Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Natur.
selbe gebrauchte er eben zu dergleichen Dienst.
Bey jedesmaliger ihrer Abfertigung/ muste
man den Ort benennen wohin sie fliegen; und
durch was Gegend sie ihren Flug richten: End-
lich auch/ wo sie sich nieder zulassen/ und den
Brieff bestellen solte. Hierdurch wurden die
Königliche Bottschafften und Befehl weit
schneller/ weder durch den besten Post-Reuter
bestellet. Als sie starb/ ließ der König ihro eine
absonderliche Ehren-Begräbnis halten; und
eine Säule zum Denckmal aufrichten.

26. Jn der Jnsul Cipern/ siehet man ein
kleines Vögelein Pyrausta genandt/ dieses flie-
get in der Schmidte Oefen/ und andern Feuer-
stätten/ mitten zwischen den Funcken und Flam-
men des Feuers gantz unverletzt herum; wann es
aber aus dergleichen Orten in die freye Lufft
kompt/ So stirbt es/ und kan nicht lebendig blei-
ben. Bapt. Fulgosus.

27. Jn jetzt-gedachter Jnsul Cipern/ giebt
es auch eine gantz besondere Art kleiner Vögel/
an Grösse und Gestalt einer Meise gleichend/ von
Farben grünlicht mit grau vermischet. Diese
Vögel kommen Jährlich in Menge in die Jnsul
wann die Feigen beginnen zu reiffen/ von wel-
chen sie sich nähren/ und dannenhero den Na-
men bekommen/ daß sie Beccafighi genennet
werden. Man fängt sie mit Leim-ruthen/ mei-
stentheils wann die Lufft kühl/ und der Nort-
Wind wähet: Wann aber der warme Sud-

Wind
R r v

Von der Natur.
ſelbe gebrauchte er eben zu dergleichen Dienſt.
Bey jedesmaliger ihrer Abfertigung/ muſte
man den Ort benennen wohin ſie fliegen; und
durch was Gegend ſie ihren Flug richten: End-
lich auch/ wo ſie ſich nieder zulaſſen/ und den
Brieff beſtellen ſolte. Hierdurch wurden die
Königliche Bottſchafften und Befehl weit
ſchneller/ weder durch den beſten Poſt-Reuter
beſtellet. Als ſie ſtarb/ ließ der König ihro eine
abſonderliche Ehren-Begräbnis halten; und
eine Säule zum Denckmal aufrichten.

26. Jn der Jnſul Cipern/ ſiehet man ein
kleines Vögelein Pyrauſta genandt/ dieſes flie-
get in der Schmidte Oefen/ und andern Feuer-
ſtätten/ mitten zwiſchen den Funcken und Flam-
men des Feuers gantz unverletzt herum; wann es
aber aus dergleichen Orten in die freye Lufft
kompt/ So ſtirbt es/ und kan nicht lebendig blei-
ben. Bapt. Fulgoſus.

27. Jn jetzt-gedachter Jnſul Cipern/ giebt
es auch eine gantz beſondere Art kleiner Vögel/
an Gröſſe und Geſtalt einer Meiſe gleichend/ von
Farben grünlicht mit grau vermiſchet. Dieſe
Vögel kommen Jährlich in Menge in die Jnſul
wann die Feigen beginnen zu reiffen/ von wel-
chen ſie ſich nähren/ und dannenhero den Na-
men bekommen/ daß ſie Beccafighi genennet
werden. Man fängt ſie mit Leim-ruthen/ mei-
ſtentheils wann die Lufft kühl/ und der Nort-
Wind wähet: Wann aber der warme Sud-

