Und zum Siebenden: Siehe die gantze Wendung an/ die
in Fuͤnff Kupffern beſtehet/ als. No. XVII. XVIII. XIX. XX. und
XXI. Diß letztere bey der Wendung als No. XXI. weiſet/ wie
das Kind bis ſo weit durch die Wendung zu bringen iſt. Die
nachfolgende Ausfuͤhrung des Kindes/ als eine ſolche unrechte
Geburt iſt allen Wehe-Muͤttern bekannt/ und wenn es auch ei-
ner Wehe-Mutter nicht bekandt waͤre/ ſo zwinget es doch die Na-
tur durch die Wehen von ſich ſelber/ ohne ſonderbahre Huͤlffe
der Wehe-Mutter. Dieſe alle muͤſſen gewendet werden/ wo
die Mutter ſol das Leben behalten; Und alle dieſe koͤnnen nicht
anders als mit den Fuͤſſen gewendet werden/ wenn das Waſ-
ſer geſprungen iſt. Je eher nun dieſe Wendung geſchiehet/ je
beſſer iſt es vor Mutter und Kind.
Chriſt. Warum unterſcheideſt du dieſe benennte Kon-
terfeyten von den andern/ es ſind ja mehr unrechte als die-
ſe/ ſo du ietzt benennet/ iſt denn bey den andern nichts zu
thun?
Juſt. Darum zeige ich dir dieſe voraus/ weil du nach der
Wendung frageſt/ denn die andern haben keine Wendung von-
noͤthen/ in dem ſie in dergleichen Stellungen koͤnnen gebohren
werden/ jedoch ſchwer ohne Huͤlffe. Geſchiehet aber geſchickte
Huͤlffe/ ſo iſt es vor Mutter und Kind deſto beſſer; denn dieſe uͤ-
brige Geburten/ ſo unrecht/ kan die Natur/ wo nur ſtarcke
Kraͤffte ſeyn/ von ſich ſelbſt durch groſſe Wehen zwingen/ als
dieſe/ welche mit den Fuͤßlein zu der Geburt ſtehen. Das Kind
mag das Geſichte gegen dem Ruͤcken oder dem Leibe der Frau-
en kehren/ ſo gehet es doch/ wie wohl ſchwerer/ wenn das Ge-
ſichte gegen dem Leibe kommt/ weil es gar leicht mit dem Kinne
an der Mutter Schooßbein ſich hemmen kan/ dabey erſticket das
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Zitationshilfe: | Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/178>, abgerufen am 27.07.2024. |