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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
im Lecken des Saltzes aller Gefahr/ und wird
dergestalt gefangen. Idem.

18. Jn dem Königreich Cauchin China,
hat es auch ein sonderlich Geschlecht der Affen/
Sing sing genandt. Diese pfleget man durch
eine vorgestellte Schale Weins/ dessen sie sehr
begierig/ zu fangen. Aus ihrem Blute wird
die allerköstlichste Purpur-Farbe bereitet. I-
dem.

19. Jn Palästina/ oder dem heiligen
Lande/ um die Gegend Nazareth/ enthält sich
ein Thier/ in Grösse wie ein starcker Hund/ hat
einen Kopff wie ein Beer; die Zunge stachlicht/
als wäre sie mit kleinen Fisch-Anglen besetzet/
dahero es/ das/ was es in Mund bekompt/ nicht
wider her aus geben kan. Den Füssen nach/
vergleichet es sich einem Hunde/ der Ursache sie
von etlichen wilde Hunde: Von den Arabern
aber Vahu genennet werden. Wann diß Thier
gegen Abend einen Menschen erblicket/ fället
denselben es hinterrucks an/ verletzet ihn aber
nicht/ sondern gehet nur allmählig vor ihm her/
nach seiner Höle. Der arme Mensch/ wann
zwischen Wegs niemand darzu kömpt/ folget
gleichsam bezaubert der Bestien biß dahin nach;
und daselbst wird er zerrissen/ und gefressen.
Des Nachts höret man es erbärmlich heulen/
also daß wer es nicht weis/ anders nicht glauben
würde/ denn es wäre eines betrengten Menschen-
Stimme/ der in äusserster Noth und Gefahr um

Hilff
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Von der Natur.
im Lecken des Saltzes aller Gefahr/ und wird
dergeſtalt gefangen. Idem.

18. Jn dem Königreich Cauchin China,
hat es auch ein ſonderlich Geſchlecht der Affen/
Sing ſing genandt. Dieſe pfleget man durch
eine vorgeſtellte Schale Weins/ deſſen ſie ſehr
begierig/ zu fangen. Aus ihrem Blute wird
die allerköſtlichſte Purpur-Farbe bereitet. I-
dem.

19. Jn Paläſtina/ oder dem heiligen
Lande/ um die Gegend Nazareth/ enthält ſich
ein Thier/ in Gröſſe wie ein ſtarcker Hund/ hat
einen Kopff wie ein Beer; die Zunge ſtachlicht/
als wäre ſie mit kleinen Fiſch-Anglen beſetzet/
dahero es/ das/ was es in Mund bekompt/ nicht
wider her aus geben kan. Den Füſſen nach/
vergleichet es ſich einem Hunde/ der Urſache ſie
von etlichen wilde Hunde: Von den Arabern
aber Vahu genennet werden. Wann diß Thier
gegen Abend einen Menſchen erblicket/ fället
denſelben es hinterrucks an/ verletzet ihn aber
nicht/ ſondern gehet nur allmählig vor ihm her/
nach ſeiner Höle. Der arme Menſch/ wann
zwiſchen Wegs niemand darzu kömpt/ folget
gleichſam bezaubert der Beſtien biß dahin nach;
und daſelbſt wird er zerriſſen/ und gefreſſen.
Des Nachts höret man es erbärmlich heulen/
alſo daß wer es nicht weis/ anders nicht glauben
würde/ denn es wäre eines betrengten Menſchen-
Stimme/ der in äuſſerſter Noth und Gefahr um

Hilff
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[599/0747] Von der Natur. im Lecken des Saltzes aller Gefahr/ und wird dergeſtalt gefangen. Idem. 18. Jn dem Königreich Cauchin China, hat es auch ein ſonderlich Geſchlecht der Affen/ Sing ſing genandt. Dieſe pfleget man durch eine vorgeſtellte Schale Weins/ deſſen ſie ſehr begierig/ zu fangen. Aus ihrem Blute wird die allerköſtlichſte Purpur-Farbe bereitet. I- dem. 19. Jn Paläſtina/ oder dem heiligen Lande/ um die Gegend Nazareth/ enthält ſich ein Thier/ in Gröſſe wie ein ſtarcker Hund/ hat einen Kopff wie ein Beer; die Zunge ſtachlicht/ als wäre ſie mit kleinen Fiſch-Anglen beſetzet/ dahero es/ das/ was es in Mund bekompt/ nicht wider her aus geben kan. Den Füſſen nach/ vergleichet es ſich einem Hunde/ der Urſache ſie von etlichen wilde Hunde: Von den Arabern aber Vahu genennet werden. Wann diß Thier gegen Abend einen Menſchen erblicket/ fället denſelben es hinterrucks an/ verletzet ihn aber nicht/ ſondern gehet nur allmählig vor ihm her/ nach ſeiner Höle. Der arme Menſch/ wann zwiſchen Wegs niemand darzu kömpt/ folget gleichſam bezaubert der Beſtien biß dahin nach; und daſelbſt wird er zerriſſen/ und gefreſſen. Des Nachts höret man es erbärmlich heulen/ alſo daß wer es nicht weis/ anders nicht glauben würde/ denn es wäre eines betrengten Menſchen- Stimme/ der in äuſſerſter Noth und Gefahr um Hilff P p iiij

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/747>, abgerufen am 10.06.2024.