Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Das andere Buch.

77. Ein kleines Bäumlein/ oder viel-
mehr starcke Stauden/ dem Granat-Baum
ähnlich/ siehet man um Mexico. Dieses hat
eine seltene Eigenschafft an sich/ daß wann der-
selben Zweiglein oder Rütlein auf gewisse Art
und Weise gespalten werden; die Theile oder
Trümmer einander heimlich hassen/ und derge-
stalt feindseelig gegen einander sich erweisen/ daß
sie auch mit Gewalt nicht mögen zusammen ge-
bracht werden/ daß sie beysammen blieben. Die
Kinder pflegen damit ihr Spiel zu haben. Kir-
cherus.

78. Jetzt-gedachter Gegend wächset auch
der Baum Tetlatia sonst auch Guao, in gemein
aber der Brennende genandt. Er ist groß/
trägt eine grüne Frucht/ und giebt einen weissen
Safft. Dieser Safft ist so gar feuriger Na-
tur/ daß den Thieren und Viehe/ so an diesem
Baum sich reiben/ oder nur daran lehnen/ die
Haar ausfallen; deßgleichen verlieren auch die
Menschen die Haar/ so unter diesem Baum
schlaffen. Dahingegen/ ist die Rinde des
Baums kalt und trucken: Auch das Wasser/
darinnen sie gesotten/ heilsam. Der feurige
milchichte Safft selbsten/ curiret den Aussatz/
Erbgrind/ und andere sonst unheilsame Ge-
schwer. Wann er aber an ein gesund Glied ge-
strichen wird/ machet er dasselbe schwürig. E-
rasm. Francisci,
Ost- und West-Jndischer Lust-
Garten.

79. Jn
Das andere Buch.

77. Ein kleines Bäumlein/ oder viel-
mehr ſtarcke Stauden/ dem Granat-Baum
ähnlich/ ſiehet man um Mexico. Dieſes hat
eine ſeltene Eigenſchafft an ſich/ daß wann der-
ſelben Zweiglein oder Rütlein auf gewiſſe Art
und Weiſe geſpalten werden; die Theile oder
Trümmer einander heimlich haſſen/ und derge-
ſtalt feindſeelig gegen einander ſich erweiſen/ daß
ſie auch mit Gewalt nicht mögen zuſammen ge-
bracht werden/ daß ſie beyſammen blieben. Die
Kinder pflegen damit ihr Spiel zu haben. Kir-
cherus.

78. Jetzt-gedachter Gegend wächſet auch
der Baum Tetlatia ſonſt auch Guao, in gemein
aber der Brennende genandt. Er iſt groß/
trägt eine grüne Frucht/ und giebt einen weiſſen
Safft. Dieſer Safft iſt ſo gar feuriger Na-
tur/ daß den Thieren und Viehe/ ſo an dieſem
Baum ſich reiben/ oder nur daran lehnen/ die
Haar ausfallen; deßgleichen verlieren auch die
Menſchen die Haar/ ſo unter dieſem Baum
ſchlaffen. Dahingegen/ iſt die Rinde des
Baums kalt und trucken: Auch das Waſſer/
darinnen ſie geſotten/ heilſam. Der feurige
milchichte Safft ſelbſten/ curiret den Auſſatz/
Erbgrind/ und andere ſonſt unheilſame Ge-
ſchwer. Wann er aber an ein geſund Glied ge-
ſtrichen wird/ machet er daſſelbe ſchwürig. E-
raſm. Franciſci,
Oſt- und Weſt-Jndiſcher Luſt-
Garten.

