Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Das andere Buch.
se/ die nur ein vierdtel Stund unter seinem
Schatten stehen/ sterben müssen. Ost-Jndi-
sche Reisen.

37. Ein gar seltener denen Frembden
recht verwunderlicher Baum/ grünet etlicher
Orten in Ost-Jndien und in der Landschafft
umb die Stadt Kamron in Preysen/ welchen
die Portugesen Arbor de rais; die Persianer
aber Lul nennen/ und für den schönsten Baum
der Welt achten. Man findet ihn jetzt-gedach-
ter Orten/ sonst aber nirgend. Er wächset hoch/
dick/ und wird sehr groß/ wirfft auch zu rings
umb sich herumb eine Menge Aest von sich.
Von diesen Aesten hangen andere kleine Aest-
lein niederwerts zur Erden/ die sind geträhet wie
die Stricke/ am Ende haben sie ein kleines grü-
nes Büschelein. Wann dieses die Erde berei-
chet/ vereinigt es sich mit derselben Wurtzel
unter sich/ und wächset ein neuer Schüßling
empor/ welcher nachmals auch Aeste/ und eben
dergleichen Wurtzel ausstösset. Dahero ge-
schicht es/ daß ein eintziger solcher Baum eine
zimliche Weite einnimmt. Offters/ vereinigen
sich fünff/ sechs/ oder mehr solcher niederhan-
gender Aeste/ und formiren gleichsam einen be-
sondern Stamm/ neben dem/ daß sie die obern
Aeste unterstützen. Oben auf/ ist dieser Baum
dick belaubet; unten her aber hat er ein Anse-
hen/ wie ein schattigter Porticus. Er trägt
eine kleine Frucht die den Pflaumen sich glei-

chet/

Das andere Buch.
ſe/ die nur ein vierdtel Stund unter ſeinem
Schatten ſtehen/ ſterben müſſen. Oſt-Jndi-
ſche Reiſen.

37. Ein gar ſeltener denen Frembden
recht verwunderlicher Baum/ grünet etlicher
Orten in Oſt-Jndien und in der Landſchafft
umb die Stadt Kamron in Preyſen/ welchen
die Portugeſen Arbor de rais; die Perſianer
aber Lul nennen/ und für den ſchönſten Baum
der Welt achten. Man findet ihn jetzt-gedach-
ter Orten/ ſonſt aber nirgend. Er wächſet hoch/
dick/ und wird ſehr groß/ wirfft auch zu rings
umb ſich herumb eine Menge Aeſt von ſich.
Von dieſen Aeſten hangen andere kleine Aeſt-
lein niederwerts zur Erden/ die ſind geträhet wie
die Stricke/ am Ende haben ſie ein kleines grü-
nes Büſchelein. Wann dieſes die Erde berei-
chet/ vereinigt es ſich mit derſelben Wurtzel
unter ſich/ und wächſet ein neuer Schüßling
empor/ welcher nachmals auch Aeſte/ und eben
dergleichen Wurtzel ausſtöſſet. Dahero ge-
ſchicht es/ daß ein eintziger ſolcher Baum eine
zimliche Weite einnimmt. Offters/ vereinigen
ſich fünff/ ſechs/ oder mehr ſolcher niederhan-
gender Aeſte/ und formiren gleichſam einen be-
ſondern Stamm/ neben dem/ daß ſie die obern
Aeſte unterſtützen. Oben auf/ iſt dieſer Baum
dick belaubet; unten her aber hat er ein Anſe-
hen/ wie ein ſchattigter Porticus. Er trägt
eine kleine Frucht die den Pflaumen ſich glei-

