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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Familie. Salmonoidei.
in eine weitere Verwirrung gerathen, indem jener Fisch, welcher nichts an-
deres ist als eine junge 6 bis 7zöllige Renke, unter dem Namen S. Albula
oder Coreg. Albula von den oben erwähnten Schriftstellern 1) als eine beson-
dere Art höchst mangelhaft beschrieben wurde. Man befolgte dabei die An-
sicht der älteren schwedischen Naturforscher Artedi's und Linne's, welche
zuerst Gesner's Hägling mit ihrem in den schwedischen Seen einheimischen
S. Albula vereinigten 2). Dieser nordische Coreg. Albula darf aber mit dem
schweizerischen Coreg. Albula nicht verwechselt werden; alle jene Coregonen,
welche mir vom Zürichsee und Neuchatelersee als Coreg. Albula eingesendet
worden waren, erkannte ich für junge weissflossige Individuen des Coreg.
Wartmanni
. Schon die Unsicherheit, mit der sich die Ichthyologen über die
Laichzeit dieses kleinen Coregonus aussprachen, deutet darauf hin, dass unter
"Hägling" nur ein junger, noch nicht fortpflanzungsfähiger Coregonus begriffen
ist. Gesner bezeichnet nämlich in der lateinischen Ausgabe seines Fisch-
buchs 3) den Juli als Laichzeit des Hägling, während Hartmann (Nr. 38 b:
pag. 153), der Gesner's Beschreibung des Hägling sehr unbefriedigend findet,
dessen Laichzeit gegen das Ende des Juni und dann wieder in den November
fallen lässt. Statt dieser doppelten Laichzeit, wie sie von keinem Salmoneer
bekannt ist, setzte Schinz (Nr. 40 a: pag. 275) für den Hägling den Monat
December als Fortpflanzungszeit fest, ohne bestimmte Gründe dabei anzuge-
ben. Auch der Name Salmo Lavaretus ist für die gemeine Renke, zugleich aber
auch für andere Coregonen-Arten verwendet worden, wodurch neuen Ver-
wechslungen Raum gegeben wurde. Mit dem Namen "Lavaret" bezeichneten
die älteren Naturforscher Bellon 4), Rondelet 5) und Gesner 6) Coregonen der
südlichen Binnenseen von Mitteleuropa mit verkürztem Unterkiefer und ab-
gestutzter Schnauze, in diesem Sinne fassten nachher die schwedischen Na-
turforscher denselben Namen auf, fügten aber dem Coreg. Wartmanni und
Fera noch den nordischen "Schnäpel" (Coreg. oxyrhynchus) hinzu, so dass also
der S. Lavarelus des Linne 7) drei Coregonus-Arten enthielt, bis Bloch 8) den
aus dem Meere in die Flüsse wandernden Schnäpel allein als S. Lavaretus
beschrieb und so neue Verwirrung veranlasste, indem Valenciennes (a. a. O.)
diesen Artnamen für den Coreg. Wartmanni des Bloch, welchen Cuvier be-
reits angenommen hatte, wieder hervorsuchte, aber daneben die gemeine

1) Schinz bezeichnete den Hägling in seiner Uebersetzung des Thierreichs von Cuvier
(Bd. II. pag. 275) sogar mit dem Namen Coreg. Heglingus.
2) Vergl. Artedi Nr. 1: Syn. nom. pisc. pag. 18. n. 1.
3) S. Nr. 34: A. a. O. pag. 39, wo es heisst: "Julio coeunt".
4) Vergl. dessen: De aquatilibus libri duo. Parisiis, 1553. pag. 286.
5) Vergl. dessen: Aquatilium historiae pars altera (Lugduni, 1555) pag. 162.
6) S. Nr. 34 a: pag. 33 und Nr. 34 b: pag. 187.
7) S. dessen: Fauna suecica. 1761. pag. 125. n. 352.
8) S. Nr. 3 a: Th. I. pag. 163.

