noch keine Kaufläche angeschliffen ist (s. Fig. 30. a. b.). Unter 36 Rothaugen von gewöhnlicher Form aus den verschiedenen Seen des bayrischen Gebirgs befand sich nur 1 Individuum, dessen linker Schlundknochen 5 Zähne trug. Unter 42 Rothaugen aus der Donau, welche der Varietät L. rutiloides ange- hörten, traf ich 17 Individuen mit nur 5 Zähnen auf dem linken Schlund- knochen, bei 13 Rothaugen aus der Amper, welche derselben Varietät ange- hörten, zeigten 6 Individuen den linken Schlundknochen mit 5 Zähnen besetzt, während 13 Rothaugen von der Varietät L. Selysii nur 1 Individuum darboten, dessen linker Schlundknochen 5 Zähne trug.
Das Rothauge, welches meistens in einer Grösse von 7 bis 9 Zoll vor- kömmt, aber auch die Grösse von 10 bis 12 Zoll erreichen kann, zeigt in der Färbung gleichfalls viele Abänderungen. Bei der gewöhnlichen Form er- scheint der Rücken blaugrün, die Seiten glänzen silberweiss, die Brust- und Bauchflossen, sowie die Afterflosse tragen eine rothe Färbung an sich, die auch der Rücken- und Schwanzflosse nicht fehlt, hier aber durch schwarze Pig- mentirung getrübt ist. Zuweilen tritt die rothe Farbe an den zuerst genann- ten Flossen so intensiv auf, dass sie den rothen Flossen des Scardinius ery- throphthalmus an Schönheit nichts nachgeben und dem Rothauge mit Recht auch den Namen "Rothfeder" verschafft haben; sehr häufig zeigt sich aber auch das Roth an den Flossen der Rothaugen bis zum Weissgelb erblasst, so dass der Name "Rothfeder" nicht im geringsten auf einen solchen entfärbten Fisch passt. Eine noch stärkere Entfärbung macht sich an den als Varietät L. Selysii auftretenden Rothaugen bemerkbar, bei denen ausser der After- flosse und den paarigen Flossen auch der Rücken fast ganz ausgebleicht er- scheint, so dass an solchen Fischen nur die Augen mit ihrer goldgelben und rothgefleckten Iris allein gefärbt sind, wodurch der Name dieser Fische "Rothauge" vollkommen gerechtfertigt wird. Eine artige Färbung und Zeich- nung bietet das Rothauge als Varietät L. rutiloides dar. In dieser Form ist der Rücken schön stahlblau gefärbt, welche Färbung sich nach den Leibes- seiten ziemlich weit herabzieht und den Schuppen einen schönen stahlblauen Glanz verleiht. An allen Schuppentaschen ist die Basis schwärzlich gefärbt, wodurch die Seitenflächen des Fisches ein rautenförmig geflecktes Ansehen erhalten. Die Flossen sind sämmtlich intensiv orangengelb gefärbt, welche Farbe selbst durch die schwärzlich pigmentirte Rücken- und Schwanzflosse hindurchschimmert, bei der Schwanzflosse wird diese gelbe Farbe durch einen schwarzen Flossensaum noch besonders gehoben. Es kommen aber auch bei dieser Varietät bedeutende Abweichungen von der eben beschrie- benen Färbung vor, wobei die paarigen Flossen und die Afterflosse sich bis fast zur Farblosigkeit erblasst oder durch Anhäufung von schwarzem Pig- mente bald grau, bald braun gefärbt zeigen.
Eine sehr interessante rothe Varietät des L. rutilus kömmt in Nord-
Gattung: Leuciscus.
noch keine Kaufläche angeschliffen ist (s. Fig. 30. a. b.). Unter 36 Rothaugen von gewöhnlicher Form aus den verschiedenen Seen des bayrischen Gebirgs befand sich nur 1 Individuum, dessen linker Schlundknochen 5 Zähne trug. Unter 42 Rothaugen aus der Donau, welche der Varietät L. rutiloides ange- hörten, traf ich 17 Individuen mit nur 5 Zähnen auf dem linken Schlund- knochen, bei 13 Rothaugen aus der Amper, welche derselben Varietät ange- hörten, zeigten 6 Individuen den linken Schlundknochen mit 5 Zähnen besetzt, während 13 Rothaugen von der Varietät L. Selysii nur 1 Individuum darboten, dessen linker Schlundknochen 5 Zähne trug.