chet/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0862" n="688"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das andere Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;e/ die nur ein vierdtel Stund unter &#x017F;einem<lb/>
Schatten &#x017F;tehen/ &#x017F;terben mü&#x017F;&#x017F;en. O&#x017F;t-Jndi-<lb/>
&#x017F;che Rei&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>37. Ein gar &#x017F;eltener denen Frembden<lb/>
recht verwunderlicher Baum/ grünet etlicher<lb/>
Orten in O&#x017F;t-Jndien und in der Land&#x017F;chafft<lb/>
umb die Stadt <hi rendition="#aq">Kamron</hi> in Prey&#x017F;en/ welchen<lb/>
die Portuge&#x017F;en <hi rendition="#aq">Arbor de rais;</hi> die Per&#x017F;ianer<lb/>
aber <hi rendition="#aq">Lul</hi> nennen/ und für den &#x017F;chön&#x017F;ten Baum<lb/>
der Welt achten. Man findet ihn jetzt-gedach-<lb/>
ter Orten/ &#x017F;on&#x017F;t aber nirgend. Er wäch&#x017F;et hoch/<lb/>
dick/ und wird &#x017F;ehr groß/ wirfft auch zu rings<lb/>
umb &#x017F;ich herumb eine Menge Ae&#x017F;t von &#x017F;ich.<lb/>
Von die&#x017F;en Ae&#x017F;ten hangen andere kleine Ae&#x017F;t-<lb/>
lein niederwerts zur Erden/ die &#x017F;ind geträhet wie<lb/>
die Stricke/ am Ende haben &#x017F;ie ein kleines grü-<lb/>
nes Bü&#x017F;chelein. Wann die&#x017F;es die Erde berei-<lb/>
chet/ vereinigt es &#x017F;ich mit der&#x017F;elben Wurtzel<lb/>
unter &#x017F;ich/ und wäch&#x017F;et ein neuer Schüßling<lb/>
empor/ welcher nachmals auch Ae&#x017F;te/ und eben<lb/>
dergleichen Wurtzel aus&#x017F;&#x017F;&#x017F;et. Dahero ge-<lb/>
&#x017F;chicht es/ daß ein eintziger &#x017F;olcher Baum eine<lb/>
zimliche Weite einnimmt. Offters/ vereinigen<lb/>
&#x017F;ich fünff/ &#x017F;echs/ oder mehr &#x017F;olcher niederhan-<lb/>
gender Ae&#x017F;te/ und formiren gleich&#x017F;am einen be-<lb/>
&#x017F;ondern Stamm/ neben dem/ daß &#x017F;ie die obern<lb/>
Ae&#x017F;te unter&#x017F;tützen. Oben auf/ i&#x017F;t die&#x017F;er Baum<lb/>
dick belaubet; unten her aber hat er ein An&#x017F;e-<lb/>
hen/ wie ein &#x017F;chattigter <hi rendition="#aq">Porticus.</hi> Er trägt<lb/>
eine kleine Frucht die den Pflaumen &#x017F;ich glei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chet/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[688/0862] Das andere Buch. ſe/ die nur ein vierdtel Stund unter ſeinem Schatten ſtehen/ ſterben müſſen. Oſt-Jndi- ſche Reiſen. 37. Ein gar ſeltener denen Frembden recht verwunderlicher Baum/ grünet etlicher Orten in Oſt-Jndien und in der Landſchafft umb die Stadt Kamron in Preyſen/ welchen die Portugeſen Arbor de rais; die Perſianer aber Lul nennen/ und für den ſchönſten Baum der Welt achten. Man findet ihn jetzt-gedach- ter Orten/ ſonſt aber nirgend. Er wächſet hoch/ dick/ und wird ſehr groß/ wirfft auch zu rings umb ſich herumb eine Menge Aeſt von ſich. Von dieſen Aeſten hangen andere kleine Aeſt- lein niederwerts zur Erden/ die ſind geträhet wie die Stricke/ am Ende haben ſie ein kleines grü- nes Büſchelein. Wann dieſes die Erde berei- chet/ vereinigt es ſich mit derſelben Wurtzel unter ſich/ und wächſet ein neuer Schüßling empor/ welcher nachmals auch Aeſte/ und eben dergleichen Wurtzel ausſtöſſet. Dahero ge- ſchicht es/ daß ein eintziger ſolcher Baum eine zimliche Weite einnimmt. Offters/ vereinigen ſich fünff/ ſechs/ oder mehr ſolcher niederhan- gender Aeſte/ und formiren gleichſam einen be- ſondern Stamm/ neben dem/ daß ſie die obern Aeſte unterſtützen. Oben auf/ iſt dieſer Baum dick belaubet; unten her aber hat er ein Anſe- hen/ wie ein ſchattigter Porticus. Er trägt eine kleine Frucht die den Pflaumen ſich glei- chet/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/862
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/862>, abgerufen am 27.05.2024.