nicht langgestreckten Leib, die Schnauze desselben ist gedunsen und die Augen haben einen grösseren Umfang.
Von den verschiedenen, mit besonderen Artnamen in das Fischsystem eingeführten Varietäten ist mir hier in Bayern eine Abart ganz besonders auf- gefallen, welche mit dem oben angeführten Leuciscus rutiloides des Herrn Selys (Nr. 58: pag. 212) übereinstimmt, und wegen ihres hohen Rückens und ihres kürzeren, seitlich ziemlich zusammengedrückten Leibes, ferner wegen ihrer mageren Schnauze und ihrer kleineren Augen mich längere Zeit irre geleitet hat, indem auch ich in dieser Abart, an welcher ausserdem noch das Unterkiefergelenk keine hervorspringenden Ecken bildet, anfangs eine beson- dere Species habe erkennen wollen. Aus denselben Gründen kann ich auch Heckel's Leuciscus Pausingeri (s. Nr. 13: pag. 172) nur für eine hochrückige Varietät des gemeinen Rothauges erklären. Auch der von Agassiz als Leuciscus decipiens bezeichnete Weissfisch, von dem ich ein Exemplar im Wiener Naturalien-Cabinet vorfand, ist mir als eine hochrückige Rothaugen-Form erschienen.
Aus der Zahnformel 5--5, welche ich bei mehreren Individuen dieser Rothaugen-Form angetroffen habe, glaubte ich sogar Heckel gerechtfertigt zu sehen, welcher (Nr. 11 c: pag. 1038) diesen Leuciscus rutiloides des Selys mit einem Fragezeichen zu seiner Gattung Leucos gestellt hatte. Kirschbaum (Nr. 54: pag. 19) ist auf ähnliche Weise verleitet worden, diese Rothaugen-Form als Leucos rutiloides aufzuführen, wie ich mich an zwei von demselben als Leucos rutiloides gedeuteten und mir gütigst überlassenen Rothaugen des Rheins überzeugt habe. Das eine Exemplar enthielt die Zahnformel 6--5, während das andere Exemplar wirklich mit der Leucos-Zahnformel 5--5 ausgestat- tet war.
Eine andere in Bayern vorkommende Varietät mit langgestrecktem, mehr cylindrischem Leibe und mit niedrigem Rücken, entspricht der von Selys (Nr. 58: pag. 210) in Belgien aufgefundenen und von Heckel anfangs als Leu- ciscus Selysii bezeichneten Rothaugen-Form. Heckel, welcher durch Selys verschiedene Rothaugen aus Belgien zur Untersuchung eingesendet erhalten hatte, muss zufällig Individuen mit der Zahnformel 5--5 in die Hände be- kommen haben, wodurch sich derselbe (Nr. 11 c: pag. 1038) veranlasst fand, aus ihnen die neue Species Leucos Selysii zu errichten. Bei dieser Rothaugen- Form hat der Kopf ganz das Aussehen eines gewöhnlichen Rothauges be- wahrt, die Schnauze ist wulstig und gedunsen, die Augen sind gross, das Unterkiefer-Gelenk springt eckig hervor. Zu derselben gestreckten und we- niger comprimirten Rothaugen-Form muss auch der Leuciscus prasinus des Agassiz gezählt werden, von dem ich im Wiener Naturalien-Cabinete mehrere Exemplare aus dem Neuchateler und Genfer See habe näher untersuchen können. Sie waren gerade zur Brunstzeit eingefangen worden und besassen
Familie: Cyprinoidei.
nicht langgestreckten Leib, die Schnauze desselben ist gedunsen und die Augen haben einen grösseren Umfang.
Von den verschiedenen, mit besonderen Artnamen in das Fischsystem eingeführten Varietäten ist mir hier in Bayern eine Abart ganz besonders auf- gefallen, welche mit dem oben angeführten Leuciscus rutiloides des Herrn Selys (Nr. 58: pag. 212) übereinstimmt, und wegen ihres hohen Rückens und ihres kürzeren, seitlich ziemlich zusammengedrückten Leibes, ferner wegen ihrer mageren Schnauze und ihrer kleineren Augen mich längere Zeit irre geleitet hat, indem auch ich in dieser Abart, an welcher ausserdem noch das Unterkiefergelenk keine hervorspringenden Ecken bildet, anfangs eine beson- dere Species habe erkennen wollen. Aus denselben Gründen kann ich auch Heckel’s Leuciscus Pausingeri (s. Nr. 13: pag. 172) nur für eine hochrückige Varietät des gemeinen Rothauges erklären. Auch der von Agassiz als Leuciscus decipiens bezeichnete Weissfisch, von dem ich ein Exemplar im Wiener Naturalien-Cabinet vorfand, ist mir als eine hochrückige Rothaugen-Form erschienen.
Aus der Zahnformel 5—5, welche ich bei mehreren Individuen dieser Rothaugen-Form angetroffen habe, glaubte ich sogar Heckel gerechtfertigt zu sehen, welcher (Nr. 11 c: pag. 1038) diesen Leuciscus rutiloides des Selys mit einem Fragezeichen zu seiner Gattung Leucos gestellt hatte. Kirschbaum (Nr. 54: pag. 19) ist auf ähnliche Weise verleitet worden, diese Rothaugen-Form als Leucos rutiloides aufzuführen, wie ich mich an zwei von demselben als Leucos rutiloides gedeuteten und mir gütigst überlassenen Rothaugen des Rheins überzeugt habe. Das eine Exemplar enthielt die Zahnformel 6—5, während das andere Exemplar wirklich mit der Leucos-Zahnformel 5—5 ausgestat- tet war.
