Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Natur.
harigte Substantz/ davon macht man Garn.
Der Stamm wird/ weil er noch weich ist/ geöff-
net/ daraus fliesset ein gut theil Wasser/ das ist
frisch und süß/ wird auch wie ander Wasser ge-
truncken. Wanns gesotten wird/ ist es Wein;
so man es lässet versauren/ so wirds Essig; ko-
chet man es dücker/ so wird es Hönig: Und so es
nur zur Helfft eingesotten wird/ so ist es Sirop/
welcher allerdings deme gleichet/ der aus Trau-
ben kommt. Das Holtz dieses Baums/ weil es
gantz leicht und schwammicht/ als dienet es das
Feuer zu unterhalten/ kan auch statt der Lunden
gebraucht werden. Idem. Olf. Dappers. Ame-
rica.

61. Gleicher gestalt wächset in jetzt-ge-
nandter Landschafft der Baum Tuna, dessen
aber sind zweyerley Geschlechte: Der eine trägt
eine Frucht wie die Vogel-Kirschen/ innwendig
aber/ gleichen sie den Feigen/ und sind gar gutes
Geschmacks. Die andere Art dieser Bäume/
bringt zwar keine Früchte/ wird jedoch mehr ge-
achtet/ weilen hiervon die sehr theure Farb Co-
chenille
gesammlet wird. Es hat dieser Baum
gar starcke Blätter/ wird auch Anfangs von
drey solcher Blätter gepflantzet. Die Cochenille
ist ein lebendig Ding wie ein runder Wurm/ der
wächset an diesem Baum/ und überziehet ihn al-
lerdings. Jährlich sammlet man es zwey oder
dreymal/ nachmal wird es durch kalt Wasser

ge-
X x v

Von der Natur.
harigte Subſtantz/ davon macht man Garn.
Der Stamm wird/ weil er noch weich iſt/ geöff-
net/ daraus flieſſet ein gut theil Waſſer/ das iſt
friſch und ſüß/ wird auch wie ander Waſſer ge-
truncken. Wanns geſotten wird/ iſt es Wein;
ſo man es läſſet verſauren/ ſo wirds Eſſig; ko-
chet man es dücker/ ſo wird es Hönig: Und ſo es
nur zur Helfft eingeſotten wird/ ſo iſt es Sirop/
welcher allerdings deme gleichet/ der aus Trau-
ben kommt. Das Holtz dieſes Baums/ weil es
gantz leicht und ſchwammicht/ als dienet es das
Feuer zu unterhalten/ kan auch ſtatt der Lunden
gebraucht werden. Idem. Olf. Dappers. Ame-
rica.

61. Gleicher geſtalt wächſet in jetzt-ge-
nandter Landſchafft der Baum Tuna, deſſen
aber ſind zweyerley Geſchlechte: Der eine trägt
eine Frucht wie die Vogel-Kirſchen/ innwendig
aber/ gleichen ſie den Feigen/ und ſind gar gutes
Geſchmacks. Die andere Art dieſer Bäume/
bringt zwar keine Früchte/ wird jedoch mehr ge-
achtet/ weilen hiervon die ſehr theure Farb Co-
chenille
geſammlet wird. Es hat dieſer Baum
gar ſtarcke Blätter/ wird auch Anfangs von
drey ſolcher Blätter gepflantzet. Die Cochenille
iſt ein lebendig Ding wie ein runder Wurm/ der
wächſet an dieſem Baum/ und überziehet ihn al-
lerdings. Jährlich ſammlet man es zwey oder
dreymal/ nachmal wird es durch kalt Waſſer

