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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Familie: Salmonoidei.
ganzen Leib des Huchen mit zu vielen runden schwarzen Flecken bedeckt,
sondern sogar auch sämmtliche Flossen, die Brustflossen ausgenommen, mit
ähnlichen Flecken besät. Heckel (Nr. 11 f: pag. 351) hat zuerst auf Bloch's
unrichtige Abbildung des Huchen aufmerksam gemacht, ist aber jedenfalls
zuweit gegangen, indem er Bloch den Vorwurf machte, dass er auf Taf. 100
unter dem Namen S. Hucho einen Silberlachs (S. Schiffermülleri) und auf
Taf. 103 statt des letzteren Fisches einen Huchen abgebildet habe. Die Taf.
103 des Bloch stellt ganz richtig einen Silberlachs dar, was noch besonders
aus den auf diesen Tafeln beigefügten Umrissen des Querdurchschnitts des
Leibes hervorgeht, nach welchen auf Taf. 103 der Leib des Silberlachses seit-
lich etwas zusammengedrückt und auf Taf. 100 der Leib des Huchen cylin-
drisch erscheint. Ein weiterer unbegründeter Vorwurf wurde Bloch von
Heckel (a. a. O. pag. 352) dadurch gemacht, dass er in dem Texte bei an-
fangs richtiger Beschreibung weiterhin ungeschickter Weise statt des Huchen
den Silberlachs und umgekehrt statt des Silberlachses den Huchen beschrie-
ben habe. Bloch hat meiner Ansicht nach nur zu Anfang des Textes den
Huchen unrichtig beschrieben, indem er (a. a. O. pag. 153) von ihm sagt:
"die braunen und runden Flecke, womit sowohl der Rumpf als die sämmt-
lichen Flossen, nur die an der Brust ausgenommen, besetzt sind, scheinen mir
ein Unterscheidungszeichen für diesen Fisch zu sein". Diese Angabe ist allein
unrichtig, im übrigen hat Bloch sowohl den Huchen wie den Silberlachs rich-
tig beschrieben und besonders bei der Angabe der Anordnung der Zähne des
Gaumens beider Fische deutlich genug bewiesen, dass er sich keine Verwechs-
lung dieser zweien verschiedenen Gattungen angehörigen Fische zu Schulden
kommen liess, denn er erwähnt von dem Huchen, welchem eine Bezahnung
an der hinteren Vomerplatte abgeht, ganz richtig: "in jeder Kinnlade ist eine,
im Gaumen und auf der Zunge aber sind zwei Reihen spitzer Zähne befind-
lich". Dass Bloch auch die auf der hinteren Vomerplatte des Silberlachses
anwesenden Zähne und mithin die charakteristische dritte Zahnreihe am
Gaumen dieses Salmoneer nicht entgangen sind, beweist der von ihm ange-
stellte Vergleich (a. a. O. pag. 157), nach welchem die Kinnladen, Gaumen
und Zunge des Silberlachses wie bei den übrigen Forellenarten bewaffnet sind.
Der Huchen erreicht von allen unseren Salmoneern die ansehnlichste Grösse,
20 bis 60 Pfund schwere Huchen kommen nicht selten vor.

Die Verbreitung des Huchen ist nur allein auf das Donau-Gebiet beschränkt.
Ausser der Donau selbst liebt er vorzugsweise dessen von Süden aus den Al-
pen herabströmende Zuflüsse, und zwar in Bayern namentlich die Iller, den
Lech, die Isar, den Inn und die Salzach; die von Norden her der Donau zu-
strömenden Flüsse dagegen vermeidet der Huchen; einzelne hier und dort in
der Naab, im Regen oder in der Ilz gefangene Individuen mögen zufällig durch
Verirrung oder durch Verscheuchung bei Hochwasser in diese Flüsse gelangt

Familie: Salmonoidei.
ganzen Leib des Huchen mit zu vielen runden schwarzen Flecken bedeckt,
sondern sogar auch sämmtliche Flossen, die Brustflossen ausgenommen, mit
ähnlichen Flecken besät. Heckel (Nr. 11 f: pag. 351) hat zuerst auf Bloch’s
unrichtige Abbildung des Huchen aufmerksam gemacht, ist aber jedenfalls
zuweit gegangen, indem er Bloch den Vorwurf machte, dass er auf Taf. 100
unter dem Namen S. Hucho einen Silberlachs (S. Schiffermülleri) und auf
Taf. 103 statt des letzteren Fisches einen Huchen abgebildet habe. Die Taf.
103 des Bloch stellt ganz richtig einen Silberlachs dar, was noch besonders
aus den auf diesen Tafeln beigefügten Umrissen des Querdurchschnitts des
Leibes hervorgeht, nach welchen auf Taf. 103 der Leib des Silberlachses seit-
lich etwas zusammengedrückt und auf Taf. 100 der Leib des Huchen cylin-
drisch erscheint. Ein weiterer unbegründeter Vorwurf wurde Bloch von
Heckel (a. a. O. pag. 352) dadurch gemacht, dass er in dem Texte bei an-
fangs richtiger Beschreibung weiterhin ungeschickter Weise statt des Huchen
den Silberlachs und umgekehrt statt des Silberlachses den Huchen beschrie-
ben habe. Bloch hat meiner Ansicht nach nur zu Anfang des Textes den
Huchen unrichtig beschrieben, indem er (a. a. O. pag. 153) von ihm sagt:
»die braunen und runden Flecke, womit sowohl der Rumpf als die sämmt-
lichen Flossen, nur die an der Brust ausgenommen, besetzt sind, scheinen mir
ein Unterscheidungszeichen für diesen Fisch zu sein«. Diese Angabe ist allein
unrichtig, im übrigen hat Bloch sowohl den Huchen wie den Silberlachs rich-
tig beschrieben und besonders bei der Angabe der Anordnung der Zähne des
Gaumens beider Fische deutlich genug bewiesen, dass er sich keine Verwechs-
lung dieser zweien verschiedenen Gattungen angehörigen Fische zu Schulden
kommen liess, denn er erwähnt von dem Huchen, welchem eine Bezahnung
an der hinteren Vomerplatte abgeht, ganz richtig: »in jeder Kinnlade ist eine,
im Gaumen und auf der Zunge aber sind zwei Reihen spitzer Zähne befind-
lich«. Dass Bloch auch die auf der hinteren Vomerplatte des Silberlachses
anwesenden Zähne und mithin die charakteristische dritte Zahnreihe am
Gaumen dieses Salmoneer nicht entgangen sind, beweist der von ihm ange-
stellte Vergleich (a. a. O. pag. 157), nach welchem die Kinnladen, Gaumen
und Zunge des Silberlachses wie bei den übrigen Forellenarten bewaffnet sind.
Der Huchen erreicht von allen unseren Salmoneern die ansehnlichste Grösse,
20 bis 60 Pfund schwere Huchen kommen nicht selten vor.

