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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
gebunden; und einen beschwerlichen ja fast un-
möglichen Durchgang verursachet. An diesen
Bäumen in so weit sie im Wasser stehen/ wann
dasselbe hoch ist/ hencken sich/ wachsen und ge-
deyen auch daran/ die allerschönsten/ grösten und
delicatesten Austern/ die zu finden/ welche/ wann
das Wasser gefallen/ abgepflückt werden. Otto
Keyens, Guajana.

66. Jn den Jnsulen des Antilles grü-
net der berühmte Masenilien Baum. Dieser
hat anmuhtige Blätter/ und trägt roth-ge-
streiffte Aepffel. Wann diese genossen werden/
erwecken sie einen Todes-Schlaff; sonsten a-
ber schmecken sie wie Hasel-Nüsse. Wann sie
ins Wasser fallen/ verfaulen sie nicht darinnen/
sondern bekommen eine salpeterigte Rinde/ ver-
gifften aber das Wasser dermassen/ daß auch die
Fische davon sterben/ ausser die Krebse/ welche
aber doch auch nicht ohne Gefahr zur Speise
können genommen werden. Unter der Rinde
des Stamms und der Zweige/ liegt eine merck-
liche Milch/ die verursachet/ Entzündung der
Augen/ und Schwellen des Leibs. Wann der
Regen vom diesen Baum jemand auf den Leib
tropffet/ erwecket er peynliche Schmertzen:
Und so jemand darunter ruhet; so geschwillt er
hoch auf. Wann mit dem Holtz dieses Baums
einige Speise gekochet wird/ und nachmals ge-
nossen/ so verbrennet sie den Mund und Hals.
Die Jnwohner dieser Jnsulen bereiten aus der

schon

Von der Natur.
gebunden; und einen beſchwerlichen ja faſt un-
möglichen Durchgang verurſachet. An dieſen
Bäumen in ſo weit ſie im Waſſer ſtehen/ wann
daſſelbe hoch iſt/ hencken ſich/ wachſen und ge-
deyen auch daran/ die allerſchönſten/ gröſten und
delicateſten Auſtern/ die zu finden/ welche/ wann
das Waſſer gefallen/ abgepflückt werden. Otto
Keyens, Guajana.

66. Jn den Jnſulen des Antilles grü-
net der berühmte Maſenilien Baum. Dieſer
hat anmuhtige Blätter/ und trägt roth-ge-
ſtreiffte Aepffel. Wann dieſe genoſſen werden/
erwecken ſie einen Todes-Schlaff; ſonſten a-
ber ſchmecken ſie wie Haſel-Nüſſe. Wann ſie
ins Waſſer fallen/ verfaulen ſie nicht darinnen/
ſondern bekommen eine ſalpeterigte Rinde/ ver-
gifften aber das Waſſer dermaſſen/ daß auch die
Fiſche davon ſterben/ auſſer die Krebſe/ welche
aber doch auch nicht ohne Gefahr zur Speiſe
können genommen werden. Unter der Rinde
des Stamms und der Zweige/ liegt eine merck-
liche Milch/ die verurſachet/ Entzündung der
Augen/ und Schwellen des Leibs. Wann der
Regen vom dieſen Baum jemand auf den Leib
tropffet/ erwecket er peynliche Schmertzen:
Und ſo jemand darunter ruhet; ſo geſchwillt er
hoch auf. Wann mit dem Holtz dieſes Baums
einige Speiſe gekochet wird/ und nachmals ge-
noſſen/ ſo verbrennet ſie den Mund und Hals.
Die Jnwohner dieſer Jnſulen bereiten aus der

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[701/0875] Von der Natur. gebunden; und einen beſchwerlichen ja faſt un- möglichen Durchgang verurſachet. An dieſen Bäumen in ſo weit ſie im Waſſer ſtehen/ wann daſſelbe hoch iſt/ hencken ſich/ wachſen und ge- deyen auch daran/ die allerſchönſten/ gröſten und delicateſten Auſtern/ die zu finden/ welche/ wann das Waſſer gefallen/ abgepflückt werden. Otto Keyens, Guajana. 66. Jn den Jnſulen des Antilles grü- net der berühmte Maſenilien Baum. Dieſer hat anmuhtige Blätter/ und trägt roth-ge- ſtreiffte Aepffel. Wann dieſe genoſſen werden/ erwecken ſie einen Todes-Schlaff; ſonſten a- ber ſchmecken ſie wie Haſel-Nüſſe. Wann ſie ins Waſſer fallen/ verfaulen ſie nicht darinnen/ ſondern bekommen eine ſalpeterigte Rinde/ ver- gifften aber das Waſſer dermaſſen/ daß auch die Fiſche davon ſterben/ auſſer die Krebſe/ welche aber doch auch nicht ohne Gefahr zur Speiſe können genommen werden. Unter der Rinde des Stamms und der Zweige/ liegt eine merck- liche Milch/ die verurſachet/ Entzündung der Augen/ und Schwellen des Leibs. Wann der Regen vom dieſen Baum jemand auf den Leib tropffet/ erwecket er peynliche Schmertzen: Und ſo jemand darunter ruhet; ſo geſchwillt er hoch auf. Wann mit dem Holtz dieſes Baums einige Speiſe gekochet wird/ und nachmals ge- noſſen/ ſo verbrennet ſie den Mund und Hals. Die Jnwohner dieſer Jnſulen bereiten aus der ſchon

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/875>, abgerufen am 27.05.2024.