ge-
X x v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0871" n="697"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/>
harigte <hi rendition="#aq">Sub&#x017F;tan</hi>tz/ davon macht man Garn.<lb/>
Der Stamm wird/ weil er noch weich i&#x017F;t/ geöff-<lb/>
net/ daraus flie&#x017F;&#x017F;et ein gut theil Wa&#x017F;&#x017F;er/ das i&#x017F;t<lb/>
fri&#x017F;ch und &#x017F;üß/ wird auch wie ander Wa&#x017F;&#x017F;er ge-<lb/>
truncken. Wanns ge&#x017F;otten wird/ i&#x017F;t es Wein;<lb/>
&#x017F;o man es lä&#x017F;&#x017F;et ver&#x017F;auren/ &#x017F;o wirds E&#x017F;&#x017F;ig; ko-<lb/>
chet man es dücker/ &#x017F;o wird es Hönig: Und &#x017F;o es<lb/>
nur zur Helfft einge&#x017F;otten wird/ &#x017F;o i&#x017F;t es Sirop/<lb/>
welcher allerdings deme gleichet/ der aus Trau-<lb/>
ben kommt. Das Holtz die&#x017F;es Baums/ weil es<lb/>
gantz leicht und &#x017F;chwammicht/ als dienet es das<lb/>
Feuer zu unterhalten/ kan auch &#x017F;tatt der Lunden<lb/>
gebraucht werden. <hi rendition="#aq">Idem. Olf. Dappers. Ame-<lb/>
rica.</hi></p><lb/>
            <p>61. Gleicher ge&#x017F;talt wäch&#x017F;et in jetzt-ge-<lb/>
nandter Land&#x017F;chafft der Baum <hi rendition="#aq">Tuna,</hi> de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
aber &#x017F;ind zweyerley Ge&#x017F;chlechte: Der eine trägt<lb/>
eine Frucht wie die Vogel-Kir&#x017F;chen/ innwendig<lb/>
aber/ gleichen &#x017F;ie den Feigen/ und &#x017F;ind gar gutes<lb/>
Ge&#x017F;chmacks. Die andere Art die&#x017F;er Bäume/<lb/>
bringt zwar keine Früchte/ wird jedoch mehr ge-<lb/>
achtet/ weilen hiervon die &#x017F;ehr theure Farb <hi rendition="#aq">Co-<lb/>
chenille</hi> ge&#x017F;ammlet wird. Es hat die&#x017F;er Baum<lb/>
gar &#x017F;tarcke Blätter/ wird auch Anfangs von<lb/>
drey &#x017F;olcher Blätter gepflantzet. Die <hi rendition="#aq">Cochenille</hi><lb/>
i&#x017F;t ein lebendig Ding wie ein runder Wurm/ der<lb/>
wäch&#x017F;et an die&#x017F;em Baum/ und überziehet ihn al-<lb/>
lerdings. Jährlich &#x017F;ammlet man es zwey oder<lb/>
dreymal/ nachmal wird es durch kalt Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x v</fw><fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[697/0871] Von der Natur. harigte Subſtantz/ davon macht man Garn. Der Stamm wird/ weil er noch weich iſt/ geöff- net/ daraus flieſſet ein gut theil Waſſer/ das iſt friſch und ſüß/ wird auch wie ander Waſſer ge- truncken. Wanns geſotten wird/ iſt es Wein; ſo man es läſſet verſauren/ ſo wirds Eſſig; ko- chet man es dücker/ ſo wird es Hönig: Und ſo es nur zur Helfft eingeſotten wird/ ſo iſt es Sirop/ welcher allerdings deme gleichet/ der aus Trau- ben kommt. Das Holtz dieſes Baums/ weil es gantz leicht und ſchwammicht/ als dienet es das Feuer zu unterhalten/ kan auch ſtatt der Lunden gebraucht werden. Idem. Olf. Dappers. Ame- rica. 61. Gleicher geſtalt wächſet in jetzt-ge- nandter Landſchafft der Baum Tuna, deſſen aber ſind zweyerley Geſchlechte: Der eine trägt eine Frucht wie die Vogel-Kirſchen/ innwendig aber/ gleichen ſie den Feigen/ und ſind gar gutes Geſchmacks. Die andere Art dieſer Bäume/ bringt zwar keine Früchte/ wird jedoch mehr ge- achtet/ weilen hiervon die ſehr theure Farb Co- chenille geſammlet wird. Es hat dieſer Baum gar ſtarcke Blätter/ wird auch Anfangs von drey ſolcher Blätter gepflantzet. Die Cochenille iſt ein lebendig Ding wie ein runder Wurm/ der wächſet an dieſem Baum/ und überziehet ihn al- lerdings. Jährlich ſammlet man es zwey oder dreymal/ nachmal wird es durch kalt Waſſer ge- X x v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/871
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/871>, abgerufen am 19.05.2024.