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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
Kircherus, hat ein Stuck von einem Felsen/ wel-
ches überall mit angewachsenen Schnecken/
Austern/ und Corall-Zweigen gezieret: Daran
sonderlich schau-würdig/ einige Austern/ aus
deren innwendigem Theile der Schalen/ Coral-
len gewachsen/ ohne einige Wurtzel; wie auch
etliche andere die auswendig an der rauhen und
scharffen Seite/ mancherley herfür-sprossende
Corall-Pfläntzlein zeigen/ die doch alle wie ge-
dacht/ ohne Wurtzel/ nur also/ gleich wie ein
Wachs an den Muschel-Schalen kleben/ und
auch davon gelöset werden können. Jn ge-
mein aber/ wachsen die Corallen im Meer zwi-
schen den Felsen/ so unter den tieffen Meer-Wo-
gen bedeckt liegen/ sprösseln und grünen wie die
Bäume herfür/ gestalten/ sonderlich im Rothen-
Meer gantze Tractus gefunden werden/ die also
voller Corall-Bäume stehen/ daß/ in deme solche
öffters in Grösse der Kirsch-Bäume aufschies-
sen/ die Schiffart der Orten unbrauchbar wird.
Jm Wasser sollen theils Orten/ sie ziemlich
weich/ und einer grünlichten Farbe seyn. Aus-
ser dem Wasser aber/ so bald sie von der Lufft be-
rühret werden/ verändern sie die Farbe in
schwartz/ weis/ und roth; wie dann zu Rom/ in
des Cardinals Mazarini Kunst-Kammer eine
solche Pflantzen zusehen/ welche/ um die Wur-
tzel her schwartz; in der Mitte weis; hernach
wider schwartz-färbig/ endlich in Zweige aus-
bricht/ die denen Meer-Tamarißken ähnlich fal-

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Von der Natur.
Kircherus, hat ein Stuck von einem Felſen/ wel-
ches überall mit angewachſenen Schnecken/
Auſtern/ und Corall-Zweigen gezieret: Daran
ſonderlich ſchau-würdig/ einige Auſtern/ aus
deren innwendigem Theile der Schalen/ Coral-
len gewachſen/ ohne einige Wurtzel; wie auch
etliche andere die auswendig an der rauhen und
ſcharffen Seite/ mancherley herfür-ſproſſende
Corall-Pfläntzlein zeigen/ die doch alle wie ge-
dacht/ ohne Wurtzel/ nur alſo/ gleich wie ein
Wachs an den Muſchel-Schalen kleben/ und
auch davon gelöſet werden können. Jn ge-
mein aber/ wachſen die Corallen im Meer zwi-
ſchen den Felſen/ ſo unter den tieffen Meer-Wo-
gen bedeckt liegen/ ſpröſſeln und grünen wie die
Bäume herfür/ geſtalten/ ſonderlich im Rothen-
Meer gantze Tractus gefunden werden/ die alſo
voller Corall-Bäume ſtehen/ daß/ in deme ſolche
öffters in Gröſſe der Kirſch-Bäume aufſchieſ-
ſen/ die Schiffart der Orten unbrauchbar wird.
Jm Waſſer ſollen theils Orten/ ſie ziemlich
weich/ und einer grünlichten Farbe ſeyn. Auſ-
ſer dem Waſſer aber/ ſo bald ſie von der Lufft be-
rühret werden/ verändern ſie die Farbe in
ſchwartz/ weis/ und roth; wie dann zu Rom/ in
des Cardinals Mazarini Kunſt-Kammer eine
ſolche Pflantzen zuſehen/ welche/ um die Wur-
tzel her ſchwartz; in der Mitte weis; hernach
wider ſchwartz-färbig/ endlich in Zweige aus-
bricht/ die denen Meer-Tamarißken ähnlich fal-

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[725/0911] Von der Natur. Kircherus, hat ein Stuck von einem Felſen/ wel- ches überall mit angewachſenen Schnecken/ Auſtern/ und Corall-Zweigen gezieret: Daran ſonderlich ſchau-würdig/ einige Auſtern/ aus deren innwendigem Theile der Schalen/ Coral- len gewachſen/ ohne einige Wurtzel; wie auch etliche andere die auswendig an der rauhen und ſcharffen Seite/ mancherley herfür-ſproſſende Corall-Pfläntzlein zeigen/ die doch alle wie ge- dacht/ ohne Wurtzel/ nur alſo/ gleich wie ein Wachs an den Muſchel-Schalen kleben/ und auch davon gelöſet werden können. Jn ge- mein aber/ wachſen die Corallen im Meer zwi- ſchen den Felſen/ ſo unter den tieffen Meer-Wo- gen bedeckt liegen/ ſpröſſeln und grünen wie die Bäume herfür/ geſtalten/ ſonderlich im Rothen- Meer gantze Tractus gefunden werden/ die alſo voller Corall-Bäume ſtehen/ daß/ in deme ſolche öffters in Gröſſe der Kirſch-Bäume aufſchieſ- ſen/ die Schiffart der Orten unbrauchbar wird. Jm Waſſer ſollen theils Orten/ ſie ziemlich weich/ und einer grünlichten Farbe ſeyn. Auſ- ſer dem Waſſer aber/ ſo bald ſie von der Lufft be- rühret werden/ verändern ſie die Farbe in ſchwartz/ weis/ und roth; wie dann zu Rom/ in des Cardinals Mazarini Kunſt-Kammer eine ſolche Pflantzen zuſehen/ welche/ um die Wur- tzel her ſchwartz; in der Mitte weis; hernach wider ſchwartz-färbig/ endlich in Zweige aus- bricht/ die denen Meer-Tamarißken ähnlich fal- len. Z z iij

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 725. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/911>, abgerufen am 25.11.2024.