Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Natur.
dieses erstmal für eine Zauberey/ zumalen ihnen
aus der Erfahrung wol bekandt war/ daß der
Strom dieser Enden/ sie nicht zuruck treiben
könte; doch vermochte niemand die Ursach zuer-
sinnen. Endlich nach Verfliessung vierzehen
Tage/ wird einsten der Schiffer unter der Vor-
Stäng am Schiffe/ eines grossen Fisch-
Schwantzes gewahr/ welcher sich also um das
Schiff geschlagen; mit dem Leibe aber unter
dem Kiel: Und mit dem Haupt unter dem Ru-
der sich hielte/ und also gegen aller Winde Krafft
ein so mächtiges Haupt-Schiff an seinem Lauff
nicht nur hemmete/ sondern gar zuruck triebe.
Die Schiff-Leute haben so lange mit Hacken
und eisern Stäben in dieses Fisches-Schwantz
gehauen/ und gestossen/ biß sie ihne abgeledigt/
und er das Schiff verlassen: Sie aber ihres
Lauffs fortfahren können. Lindschotten/ Ost-
Jnd. Reise.

34. Hierbey wird mit zugethan/ was
von dem bekandten Fisch Remora, den die Grie-
chen Exchineiden nennen/ unterschiedliche Au-
tores
gedencken/ daß nemlich dieser/ wiewol
nicht sonders grosse Wunder-Fisch/ soll können
ein Schiff/ wann er sich unten daran sauget/ an
seinem Lauff/ aufhalten. Athan. Kircherus,
de arte Magn.
hält dieses zwar für eine Fabel;
dahingegen aber Plinius, Scaliger, Aldrovan-
dus,
behaupten solches für eine Warheit/ und

wis-
O o ij

Von der Natur.
dieſes erſtmal für eine Zauberey/ zumalen ihnen
aus der Erfahrung wol bekandt war/ daß der
Strom dieſer Enden/ ſie nicht zuruck treiben
könte; doch vermochte niemand die Urſach zuer-
ſinnen. Endlich nach Verflieſſung vierzehen
Tage/ wird einſten der Schiffer unter der Vor-
Stäng am Schiffe/ eines groſſen Fiſch-
Schwantzes gewahr/ welcher ſich alſo um das
Schiff geſchlagen; mit dem Leibe aber unter
dem Kiel: Und mit dem Haupt unter dem Ru-
der ſich hielte/ und alſo gegen aller Winde Krafft
ein ſo mächtiges Haupt-Schiff an ſeinem Lauff
nicht nur hemmete/ ſondern gar zuruck triebe.
Die Schiff-Leute haben ſo lange mit Hacken
und eiſern Stäben in dieſes Fiſches-Schwantz
gehauen/ und geſtoſſen/ biß ſie ihne abgeledigt/
und er das Schiff verlaſſen: Sie aber ihres
Lauffs fortfahren können. Lindſchotten/ Oſt-
Jnd. Reiſe.

34. Hierbey wird mit zugethan/ was
von dem bekandten Fiſch Remora, den die Grie-
chen Exchineiden nennen/ unterſchiedliche Au-
tores
gedencken/ daß nemlich dieſer/ wiewol
nicht ſonders groſſe Wunder-Fiſch/ ſoll können
ein Schiff/ wann er ſich unten daran ſauget/ an
ſeinem Lauff/ aufhalten. Athan. Kircherus,
de arte Magn.
hält dieſes zwar für eine Fabel;
dahingegen aber Plinius, Scaliger, Aldrovan-
dus,
behaupten ſolches für eine Warheit/ und