79. Jn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0882" n="706"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das andere Buch.</hi> </fw><lb/>
            <p>77. Ein kleines Bäumlein/ oder viel-<lb/>
mehr &#x017F;tarcke Stauden/ dem Granat-Baum<lb/>
ähnlich/ &#x017F;iehet man um <hi rendition="#aq">Mexico.</hi> Die&#x017F;es hat<lb/>
eine &#x017F;eltene Eigen&#x017F;chafft an &#x017F;ich/ daß wann der-<lb/>
&#x017F;elben Zweiglein oder Rütlein auf gewi&#x017F;&#x017F;e Art<lb/>
und Wei&#x017F;e ge&#x017F;palten werden; die Theile oder<lb/>
Trümmer einander heimlich ha&#x017F;&#x017F;en/ und derge-<lb/>
&#x017F;talt feind&#x017F;eelig gegen einander &#x017F;ich erwei&#x017F;en/ daß<lb/>
&#x017F;ie auch mit Gewalt nicht mögen zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
bracht werden/ daß &#x017F;ie bey&#x017F;ammen blieben. Die<lb/>
Kinder pflegen damit ihr Spiel zu haben. <hi rendition="#aq">Kir-<lb/>
cherus.</hi></p><lb/>
            <p>78. Jetzt-gedachter Gegend wäch&#x017F;et auch<lb/>
der Baum <hi rendition="#aq">Tetlatia</hi> &#x017F;on&#x017F;t auch <hi rendition="#aq">Guao,</hi> in gemein<lb/>
aber der Brennende genandt. Er i&#x017F;t groß/<lb/>
trägt eine grüne Frucht/ und giebt einen wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Safft. Die&#x017F;er Safft i&#x017F;t &#x017F;o gar feuriger Na-<lb/>
tur/ daß den Thieren und Viehe/ &#x017F;o an die&#x017F;em<lb/>
Baum &#x017F;ich reiben/ oder nur daran lehnen/ die<lb/>
Haar ausfallen; deßgleichen verlieren auch die<lb/>
Men&#x017F;chen die Haar/ &#x017F;o unter die&#x017F;em Baum<lb/>
&#x017F;chlaffen. Dahingegen/ i&#x017F;t die Rinde des<lb/>
Baums kalt und trucken: Auch das Wa&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
darinnen &#x017F;ie ge&#x017F;otten/ heil&#x017F;am. Der feurige<lb/>
milchichte Safft &#x017F;elb&#x017F;ten/ <hi rendition="#aq">curir</hi>et den Au&#x017F;&#x017F;atz/<lb/>
Erbgrind/ und andere &#x017F;on&#x017F;t unheil&#x017F;ame Ge-<lb/>
&#x017F;chwer. Wann er aber an ein ge&#x017F;und Glied ge-<lb/>
&#x017F;trichen wird/ machet er da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;chwürig. <hi rendition="#aq">E-<lb/>
ra&#x017F;m. Franci&#x017F;ci,</hi> O&#x017F;t- und We&#x017F;t-Jndi&#x017F;cher Lu&#x017F;t-<lb/>
Garten.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">79. Jn</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[706/0882] Das andere Buch. 77. Ein kleines Bäumlein/ oder viel- mehr ſtarcke Stauden/ dem Granat-Baum ähnlich/ ſiehet man um Mexico. Dieſes hat eine ſeltene Eigenſchafft an ſich/ daß wann der- ſelben Zweiglein oder Rütlein auf gewiſſe Art und Weiſe geſpalten werden; die Theile oder Trümmer einander heimlich haſſen/ und derge- ſtalt feindſeelig gegen einander ſich erweiſen/ daß ſie auch mit Gewalt nicht mögen zuſammen ge- bracht werden/ daß ſie beyſammen blieben. Die Kinder pflegen damit ihr Spiel zu haben. Kir- cherus. 78. Jetzt-gedachter Gegend wächſet auch der Baum Tetlatia ſonſt auch Guao, in gemein aber der Brennende genandt. Er iſt groß/ trägt eine grüne Frucht/ und giebt einen weiſſen Safft. Dieſer Safft iſt ſo gar feuriger Na- tur/ daß den Thieren und Viehe/ ſo an dieſem Baum ſich reiben/ oder nur daran lehnen/ die Haar ausfallen; deßgleichen verlieren auch die Menſchen die Haar/ ſo unter dieſem Baum ſchlaffen. Dahingegen/ iſt die Rinde des Baums kalt und trucken: Auch das Waſſer/ darinnen ſie geſotten/ heilſam. Der feurige milchichte Safft ſelbſten/ curiret den Auſſatz/ Erbgrind/ und andere ſonſt unheilſame Ge- ſchwer. Wann er aber an ein geſund Glied ge- ſtrichen wird/ machet er daſſelbe ſchwürig. E- raſm. Franciſci, Oſt- und Weſt-Jndiſcher Luſt- Garten. 79. Jn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/882
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/882>, abgerufen am 19.05.2024.