Eine andere in Bayern vorkommende Varietät mit langgestrecktem, mehr cylindrischem Leibe und mit niedrigem Rücken, entspricht der von Selys (Nr. 58: pag. 210) in Belgien aufgefundenen und von Heckel anfangs als Leu- ciscus Selysii bezeichneten Rothaugen-Form. Heckel, welcher durch Selys verschiedene Rothaugen aus Belgien zur Untersuchung eingesendet erhalten hatte, muss zufällig Individuen mit der Zahnformel 5—5 in die Hände be- kommen haben, wodurch sich derselbe (Nr. 11 c: pag. 1038) veranlasst fand, aus ihnen die neue Species Leucos Selysii zu errichten. Bei dieser Rothaugen- Form hat der Kopf ganz das Aussehen eines gewöhnlichen Rothauges be- wahrt, die Schnauze ist wulstig und gedunsen, die Augen sind gross, das Unterkiefer-Gelenk springt eckig hervor. Zu derselben gestreckten und we- niger comprimirten Rothaugen-Form muss auch der Leuciscus prasinus des Agassiz gezählt werden, von dem ich im Wiener Naturalien-Cabinete mehrere Exemplare aus dem Neuchâteler und Genfer See habe näher untersuchen können. Sie waren gerade zur Brunstzeit eingefangen worden und besassen
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Familie: Cyprinoidei.
nicht langgestreckten Leib, die Schnauze desselben ist gedunsen und die Augen
haben einen grösseren Umfang.
Von den verschiedenen, mit besonderen Artnamen in das Fischsystem
eingeführten Varietäten ist mir hier in Bayern eine Abart ganz besonders auf-
gefallen, welche mit dem oben angeführten Leuciscus rutiloides des Herrn
Selys (Nr. 58: pag. 212) übereinstimmt, und wegen ihres hohen Rückens und
ihres kürzeren, seitlich ziemlich zusammengedrückten Leibes, ferner wegen
ihrer mageren Schnauze und ihrer kleineren Augen mich längere Zeit irre
geleitet hat, indem auch ich in dieser Abart, an welcher ausserdem noch das
Unterkiefergelenk keine hervorspringenden Ecken bildet, anfangs eine beson-
dere Species habe erkennen wollen. Aus denselben Gründen kann ich auch
Heckel’s Leuciscus Pausingeri (s. Nr. 13: pag. 172) nur für eine hochrückige
Varietät des gemeinen Rothauges erklären. Auch der von Agassiz als Leuciscus
decipiens bezeichnete Weissfisch, von dem ich ein Exemplar im Wiener
Naturalien-Cabinet vorfand, ist mir als eine hochrückige Rothaugen-Form
erschienen.
Aus der Zahnformel 5—5, welche ich bei mehreren Individuen dieser
Rothaugen-Form angetroffen habe, glaubte ich sogar Heckel gerechtfertigt zu
sehen, welcher (Nr. 11 c: pag. 1038) diesen Leuciscus rutiloides des Selys mit
einem Fragezeichen zu seiner Gattung Leucos gestellt hatte. Kirschbaum (Nr. 54:
pag. 19) ist auf ähnliche Weise verleitet worden, diese Rothaugen-Form als
Leucos rutiloides aufzuführen, wie ich mich an zwei von demselben als
Leucos rutiloides gedeuteten und mir gütigst überlassenen Rothaugen des Rheins
überzeugt habe. Das eine Exemplar enthielt die Zahnformel 6—5, während
das andere Exemplar wirklich mit der Leucos-Zahnformel 5—5 ausgestat-
tet war.
Eine andere in Bayern vorkommende Varietät mit langgestrecktem, mehr
cylindrischem Leibe und mit niedrigem Rücken, entspricht der von Selys
(Nr. 58: pag. 210) in Belgien aufgefundenen und von Heckel anfangs als Leu-
ciscus Selysii bezeichneten Rothaugen-Form. Heckel, welcher durch Selys
verschiedene Rothaugen aus Belgien zur Untersuchung eingesendet erhalten
hatte, muss zufällig Individuen mit der Zahnformel 5—5 in die Hände be-
kommen haben, wodurch sich derselbe (Nr. 11 c: pag. 1038) veranlasst fand,
aus ihnen die neue Species Leucos Selysii zu errichten. Bei dieser Rothaugen-
Form hat der Kopf ganz das Aussehen eines gewöhnlichen Rothauges be-
wahrt, die Schnauze ist wulstig und gedunsen, die Augen sind gross, das
Unterkiefer-Gelenk springt eckig hervor. Zu derselben gestreckten und we-
niger comprimirten Rothaugen-Form muss auch der Leuciscus prasinus des
Agassiz gezählt werden, von dem ich im Wiener Naturalien-Cabinete mehrere
Exemplare aus dem Neuchâteler und Genfer See habe näher untersuchen
können. Sie waren gerade zur Brunstzeit eingefangen worden und besassen
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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/199>, abgerufen am 22.11.2024.
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