Das Rothauge, welches meistens in einer Grösse von 7 bis 9 Zoll vor- kömmt, aber auch die Grösse von 10 bis 12 Zoll erreichen kann, zeigt in der Färbung gleichfalls viele Abänderungen. Bei der gewöhnlichen Form er- scheint der Rücken blaugrün, die Seiten glänzen silberweiss, die Brust- und Bauchflossen, sowie die Afterflosse tragen eine rothe Färbung an sich, die auch der Rücken- und Schwanzflosse nicht fehlt, hier aber durch schwarze Pig- mentirung getrübt ist. Zuweilen tritt die rothe Farbe an den zuerst genann- ten Flossen so intensiv auf, dass sie den rothen Flossen des Scardinius ery- throphthalmus an Schönheit nichts nachgeben und dem Rothauge mit Recht auch den Namen »Rothfeder« verschafft haben; sehr häufig zeigt sich aber auch das Roth an den Flossen der Rothaugen bis zum Weissgelb erblasst, so dass der Name »Rothfeder« nicht im geringsten auf einen solchen entfärbten Fisch passt. Eine noch stärkere Entfärbung macht sich an den als Varietät L. Selysii auftretenden Rothaugen bemerkbar, bei denen ausser der After- flosse und den paarigen Flossen auch der Rücken fast ganz ausgebleicht er- scheint, so dass an solchen Fischen nur die Augen mit ihrer goldgelben und rothgefleckten Iris allein gefärbt sind, wodurch der Name dieser Fische »Rothauge« vollkommen gerechtfertigt wird. Eine artige Färbung und Zeich- nung bietet das Rothauge als Varietät L. rutiloides dar. In dieser Form ist der Rücken schön stahlblau gefärbt, welche Färbung sich nach den Leibes- seiten ziemlich weit herabzieht und den Schuppen einen schönen stahlblauen Glanz verleiht. An allen Schuppentaschen ist die Basis schwärzlich gefärbt, wodurch die Seitenflächen des Fisches ein rautenförmig geflecktes Ansehen erhalten. Die Flossen sind sämmtlich intensiv orangengelb gefärbt, welche Farbe selbst durch die schwärzlich pigmentirte Rücken- und Schwanzflosse hindurchschimmert, bei der Schwanzflosse wird diese gelbe Farbe durch einen schwarzen Flossensaum noch besonders gehoben. Es kommen aber auch bei dieser Varietät bedeutende Abweichungen von der eben beschrie- benen Färbung vor, wobei die paarigen Flossen und die Afterflosse sich bis fast zur Farblosigkeit erblasst oder durch Anhäufung von schwarzem Pig- mente bald grau, bald braun gefärbt zeigen.
Eine sehr interessante rothe Varietät des L. rutilus kömmt in Nord-
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Gattung: Leuciscus.
noch keine Kaufläche angeschliffen ist (s. Fig. 30. a. b.). Unter 36 Rothaugen
von gewöhnlicher Form aus den verschiedenen Seen des bayrischen Gebirgs
befand sich nur 1 Individuum, dessen linker Schlundknochen 5 Zähne trug.
Unter 42 Rothaugen aus der Donau, welche der Varietät L. rutiloides ange-
hörten, traf ich 17 Individuen mit nur 5 Zähnen auf dem linken Schlund-
knochen, bei 13 Rothaugen aus der Amper, welche derselben Varietät ange-
hörten, zeigten 6 Individuen den linken Schlundknochen mit 5 Zähnen besetzt,
während 13 Rothaugen von der Varietät L. Selysii nur 1 Individuum darboten,
dessen linker Schlundknochen 5 Zähne trug.
Das Rothauge, welches meistens in einer Grösse von 7 bis 9 Zoll vor-
kömmt, aber auch die Grösse von 10 bis 12 Zoll erreichen kann, zeigt in der
Färbung gleichfalls viele Abänderungen. Bei der gewöhnlichen Form er-
scheint der Rücken blaugrün, die Seiten glänzen silberweiss, die Brust- und
Bauchflossen, sowie die Afterflosse tragen eine rothe Färbung an sich, die auch
der Rücken- und Schwanzflosse nicht fehlt, hier aber durch schwarze Pig-
mentirung getrübt ist. Zuweilen tritt die rothe Farbe an den zuerst genann-
ten Flossen so intensiv auf, dass sie den rothen Flossen des Scardinius ery-
throphthalmus an Schönheit nichts nachgeben und dem Rothauge mit Recht
auch den Namen »Rothfeder« verschafft haben; sehr häufig zeigt sich aber
auch das Roth an den Flossen der Rothaugen bis zum Weissgelb erblasst, so
dass der Name »Rothfeder« nicht im geringsten auf einen solchen entfärbten
Fisch passt. Eine noch stärkere Entfärbung macht sich an den als Varietät
L. Selysii auftretenden Rothaugen bemerkbar, bei denen ausser der After-
flosse und den paarigen Flossen auch der Rücken fast ganz ausgebleicht er-
scheint, so dass an solchen Fischen nur die Augen mit ihrer goldgelben und
rothgefleckten Iris allein gefärbt sind, wodurch der Name dieser Fische
»Rothauge« vollkommen gerechtfertigt wird. Eine artige Färbung und Zeich-
nung bietet das Rothauge als Varietät L. rutiloides dar. In dieser Form ist
der Rücken schön stahlblau gefärbt, welche Färbung sich nach den Leibes-
seiten ziemlich weit herabzieht und den Schuppen einen schönen stahlblauen
Glanz verleiht. An allen Schuppentaschen ist die Basis schwärzlich gefärbt,
wodurch die Seitenflächen des Fisches ein rautenförmig geflecktes Ansehen
erhalten. Die Flossen sind sämmtlich intensiv orangengelb gefärbt, welche
Farbe selbst durch die schwärzlich pigmentirte Rücken- und Schwanzflosse
hindurchschimmert, bei der Schwanzflosse wird diese gelbe Farbe durch
einen schwarzen Flossensaum noch besonders gehoben. Es kommen aber
auch bei dieser Varietät bedeutende Abweichungen von der eben beschrie-
benen Färbung vor, wobei die paarigen Flossen und die Afterflosse sich bis
fast zur Farblosigkeit erblasst oder durch Anhäufung von schwarzem Pig-
mente bald grau, bald braun gefärbt zeigen.
Eine sehr interessante rothe Varietät des L. rutilus kömmt in Nord-
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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/202>, abgerufen am 16.02.2025.
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