Familie. Salmonoidei.
in eine weitere Verwirrung gerathen, indem jener Fisch, welcher nichts an-
deres ist als eine junge 6 bis 7zöllige Renke, unter dem Namen S. Albula
oder Coreg. Albula von den oben erwähnten Schriftstellern 1) als eine beson-
dere Art höchst mangelhaft beschrieben wurde. Man befolgte dabei die An-
sicht der älteren schwedischen Naturforscher Artedi’s und Linné’s, welche
zuerst Gesner’s Hägling mit ihrem in den schwedischen Seen einheimischen
S. Albula vereinigten 2). Dieser nordische Coreg. Albula darf aber mit dem
schweizerischen Coreg. Albula nicht verwechselt werden; alle jene Coregonen,
welche mir vom Zürichsee und Neuchâtelersee als Coreg. Albula eingesendet
worden waren, erkannte ich für junge weissflossige Individuen des Coreg.
Wartmanni
. Schon die Unsicherheit, mit der sich die Ichthyologen über die
Laichzeit dieses kleinen Coregonus aussprachen, deutet darauf hin, dass unter
»Hägling« nur ein junger, noch nicht fortpflanzungsfähiger Coregonus begriffen
ist. Gesner bezeichnet nämlich in der lateinischen Ausgabe seines Fisch-
buchs 3) den Juli als Laichzeit des Hägling, während Hartmann (Nr. 38 b:
pag. 153), der Gesner’s Beschreibung des Hägling sehr unbefriedigend findet,
dessen Laichzeit gegen das Ende des Juni und dann wieder in den November
fallen lässt. Statt dieser doppelten Laichzeit, wie sie von keinem Salmoneer
bekannt ist, setzte Schinz (Nr. 40 a: pag. 275) für den Hägling den Monat
December als Fortpflanzungszeit fest, ohne bestimmte Gründe dabei anzuge-
ben. Auch der Name Salmo Lavaretus ist für die gemeine Renke, zugleich aber
auch für andere Coregonen-Arten verwendet worden, wodurch neuen Ver-
wechslungen Raum gegeben wurde. Mit dem Namen »Lavaret« bezeichneten
die älteren Naturforscher Bellon 4), Rondelet 5) und Gesner 6) Coregonen der
südlichen Binnenseen von Mitteleuropa mit verkürztem Unterkiefer und ab-
gestutzter Schnauze, in diesem Sinne fassten nachher die schwedischen Na-
turforscher denselben Namen auf, fügten aber dem Coreg. Wartmanni und
Fera noch den nordischen »Schnäpel« (Coreg. oxyrhynchus) hinzu, so dass also
der S. Lavarelus des Linné 7) drei Coregonus-Arten enthielt, bis Bloch 8) den
aus dem Meere in die Flüsse wandernden Schnäpel allein als S. Lavaretus
beschrieb und so neue Verwirrung veranlasste, indem Valenciennes (a. a. O.)
diesen Artnamen für den Coreg. Wartmanni des Bloch, welchen Cuvier be-
reits angenommen hatte, wieder hervorsuchte, aber daneben die gemeine

1) Schinz bezeichnete den Hägling in seiner Uebersetzung des Thierreichs von Cuvier
(Bd. II. pag. 275) sogar mit dem Namen Coreg. Heglingus.
2) Vergl. Artedi Nr. 1: Syn. nom. pisc. pag. 18. n. 1.
3) S. Nr. 34: A. a. O. pag. 39, wo es heisst: »Julio coëunt«.
4) Vergl. dessen: De aquatilibus libri duo. Parisiis, 1553. pag. 286.
5) Vergl. dessen: Aquatilium historiae pars altera (Lugduni, 1555) pag. 162.
6) S. Nr. 34 a: pag. 33 und Nr. 34 b: pag. 187.
7) S. dessen: Fauna suecica. 1761. pag. 125. n. 352.