Wind
R r v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0795" n="633"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/>
&#x017F;elbe gebrauchte er eben zu dergleichen Dien&#x017F;t.<lb/>
Bey jedesmaliger ihrer Abfertigung/ mu&#x017F;te<lb/>
man den Ort benennen wohin &#x017F;ie fliegen; und<lb/>
durch was Gegend &#x017F;ie ihren Flug richten: End-<lb/>
lich auch/ wo &#x017F;ie &#x017F;ich nieder zula&#x017F;&#x017F;en/ und den<lb/>
Brieff be&#x017F;tellen &#x017F;olte. Hierdurch wurden die<lb/>
Königliche Bott&#x017F;chafften und Befehl weit<lb/>
&#x017F;chneller/ weder durch den be&#x017F;ten Po&#x017F;t-Reuter<lb/>
be&#x017F;tellet. Als &#x017F;ie &#x017F;tarb/ ließ der König ihro eine<lb/>
ab&#x017F;onderliche Ehren-Begräbnis halten; und<lb/>
eine Säule zum Denckmal aufrichten.</p><lb/>
            <p>26. Jn der Jn&#x017F;ul Cipern/ &#x017F;iehet man ein<lb/>
kleines Vögelein <hi rendition="#aq">Pyrau&#x017F;ta</hi> genandt/ die&#x017F;es flie-<lb/>
get in der Schmidte Oefen/ und andern Feuer-<lb/>
&#x017F;tätten/ mitten zwi&#x017F;chen den Funcken und Flam-<lb/>
men des Feuers gantz unverletzt herum; wann es<lb/>
aber aus dergleichen Orten in die freye Lufft<lb/>
kompt/ So &#x017F;tirbt es/ und kan nicht lebendig blei-<lb/>
ben. <hi rendition="#aq">Bapt. Fulgo&#x017F;us.</hi></p><lb/>
            <p>27. Jn jetzt-gedachter Jn&#x017F;ul Cipern/ giebt<lb/>
es auch eine gantz be&#x017F;ondere Art kleiner Vögel/<lb/>
an Grö&#x017F;&#x017F;e und Ge&#x017F;talt einer Mei&#x017F;e gleichend/ von<lb/>
Farben grünlicht mit grau vermi&#x017F;chet. Die&#x017F;e<lb/>
Vögel kommen Jährlich in Menge in die Jn&#x017F;ul<lb/>
wann die Feigen beginnen zu reiffen/ von wel-<lb/>
chen &#x017F;ie &#x017F;ich nähren/ und dannenhero den Na-<lb/>
men bekommen/ daß &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Beccafighi</hi> genennet<lb/>
werden. Man fängt &#x017F;ie mit Leim-ruthen/ mei-<lb/>
&#x017F;tentheils wann die Lufft kühl/ und der Nort-<lb/>
Wind wähet: Wann aber der warme Sud-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r v</fw><fw place="bottom" type="catch">Wind</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[633/0795] Von der Natur. ſelbe gebrauchte er eben zu dergleichen Dienſt. Bey jedesmaliger ihrer Abfertigung/ muſte man den Ort benennen wohin ſie fliegen; und durch was Gegend ſie ihren Flug richten: End- lich auch/ wo ſie ſich nieder zulaſſen/ und den Brieff beſtellen ſolte. Hierdurch wurden die Königliche Bottſchafften und Befehl weit ſchneller/ weder durch den beſten Poſt-Reuter beſtellet. Als ſie ſtarb/ ließ der König ihro eine abſonderliche Ehren-Begräbnis halten; und eine Säule zum Denckmal aufrichten. 26. Jn der Jnſul Cipern/ ſiehet man ein kleines Vögelein Pyrauſta genandt/ dieſes flie- get in der Schmidte Oefen/ und andern Feuer- ſtätten/ mitten zwiſchen den Funcken und Flam- men des Feuers gantz unverletzt herum; wann es aber aus dergleichen Orten in die freye Lufft kompt/ So ſtirbt es/ und kan nicht lebendig blei- ben. Bapt. Fulgoſus. 27. Jn jetzt-gedachter Jnſul Cipern/ giebt es auch eine gantz beſondere Art kleiner Vögel/ an Gröſſe und Geſtalt einer Meiſe gleichend/ von Farben grünlicht mit grau vermiſchet. Dieſe Vögel kommen Jährlich in Menge in die Jnſul wann die Feigen beginnen zu reiffen/ von wel- chen ſie ſich nähren/ und dannenhero den Na- men bekommen/ daß ſie Beccafighi genennet werden. Man fängt ſie mit Leim-ruthen/ mei- ſtentheils wann die Lufft kühl/ und der Nort- Wind wähet: Wann aber der warme Sud- Wind R r v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/795
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/795>, abgerufen am 19.05.2024.