wiſ-
O o ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0721" n="579"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/>
die&#x017F;es er&#x017F;tmal für eine Zauberey/ zumalen ihnen<lb/>
aus der Erfahrung wol bekandt war/ daß der<lb/>
Strom die&#x017F;er Enden/ &#x017F;ie nicht zuruck treiben<lb/>
könte; doch vermochte niemand die Ur&#x017F;ach zuer-<lb/>
&#x017F;innen. Endlich nach Verflie&#x017F;&#x017F;ung vierzehen<lb/>
Tage/ wird ein&#x017F;ten der Schiffer unter der Vor-<lb/>
Stäng am Schiffe/ eines gro&#x017F;&#x017F;en Fi&#x017F;ch-<lb/>
Schwantzes gewahr/ welcher &#x017F;ich al&#x017F;o um das<lb/>
Schiff ge&#x017F;chlagen; mit dem Leibe aber unter<lb/>
dem Kiel: Und mit dem Haupt unter dem Ru-<lb/>
der &#x017F;ich hielte/ und al&#x017F;o gegen aller Winde Krafft<lb/>
ein &#x017F;o mächtiges Haupt-Schiff an &#x017F;einem Lauff<lb/>
nicht nur hemmete/ &#x017F;ondern gar zuruck triebe.<lb/>
Die Schiff-Leute haben &#x017F;o lange mit Hacken<lb/>
und ei&#x017F;ern Stäben in die&#x017F;es Fi&#x017F;ches-Schwantz<lb/>
gehauen/ und ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ biß &#x017F;ie ihne abgeledigt/<lb/>
und er das Schiff verla&#x017F;&#x017F;en: Sie aber ihres<lb/>
Lauffs fortfahren können. Lind&#x017F;chotten/ O&#x017F;t-<lb/>
Jnd. Rei&#x017F;e.</p><lb/>
            <p>34. Hierbey wird mit zugethan/ was<lb/>
von dem bekandten Fi&#x017F;ch <hi rendition="#aq">Remora,</hi> den die Grie-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Exchineiden</hi> nennen/ unter&#x017F;chiedliche <hi rendition="#aq">Au-<lb/>
tores</hi> gedencken/ daß nemlich die&#x017F;er/ wiewol<lb/>
nicht &#x017F;onders gro&#x017F;&#x017F;e Wunder-Fi&#x017F;ch/ &#x017F;oll können<lb/>
ein Schiff/ wann er &#x017F;ich unten daran &#x017F;auget/ an<lb/>
&#x017F;einem Lauff/ aufhalten. <hi rendition="#aq">Athan. Kircherus,<lb/>
de arte Magn.</hi> hält die&#x017F;es zwar für eine Fabel;<lb/>
dahingegen aber <hi rendition="#aq">Plinius, Scaliger, Aldrovan-<lb/>
dus,</hi> behaupten &#x017F;olches für eine Warheit/ und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o ij</fw><fw place="bottom" type="catch">wi&#x017F;-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[579/0721] Von der Natur. dieſes erſtmal für eine Zauberey/ zumalen ihnen aus der Erfahrung wol bekandt war/ daß der Strom dieſer Enden/ ſie nicht zuruck treiben könte; doch vermochte niemand die Urſach zuer- ſinnen. Endlich nach Verflieſſung vierzehen Tage/ wird einſten der Schiffer unter der Vor- Stäng am Schiffe/ eines groſſen Fiſch- Schwantzes gewahr/ welcher ſich alſo um das Schiff geſchlagen; mit dem Leibe aber unter dem Kiel: Und mit dem Haupt unter dem Ru- der ſich hielte/ und alſo gegen aller Winde Krafft ein ſo mächtiges Haupt-Schiff an ſeinem Lauff nicht nur hemmete/ ſondern gar zuruck triebe. Die Schiff-Leute haben ſo lange mit Hacken und eiſern Stäben in dieſes Fiſches-Schwantz gehauen/ und geſtoſſen/ biß ſie ihne abgeledigt/ und er das Schiff verlaſſen: Sie aber ihres Lauffs fortfahren können. Lindſchotten/ Oſt- Jnd. Reiſe. 34. Hierbey wird mit zugethan/ was von dem bekandten Fiſch Remora, den die Grie- chen Exchineiden nennen/ unterſchiedliche Au- tores gedencken/ daß nemlich dieſer/ wiewol nicht ſonders groſſe Wunder-Fiſch/ ſoll können ein Schiff/ wann er ſich unten daran ſauget/ an ſeinem Lauff/ aufhalten. Athan. Kircherus, de arte Magn. hält dieſes zwar für eine Fabel; dahingegen aber Plinius, Scaliger, Aldrovan- dus, behaupten ſolches für eine Warheit/ und wiſ- O o ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/721
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/721>, abgerufen am 16.07.2024.