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[248/0261] Familie. Salmonoidei. in eine weitere Verwirrung gerathen, indem jener Fisch, welcher nichts an- deres ist als eine junge 6 bis 7zöllige Renke, unter dem Namen S. Albula oder Coreg. Albula von den oben erwähnten Schriftstellern 1) als eine beson- dere Art höchst mangelhaft beschrieben wurde. Man befolgte dabei die An- sicht der älteren schwedischen Naturforscher Artedi’s und Linné’s, welche zuerst Gesner’s Hägling mit ihrem in den schwedischen Seen einheimischen S. Albula vereinigten 2). Dieser nordische Coreg. Albula darf aber mit dem schweizerischen Coreg. Albula nicht verwechselt werden; alle jene Coregonen, welche mir vom Zürichsee und Neuchâtelersee als Coreg. Albula eingesendet worden waren, erkannte ich für junge weissflossige Individuen des Coreg. Wartmanni. Schon die Unsicherheit, mit der sich die Ichthyologen über die Laichzeit dieses kleinen Coregonus aussprachen, deutet darauf hin, dass unter »Hägling« nur ein junger, noch nicht fortpflanzungsfähiger Coregonus begriffen ist. Gesner bezeichnet nämlich in der lateinischen Ausgabe seines Fisch- buchs 3) den Juli als Laichzeit des Hägling, während Hartmann (Nr. 38 b: pag. 153), der Gesner’s Beschreibung des Hägling sehr unbefriedigend findet, dessen Laichzeit gegen das Ende des Juni und dann wieder in den November fallen lässt. Statt dieser doppelten Laichzeit, wie sie von keinem Salmoneer bekannt ist, setzte Schinz (Nr. 40 a: pag. 275) für den Hägling den Monat December als Fortpflanzungszeit fest, ohne bestimmte Gründe dabei anzuge- ben. Auch der Name Salmo Lavaretus ist für die gemeine Renke, zugleich aber auch für andere Coregonen-Arten verwendet worden, wodurch neuen Ver- wechslungen Raum gegeben wurde. Mit dem Namen »Lavaret« bezeichneten die älteren Naturforscher Bellon 4), Rondelet 5) und Gesner 6) Coregonen der südlichen Binnenseen von Mitteleuropa mit verkürztem Unterkiefer und ab- gestutzter Schnauze, in diesem Sinne fassten nachher die schwedischen Na- turforscher denselben Namen auf, fügten aber dem Coreg. Wartmanni und Fera noch den nordischen »Schnäpel« (Coreg. oxyrhynchus) hinzu, so dass also der S. Lavarelus des Linné 7) drei Coregonus-Arten enthielt, bis Bloch 8) den aus dem Meere in die Flüsse wandernden Schnäpel allein als S. Lavaretus beschrieb und so neue Verwirrung veranlasste, indem Valenciennes (a. a. O.) diesen Artnamen für den Coreg. Wartmanni des Bloch, welchen Cuvier be- reits angenommen hatte, wieder hervorsuchte, aber daneben die gemeine 1) Schinz bezeichnete den Hägling in seiner Uebersetzung des Thierreichs von Cuvier (Bd. II. pag. 275) sogar mit dem Namen Coreg. Heglingus. 2) Vergl. Artedi Nr. 1: Syn. nom. pisc. pag. 18. n. 1. 3) S. Nr. 34: A. a. O. pag. 39, wo es heisst: »Julio coëunt«. 4) Vergl. dessen: De aquatilibus libri duo. Parisiis, 1553. pag. 286. 5) Vergl. dessen: Aquatilium historiae pars altera (Lugduni, 1555) pag. 162. 6) S. Nr. 34 a: pag. 33 und Nr. 34 b: pag. 187. 7) S. dessen: Fauna suecica. 1761. pag. 125. n. 352. 8) S. Nr. 3 a: Th. I. pag. 163.

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/261>, abgerufen am 23.11.2024.