Die Verbreitung des Huchen ist nur allein auf das Donau-Gebiet beschränkt.
Ausser der Donau selbst liebt er vorzugsweise dessen von Süden aus den Al-
pen herabströmende Zuflüsse, und zwar in Bayern namentlich die Iller, den
Lech, die Isar, den Inn und die Salzach; die von Norden her der Donau zu-
strömenden Flüsse dagegen vermeidet der Huchen; einzelne hier und dort in
der Naab, im Regen oder in der Ilz gefangene Individuen mögen zufällig durch
Verirrung oder durch Verscheuchung bei Hochwasser in diese Flüsse gelangt

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[290/0303] Familie: Salmonoidei. ganzen Leib des Huchen mit zu vielen runden schwarzen Flecken bedeckt, sondern sogar auch sämmtliche Flossen, die Brustflossen ausgenommen, mit ähnlichen Flecken besät. Heckel (Nr. 11 f: pag. 351) hat zuerst auf Bloch’s unrichtige Abbildung des Huchen aufmerksam gemacht, ist aber jedenfalls zuweit gegangen, indem er Bloch den Vorwurf machte, dass er auf Taf. 100 unter dem Namen S. Hucho einen Silberlachs (S. Schiffermülleri) und auf Taf. 103 statt des letzteren Fisches einen Huchen abgebildet habe. Die Taf. 103 des Bloch stellt ganz richtig einen Silberlachs dar, was noch besonders aus den auf diesen Tafeln beigefügten Umrissen des Querdurchschnitts des Leibes hervorgeht, nach welchen auf Taf. 103 der Leib des Silberlachses seit- lich etwas zusammengedrückt und auf Taf. 100 der Leib des Huchen cylin- drisch erscheint. Ein weiterer unbegründeter Vorwurf wurde Bloch von Heckel (a. a. O. pag. 352) dadurch gemacht, dass er in dem Texte bei an- fangs richtiger Beschreibung weiterhin ungeschickter Weise statt des Huchen den Silberlachs und umgekehrt statt des Silberlachses den Huchen beschrie- ben habe. Bloch hat meiner Ansicht nach nur zu Anfang des Textes den Huchen unrichtig beschrieben, indem er (a. a. O. pag. 153) von ihm sagt: »die braunen und runden Flecke, womit sowohl der Rumpf als die sämmt- lichen Flossen, nur die an der Brust ausgenommen, besetzt sind, scheinen mir ein Unterscheidungszeichen für diesen Fisch zu sein«. Diese Angabe ist allein unrichtig, im übrigen hat Bloch sowohl den Huchen wie den Silberlachs rich- tig beschrieben und besonders bei der Angabe der Anordnung der Zähne des Gaumens beider Fische deutlich genug bewiesen, dass er sich keine Verwechs- lung dieser zweien verschiedenen Gattungen angehörigen Fische zu Schulden kommen liess, denn er erwähnt von dem Huchen, welchem eine Bezahnung an der hinteren Vomerplatte abgeht, ganz richtig: »in jeder Kinnlade ist eine, im Gaumen und auf der Zunge aber sind zwei Reihen spitzer Zähne befind- lich«. Dass Bloch auch die auf der hinteren Vomerplatte des Silberlachses anwesenden Zähne und mithin die charakteristische dritte Zahnreihe am Gaumen dieses Salmoneer nicht entgangen sind, beweist der von ihm ange- stellte Vergleich (a. a. O. pag. 157), nach welchem die Kinnladen, Gaumen und Zunge des Silberlachses wie bei den übrigen Forellenarten bewaffnet sind. Der Huchen erreicht von allen unseren Salmoneern die ansehnlichste Grösse, 20 bis 60 Pfund schwere Huchen kommen nicht selten vor. Die Verbreitung des Huchen ist nur allein auf das Donau-Gebiet beschränkt. Ausser der Donau selbst liebt er vorzugsweise dessen von Süden aus den Al- pen herabströmende Zuflüsse, und zwar in Bayern namentlich die Iller, den Lech, die Isar, den Inn und die Salzach; die von Norden her der Donau zu- strömenden Flüsse dagegen vermeidet der Huchen; einzelne hier und dort in der Naab, im Regen oder in der Ilz gefangene Individuen mögen zufällig durch Verirrung oder durch Verscheuchung bei Hochwasser in diese Flüsse gelangt

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/303>, abgerufen am 02.05.2024.